Es ist einer der großen Brocken im Rahmen der geplanten Steuerentlastung. Der Familienbonus, eine türkise Erfindung, wird ab dem kommenden Jahr angehoben. Pro Kind gibt es künftig einen Bonus in Höhe von maximal 2000 Euro pro Jahr. Daran ist auf den ersten Blick wenig auszusetzen. Familien zu stärken ist ein legitimes staatliches Ziel. Doch der Bonus hat einen Geburtsfehler. Eingebaut ist eine eklatante und ungerechtfertigte Ungleichbehandlung von Kindern.

Nicht alle Kinder können den Familienbonus voll ausnützen.
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Die Steuergutschrift über 2000 Euro kann nur voll ausnutzen, wer gut genug verdient. Laut einer Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung haben mehr als 160.000 Kinder im Land gar keinen Anspruch auf diesen Bonus, weil ihre Eltern im Jahr mindestens 330 Tage Mindestsicherung oder Arbeitslosengeld bezogen haben. Es kommen noch einmal mehr als 300.000 Kinder hinzu, deren Familien den Bonus nicht voll ausnützen können, weil die Eltern zu wenig dafür verdienen und zu wenig Steuern zahlen. Das ist insgesamt fast ein Drittel aller Kinder.

Die Idee der ÖVP dahinter ist klar. Wer viel leistet, sich anstrengt, soll finanziell belohnt werden. Aber dieser Ansatz ignoriert, dass viele Eltern sich anstrengen und hart arbeiten, aber dennoch nur in schlechtbezahlten Jobs unterkommen. Auch Langzeitarbeitslose wählen dieses Schicksal meist nicht freiwillig. Der Bonus sollte zuerst gerechter ausgestaltet sein. Danach kann man über eine Erhöhung diskutieren. (András Szigetvari, 19.10.2021)