
Der Aufnahmetest für das Medizinstudium fand vor Ort statt – mit strengen Sicherheitsmaßnahmen.
Seit über einem Jahr befinden sich Österreichs Studierende im Ausnahmezustand. Gelernt wurde in dieser Zeit zu Hause, hybrid oder unter strengen Corona-Sicherheitsmaßnahmen an der Hochschule selbst. Die Überprüfung der diversen G gehört mittlerweile so sehr zum Seminarbesuch wie das Eintragen in Anwesenheitslisten.
Doch wie ergeht es Studierenden in der Pandemie? Seit Mitte März 2020 alle Hochschulen in Österreich geschlossen wurden, untersucht ein Forschungsteam der Fakultät für Psychologie an der Universität Wien, welche Veränderungen die Pandemie für den Alltag der Studierenden und ihre Lernumwelt bedeutet hat. Nun liegen die ersten Ergebnisse der vierten Erhebung vor, die im Zuge des Projekts "Lernen unter Covid-19-Bedingungen" durchgeführt wurde.
Großteils problemlos
Demnach haben Studierende im Mittel keine Probleme mit dem Onlinelernen. Ein Großteil (87,8 Prozent) gab an, beim Studium mit den verwendeten digitalen Lehr- und Lernformen insgesamt gut zurechtzukommen, Schwierigkeiten gaben 12,2 Prozent an.
Etwa ein Viertel der Studierenden wünscht sich auch weiterhin Onlinelehre (28,7 Prozent); fast genauso viele (26,3 Prozent) würden künftig gerne darauf verzichten. 45 Prozent – also fast die Hälfte – würde eine Mischung aus Online- und Präsenzlehre bevorzugen.
Die Organisation des Lernens schätzen Studierende auf einer Skala von eins bis fünf nur mittelmäßig gut ein. Wobei sich kein Unterschied in der Studiendauer zeigte. Mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden gab an, sich fixe Lernzeiten im Tagesablauf zu reservieren. Denn: Je besser die Organisation gelingt, desto höher ist auch die Lernmotivation.
Wichtig für die Lernorganisation und das Wohlbefinden seien die "drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenzerleben, sozialer Eingebundenheit und Autonomie", heißt es in dem Papier der Uni Wien. Knapp 65 Prozent der Studierenden gaben an, sich zum Befragungszeitpunkt gut zu fühlen, auf 18 Prozent trifft das nicht zu. Das Wohlbefinden hängt aber nicht nur mit der Selbstorganisation zusammen, sondern auch damit, wie gut sich Studierende von der Hochschule über die Entwicklungen der Corona-Pandemie informiert und damit wie gut sie sich durch die Covid- Maßnahmen geschützt fühlten.
Vorteile nutzen
Künftig gelte es, so schlussfolgert das Forschungsteam, "die Vorteile der Onlinelehre mit jenen der Präsenzlehre zu verbinden". Das könne etwa passieren, indem große Lehrveranstaltungen online stattfinden, während kleinere – wie zum Beispiel Seminare – in Präsenz und zumindest hybrid angeboten würden.
Ausgewertet wurden die Antworten von 1732 Studierenden zwischen 18 und 67 Jahren, die an der freiwilligen Onlinebefragung von 21. Juni bis 31. Juli 2021 teilgenommen haben. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ. (Oona Kroisleitner, 20.10.2021)