Die Nachfrage ist groß, das Angebot an Einfamilienhäusern klein – das sorgt derzeit für enorme Preissteigerungen.

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Wien – Der durchschnittliche Preis für ein Einfamilienhaus in Österreich ist in den vergangenen fünf Jahren um 50,4 Prozent gestiegen. Ursachen dafür seien die Angebotsknappheit, die Inflation sowie der Drang, aufs Land zu ziehen, befeuert insbesondere auch durch die Pandemie, heißt es in einer Auswertung der Grundbuchdaten für das erste Halbjahr 2021. Immo United hat die Daten im Auftrag des Maklernetzwerks Remax erhoben.

"Grundbuch statt Sparbuch"

Auch bei manchen Eigentümern würde die Devise "Grundbuch statt Starbuch" vorherrschen, weshalb Verkaufstermine oft hinausgeschoben werden, berichtet Remax-Research-Experte Anton Nenning. Die Angebotsknappheit führte dazu, dass es das dritte Jahr in Folge zu einem Rückgang der Transaktionen kam.

Im ersten Halbjahr wurden genau 4.763 Einfamilienhäuser verbüchert, um 5,1 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im ersten Halbjahr 2018 waren es noch fast 6.000 Häuser. Der mengenmäßige Rückgang betraf fast alle Bundesländer, die Ausnahmen heißen Burgenland und Oberösterreich. Beim Transaktionsvolumen ging es aber in allen Bundesländern nach oben, insgesamt wurden rund 1,8 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 15,8 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020.

307.085 Euro im Schnitt

Der typische Preis für ein österreichisches Einfamilienhaus stieg von 2020 auf 2021 um 13,5 Prozent auf 307.085 Euro. In Tirol gingen die Preise regelrecht durch die Decke, was daran lag, dass im ersten Halbjahr 2020 im Bezirk Kitzbühel sehr wenige (35), 2021 aber wieder sehr viele Häuser gehandelt wurden, nämlich 75. Im ohnehin schon teuersten Bezirk stieg der typische Hauspreis dadurch innerhalb eines Jahres um 39,1 Prozent auf nunmehr fast 2,1 Millionen Euro. Und das wirkte sich auch auf den gesamten Tiroler Markt wesentlich aus, der Durchschnittspreis stieg um 301.367 Euro auf 825.326 Euro, das sind mehr als in Wien (779.977 Euro) und auch weit mehr als in Vorarlberg (581.098 Euro).

Für das kommende Jahr erwartet Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer eine leichte Entspannung, "sowohl beim Angebot als auch beim Preis". Grundsätzlich erfreue sich das Einfamilienhaus in Österreich aber weiterhin großer Beliebtheit.

Teurer Hausbau steigert Nachfragedruck

Laut Nenning haben die starken Preissteigerungen auch damit zu tun, dass "die Alternative zum Hauskauf, der Hausbau, aufgrund der stark gestiegenen Grundstückpreise und der ebenso explodierenden Hausbaupreise für so manche außer Reichweite gerückt ist", und das erhöhe eben den Nachfragedruck bei den Gebrauchtimmobilien. In manchen Gegenden seien vor gut zehn Jahren gebrauchte Einfamilienhäuser mit Preisen über 250.000 Euro im Wettbewerb zum Neubau gestanden, diese Grenze habe sich mittlerweile auf über 350.000 Euro verschoben.

"Und nicht zuletzt sind die Immobilien nicht mehr dieselben", so Nenning. "Die vor zehn Jahren verkauften Häuser sind meist in den 1950er- und 1960er-Jahren gebaut worden. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt bei Objekten aus den 1970er- und teilweise den 1980er-Jahren – wesentlich größer und deutlich aufwendiger gebaut, und schon allein deswegen wesentlich mehr wert." (red, 20.10.2021)