Durch die Corona-Pandemie boomen Verschwörungstheorien nach wie vor. Zumeist ist das Umfeld schockiert davon, wie rasch sich bei manchem Familienmitglied oder Freund ein Gesinnungswandel vollzogen hat.

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Bereits im Mai präsentierte die Bundesstelle für Sektenfragen einen Sonderbericht. Grund dafür war der Boom an Verschwörungstheorien, der seit Ausbruch der Corona-Pandemie beobachtet wurde. Die Theorien würden nicht nur häufiger, sondern auch irrationaler und extremer, schilderte die Leiterin der Bundesstelle, Ulrike Schiesser, damals. Angekündigt wurde im Mai deswegen, mit einer Informationskampagne in sozialen Netzwerken gegenzusteuern.

Stoff für Konflikte

Das Abdriften in das Verschwörungsmilieu ist allerdings ungebrochen, wie aus dem Jahresbericht der Bundesstelle für Sektenfragen hervorgeht. Bereits ab dem ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres wurden sowohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stark kritisiert als auch zunehmend Fehlinformationen, Fake-News und Verschwörungstheorien insbesondere über Social Media verbreitet, was laut Sektenstelle rasch zu Konflikten in Familien, im Freundeskreis sowie dem beruflichen Umfeld geführt habe.

Kein neues Phänomen

"Dass Menschen an Verschwörungstheorien glauben, ist kein neues Phänomen, aber gerade im vergangenen Jahr ist vieles durch die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie die Demonstrationen von Corona-Leugnern an die Oberfläche getreten", sagt Kanzleramtsministerin Susanne Raab (ÖVP). Sie legte den Bericht am Mittwoch beim Ministerrat vor.

Raab: Gefahr darf nicht unterschätzt werden

Problematisch sei laut Raab, wenn es Gewaltbereitschaft gebe, rechtsextreme und antisemitische Hassbotschaften verbreitet werden oder es im äußersten Fall zu Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten oder die Polizei kommt. "Die Gefahr von Verschwörungstheorien darf nicht unterschätzt werden. Es geht nicht um eine harmlose Spinnerei, sondern um eine brandgefährliche Gefahr für die Grundpfeiler unserer Demokratie."

Exkurs zu Staatsverweigerern

Im Jahr 2020 fanden laut Bericht insgesamt 4.241 fachspezifische Kontakte (Information und Beratung) mit 1.637 Personen statt. Mit rund 65 Prozent fanden knapp zwei Drittel dieser Kontakte schriftlich statt, etwas mehr als ein Drittel telefonisch oder online. Nicht zuletzt aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Regelungen fanden nur knapp zwei Prozent der Kontakte in persönlichen Gesprächen statt.

Neben der Konzentration auf die breite Palette an Fällen von Verschwörungstheorien gibt es im Bericht auch einen Exkurs zu Staatsverweigerern. (red, 20.10.2021)