Der Gründer von "Girls Do Porn" ist weiterhin auf der Flucht.

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Hunderte Frauen brachte die Plattform "Girls Do Porn" ab 2009 mit manipulativen Methoden und falschen Versprechen dazu, als Darstellerinnen in Pornoproduktionen teilzunehmen. Unter anderem kürzten die Verantwortlichen kurzfristig Zahlungen und machten Videos unvereinbart einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Es folgten Klagen, und zwar nicht nur gegen die Betreiber und Darsteller, sondern auch gegen Mindgeek, den Mutterkonzern von Pornhub. Dort waren Teile der Videos zu finden.

Letzteres Unternehmen hat nun einen Vergleich mit 49 US-Amerikanerinnen und einer Kanadierin geschlossen, die in "Girls Do Porn"-Filmen aufgetreten sind, berichtet "Heise". Der Konzern zahlt den Frauen eine Entschädigung in unbekannter Höhe, damit diese ihre Sammelklage fallen lassen.

Zugang für Millionen Menschen

Denn: Neben der Veröffentlichung auf einer eigenen Webseite wurden Videoausschnitte auch auf Pornhub gestellt und waren kostenfrei für Millionen Nutzer abrufbar. Ein Teil der dadurch generierten Werbeeinnahmen reichte die Plattform an die Uploader weiter. Und das, so der Vorwurf der Klägerinnen, obwohl Pornhub spätestens seit Herbst 2016 über das Vorgehen ebendieser Bescheid gewusst haben soll. Dennoch sollen entsprechende Inhalte noch im Dezember 2020 und somit bei Einreichung der Klage auf der Webseite zu finden gewesen sein.

Damals geriet Pornhub bereits in massive Kritik, weil ein "New York Times"-Bericht die Verbreitung missbräuchlicher Inhalte offenlegte, darunter auch Videos mit Minderjährigen. Nachdem kurz darauf die Zahlungsdienstleister Mastercard, Visa, American Express und Paypall ihre Services abdrehten, reagierte das Unternehmen mit der Löschung aller Videos aus nicht verifizierten Quellen.

Die oben genannten 50 Klägerinnen hatten jeweils eine Million US-Dollar, insgesamt also 50 Millionen Dollar, gefordert. In einem früheren Verfahren sprach ein kalifornisches Gericht 22 Opfern hingegen nur 13 Millionen Dollar zu.

Offene Strafverfahren

Unterdessen ist es teils noch immer unklar, wie die Strafverfahren gegen die "Girls Do Porn"-Betreiber ausgehen werden. Erst im Juni dieses Jahres wurde zwar der Darsteller Ruben Andre G., zu sehen in den meisten Videos, zu 20 Jahren Haft verurteilt. Zuvor bekannte er sich der sexuellen Ausbeutung durch Gewalt, Täuschung und Überredung schuldig. Zwei weiteren Männern und einer Frau steht das Verfahren hingegen noch bevor.

Während sich zwei von ihnen inzwischen teilweise schuldig bekannten, befindet sich der Gründer Michael Pratt weiterhin auf der Flucht. Er steht auf der Most-Wanted-Liste des FBI, das inzwischen ein Kopfgeld von 50.000 Dollar für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen könnten, ausgesetzt hat. (red, 20.10.2021)