Das 39. Abenteuer von Asterix und Obelix spielt in der Kälte.

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Die Kälte lässt den Zaubertrank gefrieren und seine Wirkung verlieren. Das rächt sich im Wilden Osten, wo der Druide Miraculix einem Schamanen zu Hilfe eilt. Und der Frost macht die Römer "ganz steif", klagt Obelix, wenn er sich mit ihnen schlägt. Da die Gallierfreunde schon beim 39. Band angelangt sind, brauchen die Keilereien nicht mehr explizit zu sein. Ein Bild von Römern mit Blessuren genügt, um zu wissen, wessen Weg die Römer gekreuzt haben: Asterix, Jahrgang 1959, aber sonst alterslos, ist wieder unterwegs.

Sein neues, heute erscheinendes Abenteuer trägt Trauerflor: Es ist das erste Gallier-Epos ohne Texter René Goscinny (gestorben 1977) und ohne den Zeichner und Autor Albert Uderzo. Das Nachfolgeduo Jean-Yves Ferri / Didier Conrad, das bei seinem fünften Album angelangt ist, spürte erstmals nicht Uderzos wachsames Auge über ihrer Arbeit, er ist im Vorjahr gestorben.

Caesars Legionäre

In der neuen Geschichte ist alles da: Klamauk und Gags ("Ein Wolf!" – "Kann man Wölfe essen?"), lateinische Sprichwörter und Gegenwartsbezüge: Für das Betreten des Römerlagers ist keine Losung, sondern ein "Passwort" erforderlich, der Plot gut. Diesmal machen sich Caesars Legionäre und die Gallier unabhängig voneinander auf in die "eisige, endlose Steppe, gehüllt in dicken Nebel", wie es zu einem völlig weißen Bild heißt.

Beide Parteien suchen dasselbe –den furchtbaren Greif. "Halb Adler, halb Löwe, mit Pferdeohren – eine echte Legende", sagt ein Römerkenner. "Genau wie ich", sagt Caesar und entsendet den Geografen Globulus, der dem französischen Starautor Michel Houellebecq gleicht.

Mit von der Partie ist Fakenius, der Verschwörungstheoretiker, dem es verdächtig vorkommt, dass die Sonne im Osten aufgeht. Die Römer halten sich für die Herren der Zivilisation, haben aber Angst, auf ihrer Reise zum Steppenvolk der Sarmaten vom Rand der Erde zu fallen.

Kalaschnikowa

Doch wer zum Teutates sind die Sarmaten? Ein vergessenes Volk, das vergorene Stutenmilch trinkt, was Obelix sauer aufstößt, und in seinen Jurten im Einklang mit der Natur lebt. Die Hosen haben die Frauen an, allen voran die Kriegerinnen Matrjoschkowa, Supernowa und Kalaschnikowa. Die Männer machen den Abwasch, und natürlich schnappt sich Casanowa gleich Obelix, der puterrot anläuft.

Dann startet die Suche nach dem Greif. Die Spannung wird unerträglich, wenn durch die klirrende Nacht Grummelgrogrumm-Töne schallen, die den Römern das Blut gefrieren lassen. Aber es war nur Obelix. Ohne das hollywoodreife Ende zu enthüllen: Die Richtigen gewinnen, die Bösen verlieren.

Prinzessin aus Schanghai

Anders der Pariser Großverlag Hachette, an den Uderzo die Asterix-Rechte 2008 abgetreten hat. Heft 39 wird mit seiner Monsterauflage einige Sesterzen einspielen. Für 2022 ist der neue, 65 Millionen Euro schwere Asterix-Spielfilm Das Reich der Mitte geplant. Er ist auf den chinesischen Markt gemünzt, sucht doch eine Prinzessin aus Schanghai das Gallierdorf auf.

Na ja. Mit Netflix – nomen est omen – hat der Verlag die Produktion einer Trickfilmserie beschlossen. Hachette wird den gallischen Goldesel nicht in Pension schicken. Erst wenn Asterix weiße Haare hat. (Stefan Brändle, 21.10.2021)