Jasmina Kuhnke verweigert die Frankfurter Buchmesse wegen eines neurechten Verlags. Die Messe reagierte, dass "Verlage, die sich im Rahmen der Rechtsordnung bewegen, (...) ausstellen können, auch wenn wir ihre Ansichten nicht teilen".

Foto: Marvin Ruppert / Rowohlt

"Ich rede nicht mit Nazis. Ich höre Nazis nicht zu. Ich lese keine Bücher von Nazis."

Mit diesen Worten sagte Jasmina Kuhnke ihren Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse ab. Die deutsche Autorin mit senegalesischem Vater sollte ihren ersten Roman Schwarzes Herz vorstellen. Darin erzählt sie von einer schwarzen jungen Frau, die in den 1990ern in Deutschland aufwächst – diesen biografischen Umstand teilt die Heldin mit der 1982 in Hagen geborenen und aufgewachsenen Autorin. Die familiären Verhältnisse in Schwarzes Herz sind schwierig, in der Schule erlebt das Mädchen Ausgrenzung, Neonazis treten auf, später folgen gewalttätige Beziehungen. In diesem rassistischen Strudel ("Ist deine Pisse eigentlich auch braun?") droht die Erzählerin unterzugehen.

Allerdings sollte Kuhnke diese Geschichte auf einer Bühne präsentieren, neben der ein neurechter Verlag – Jungeuropa – seinen Stand bezogen hat. Ein No-Go für sie. Andere Autorinnen dunkler Hautfarbe sind ihr inzwischen gefolgt.

Kuhnke kämpft diesen Kampf schon lange. Rassistische Beleidigungen wie solche, die sie in ihrem Buch beschreibt, hat sie selbst erlebt. Schon als Kind begann sie, mit Humor zu reagieren. "Meine Mutter hat mich zu lange im Ofen vergessen", nannte sie dem Spiegel 2020 als eine ihrer frühen hilflosen Reaktionen.

Hilflos ist Kuhnke nicht mehr. Sie begann, sich über Sport Selbstbewusstsein zu holen, engagierte sich bei Amnesty International. Sie arbeitet als Comedy-Autorin fürs Fernsehen – für Carolin Kebekus und Kochshows – und schreibt eine Kolumne für ein Satiremagazin.

Hoher Preis

Auf Twitter folgen ihrem Profil Quattromilf fast 110.000 Nutzer, dort teilt sie mit spitzer Feder diskriminierende Erlebnisse, die sie als schwarze Frau in Deutschland macht. Der Preis, den sie dafür zahlt, ist hoch. Zu Jahresanfang wurde ihr im Tagesspiegel vorgeworfen, sie hätte aus der "Mission ‚Rassismus bekämpfen‘ (...) ein privates Geschäftsmodell gemacht".

Immer wieder versuchen Gegner Kuhnkes an ihre Adresse zu gelangen. Im Februar wurde in einem Video ihr Kölner Wohnhaus publik gemacht, verbunden mit dem Aufruf, "Jasmina zu massakrieren". Von der Polizei wurde ihr daraufhin geraten, sich von Twitter abzumelden. Kuhnke zog schließlich mit ihrem Mann und den vier Kindern um.

In einem Podcast hatte sie einmal gesagt: "Ich habe mich entschieden, diese Kinder zu bekommen. Und dann muss ich auch für sie kämpfen. Das ist der Deal." (Michael Wurmitzer, 20.10.2021)