Es läuft nicht rund bei den Metallerlohnverhandlungen. Noch haben sich die Verhandler nicht zusammengerauft.

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Den Rammbock machen am Donnerstag die Metaller. Sie versammeln sich zu ihrer dritten und, wie man hört, entscheidenden Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für 130.000 Beschäftigte in der Metallverarbeitungsindustrie. Für die gut 600.000 Handelsangestellten steigt die Gewerkschaft der Privatangestellten das erste Mal in den Ring.

Da die Metallgewerkschafter ihr Säbelrasseln mit Betriebsrätekonferenzen bereits verstärkt haben, ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss. Kommen Arbeitgeber und -nehmer im Tauziehen, das bis spät in die Nacht dauern kann, auf keinen grünen Zweig, wollen die Arbeitnehmervertreter im Repertoire an gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen die nächste Eskalationsstufe betreten: Betriebsversammlungen, die bis zu Behinderungen der Produktionsabläufe gehen können – dies dann in allen Branchen der Metallindustire von Bergbau/Stahl bis Fahrzeugindustrie. Der ÖGB soll nächste Woche einen vorsorglichen Streikbeschluss absegnen.

Harte Verhandlungen

An diesem wohlgeübten Szenario wollen Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer und sein Co-Verhandler von der Privatangestelltengewerkschaft GPA, Karl Dürtscher, festhalten, daran lassen sie keinen Zweifel. Es stehen harte Verhandlungen bevor, davon ist auszugehen. Denn die Verhandlungspartner trennen Welten. Die Arbeitgeber haben zuletzt eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,2 Prozent angeboten. Das sei deutlich mehr, als es in den Monaten seit dem Abschluss vor einem Jahr an Inflation gegeben habe. Dazu muss man wissen, dass die Metaller üblicherweise die Inflation von September bis Ende August, also dem Zeitraum unmittelbar vor der Herbstlohnrunde, als Maßstab heranziehen. Das wären heuer 1,9 Prozent.

Allerdings, hier beginnt es sich zu spießen, ist die Inflation – angeheizt von massiven Preissteigerungen bei fossiler Energie – in den vergangenen drei Monaten deutlich gestiegen, inzwischen übersteigt sie drei Prozent. Die Herbstprognose der Wirtschaftsforscher für die Konjunktur sorgt zudem für Verunsicherung. Denn das Wifo nimmt die Jahresinflation für heuer mit 2,8 Prozent an, das Institut für Höhere Studien aber nur mit 2,3 Prozent. Diese Bandbreite könnte die Unternehmen bei den Lohnverhandlungen also Millionen kosten

"Wirtschaftliche Realität"

Das Angebot orientiere sich an den "wirtschaftlichen Realitäten", wird der Fachverband Metalltechnische Industrie, in dem Maschinenbau- und Metallverarbeitungsunternehmen versammelt sind, nicht müde zu betonen. Über die alternativ angebotene Erhöhung der Zulagen für die zweite Schicht – diesfalls würde die Erhöhung der Mindest- und Ist-Gehälter sinken – wollen die Gewerkschafter nicht einmal verhandeln. Es stelle keine adäquate Antwort auf den Fachkräftemangel dar, die unbeliebte Schichtarbeit gleich unattraktiv zu belassen.

Noch ist kein Ergebnis in Sicht beim Feilschen um die Lohnerhöhung der Metaller.
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Die Anhebung würde über die kommenden drei Jahre allerdings eine Steigerung von rund 60 Prozent bedeuten, kontern die Arbeitgeber unbeeindruckt. Außerdem wolle man die Arbeitszeiten nicht verschlechtern, sondern flexibilisieren. Das sei angesichts der Lieferkettenprobleme und Auftragsschwankungen ein Gebot der Stunde, betonte Arbeitgebersprecher Christian Knill mit Verweis auf das monatliche Durchschnittsgehalt in der Branche von 4447 Euro. Nach dem größten Umsatzeinbruch seit Jahrzehnten müsse man in Ruhe arbeiten und so Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze sichern.

Reallohnverluste

Was die von den Gewerkschaften stets geforderten Reallohnzuwächse betrifft, waren die Metaller in den vergangenen Jahren besser bedient als das Gros der unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich. Seit der Wirtschaftskrise 2010 gab es vier Jahre mit Reallohnverlusten, voraussichtlich auch heuer – sofern sich die Teuerungsrate an die Prognosen hält (siehe Grafik). Bei einem BIP-Wachstum von 4,4 Prozent und 4,8 Prozent im Jahr 2022 sowie einer Inflation zwischen 2,6 und 3,0 Prozent (2022) ist klar, dass die Arbeitnehmer nahe zum Dreier vor dem Komma kommen wollen.

Im Handel gab es im vergangenen Jahrzehnt fünf Jahre mit Reallohnverlusten – allerdings auf einem teils deutlich niedrigeren Lohnniveau als in der Industrie. (Luise Ungerboeck, 21.10.2021)