Wolfgang Bachmayer gründete OGM bereits 1976. Das Unternehmen zählt zu den bekanntesten Markt- und Meinungsforschungsinstituten Österreichs.

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Die Inseratenkorruptionsaffäre sorgt nicht nur in Politik und Journalismus für Aufregung, sondern auch in der Markt- und Meinungsforschung. Immerhin sind mit Ex-Ministerin Sophie Karmasin (ÖVP) und Sabine B. zwei Meinungsforscherinnen Beschuldigte. B. soll Umfragen im Sinne der ÖVP erstellt haben, diese sollen in der Zeitung "Österreich" mit entsprechender Berichterstattung erschienen sein, und B. soll alles über für das Finanzministerium erstellte Studien abgerechnet haben – also mittels Scheinrechnungen –, so die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Rauswurf wegen fehlender Qualität

Dass die Branche schwer getroffen ist, zeigte schon die deutliche Reaktion des Gallup-Instituts, wo B. und Karmasin einst tätig waren. Dort wurde öffentlich klargestellt, dass B. 2015 "fristlos" entlassen worden sei. Auch der Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI) distanzierte sich: Weder B. noch Karmasin seien jemals Mitglieder gewesen. Laut VdMI-Vorsitzender Edith Jaksch habe B. zwar Mitglied werden wollen, sie sei aber abgelehnt worden.

Nun sorgen die Vorwürfe und Ermittlungen für weitere Konsequenzen: Der VdMI trennte sich laut "Heute" und Ö1-"Morgenjournal" bereits am Montag vom OGM-Institut. Der Grund: Bei einer für den "Kurier" erstellten Sonntagsfrage seien die Qualitätskriterien nicht eingehalten worden. Diese sehen unter anderem vor, dass Befragungen nicht ausschließlich online stattfinden dürfen, was in diesem Fall aber geschehen sei. Man habe OGM-Chef Wolfgang Bachmayer zur Rede gestellt, dieser habe sich aber nicht einsichtig gezeigt, so Jaksch. Deswegen erfolgte der Rauswurf.

Bachmayer erkennt Kritik nicht an

Bachmayer, der einst selbst an der Erstellung der Qualitätskriterien mitgearbeitet hatte, hält diese nicht mehr für zeitgemäß. Kaum jemand sei noch auf dem Festnetz zu erreichen. Der VdMI sei erstens eine unverbindliche Vereinigung, und zweitens habe er den Hinweis "Online ist besser als Mix-Mode" nicht eingebracht, weil er wisse, dass Vertreter von Telefondienstleistungsanbietern im VdMI sitzen würden. Das sei etwa bei Vorständin Jaksch der Fall. "Offensichtlich ist da der Blick auf das eigene Geschäft nicht unwichtig", sagte Bachmayer am Donnerstag im "Morgenjournal".

Allerdings: Der Rauswurf erfolgte im sechsköpfigen Vorstand einstimmig. "Das ist richtig, aber die Initiative ging von der Frau Jaksch aus", lässt sich Bachmayer, der OGM 1976 gründete, nicht beirren.

Jaksch hält Vorwürfe für "absurd"

Jaksch weist den Vorwurf entschieden zurück. "Das ist absurd. Ich bin Vertreterin des VdMI und spreche weder für mich noch für die Telefondienstleister." Die Kriterien des Methoden-Mix würden sich ausschließlich auf eine Fragestellung, nämlich die Sonntagsfrage, beziehen. "Die Erhebung der Sonntagsfrage ist für kein Institut ein wirtschaftlicher Faktor, aber die Sonntagsfrage steht bei den Qualitätskriterien zu Recht im Fokus. Die Anwendung des Methoden-Mix bei der Sonntagsfrage steht innerhalb des Verbandes bei allen Mitgliedern außer Streit", so Jaksch. (lhag, 21.10.2021)