Am Mittwoch wurde eine Frau tot in einem Einfamilienhaus in Niederösterreich gefunden. Nach dem Täter wird weiterhin gefahndet, es soll sich um einen Polizeibeamten handeln (Symbolbild).

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Nachdem am Mittwochnachmittag eine 42-jährige Frau in Deutsch-Brodersdorf in der Marktgemeinde Seibersdorf (Bezirk Baden) von Angehörigen tot aufgefunden wurde, geht die Suche nach dem Täter weiter. Im Verdacht steht der 44-jährige Lebensgefährte der Frau, ein Polizeibeamter.

Obduktion angeordnet

Die Hinweise auf ein Gewaltverbrechen hätten sich bestätigt, sagte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner Donnerstagfrüh. Es werde wegen des Verdachts des Mordes ermittelt, eine Obduktion angeordnet worden sei. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau erdrosselt oder erwürgt wurde.

Cobra fahndet mit

Es gebe in dem Fall keine Hinweise auf eine Gefährdung anderer Personen, sagte der Sprecher. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass der verdächtige seine Dienstwaffe bei sich trage. Schwaigerlehner bestätigte, dass das Auto des Verdächtigen in einem Windschutzgürtel in Moosbrunn (Bezirk Bruck a. d. Leitha) gefunden wurde. An der Fahndung nach dem Polizeibeamten waren neben Beamten des niederösterreichischen Landeskriminalamts auch das Einsatzkommando Cobra und die Bereitschaftseinheit beteiligt. Die Suche gestalte sich schwierig, hieß esvam Nachmittag. Das weitläufige Gebiet sei dicht bewachsen.

Reaktionen aus der Politik

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner zeigte sich betroffen. Fast jeden Monat würden zwei Frauen von ihren Partnern bzw. Ex-Partnern ermordet. "Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen. Es braucht dringend nachhaltige Maßnahmen, die diese Gewaltspirale beenden", betonte Holzleitner in einer Aussendung. Sie erneuerte die Forderung nach 228 Millionen Euro für den Gewaltschutz und die Umsetzung der Istanbul-Konvention, 3.000 zusätzliche Vollzeitstellen in den Gewalt- und Opferschutzeinrichtungen sowie die Wiedereinführung von regelmäßigen Fallkonferenzen.

"Außerdem fordern wir SPÖ-Frauen die tägliche Veröffentlichung der Gewaltzahlen in den österreichischen Medien, wir müssen die Gewaltverbrechen gegen Frauen sichtbar machen", so Holzleitner weiter. Konkret sollten Betretungs- und Annäherungsverbote ähnlich der Impfstatistik bzw. Neuinfektionen kundgemacht werden.

"Wir müssen beim Schutz von Frauen endlich mehr machen – schneller und umfassender! Wer das universelle Problem der Männergewalt nicht erkennt, nicht klar benennen kann, der wird auch nicht die richtigen Maßnahmen setzen", sagte Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter in einer Aussendung. Der Gewaltschutzsektor sei bis heute chronisch unterfinanziert, die Umsetzung konkreter Gewaltschutzmaßnahmen zu langsam und intransparent.

Wie viele Frauen 2021 getötet wurden

In ersten Berichten war vom 22. mutmaßlichen Frauenmord in Österreich in diesem Jahr zu lesen. Die Basis für diese Zahl liefert eine Liste der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, die Tötungen und besonders schwere Gewalt an Frauen dokumentieren. In der Aufzählung enthalten sind allerdings auch zwei Fälle, bei denen nicht klar ist, ob es sich um einen gemeinsam geplanten Suizid handelte. Bei einem Fall wurde Fremdverschulden weder bestätigt noch ausgeschlossen.

In der EU waren 2019 mehr als ein Drittel der Mordopfer Frauen. In Österreich lag der Anteil bei mehr als 50 Prozent und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt, wie aus Daten der Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Nur Zypern (67 Prozent), Lettland (63) und Malta (60) verzeichneten demnach einen noch höheren Wert, in Schweden und Estland lag er indes bei 23 Prozent.

Fünf Verurteilungen wegen Mordes

Die Bezeichnung Frauenmord darf freilich erst nach einer entsprechenden Verurteilung verwendet werden, da es sich bei Mord um ein strafrechtliches Delikt handelt. Im Fall der 2021 gezählten Taten wurden bisher fünf Männer wegen Mordes verurteilt – zuletzt wurde der langjährige Partner einer 35-jährigen Trafikantin in Wien rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er sie an ihrem Arbeitsplatz angezündet hatte.

Wofür der Begriff Femizid steht

Im Zusammenhang mit Tötungen von Frauen wird auch häufig von Femiziden gesprochen bzw. geschrieben. Der Begriff beschreibt die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts bzw. aufgrund von "Verstößen" gegen traditionelle soziale und patriarchale Rollenvorstellungen. (APA, hag, 21.20.2021)