Wie können Klimaziele erreicht werden? Diese Frage ist dringlich zu beantworten, wenn man den jüngsten Bericht des Weltklimarats (IPCC) liest. Will die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad reduziert werden, müssen die globalen Treibhausgasemissionen rasch gesenkt werden. Aus diesem Grund will sich die Weltgemeinschaft auch von Kohlekraftwerken verabschieden. Vielfach wird auf erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie gesetzt, die sind aber eben auf Wind und Sonne angewiesen und somit nicht grundlastfähig. Österreich hat viele Wasserkraftwerke, die zum einen den Vorteil haben, dass sie grundlastfähig sind, und zum anderen eine erneuerbare Energiequelle sind. Aber nicht alle Länder in der Europäischen Union setzen darauf.

Für 14 EU-Staaten bedeutet Atomkraft das Mittel zum Zweck, und Frankreichs Forderung geht sogar so weit, dass Atomkraft als grüne Energie eingestuft werden soll, um den Ausbau zu fördern. Im österreichischen Umweltministerium erwägt man eine Klage, sollte die EU Atomenergie als grüne Energie einstufen. Zahlreiche Argumente sprechen dagegen: von einem möglichen Super-GAU bis zum ungelösten Problem der Endlagerung von Atommüll. Allerdings würde der Ersatz von Atomkraftwerken durch fossile Energiequellen den CO2-Ausstoß dermaßen vergrößern, dass die Klimaziele in weite Ferne rücken würden. So lautet auch der Schluss des Weltklimarats, dass ohne Atomenergie diese Ziele nicht erreicht werden können.

Soll Atomkraft als grüne Energie eingestuft werden?
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Wie argumentiert die STANDARD-Community in dieser Frage?

Pro von "coys123"

"Das Problem aus meiner Sicht ist auch, dass Know-how verloren geht. Hätte man die Atomforschung weiter vorangetrieben und nach Tschernobyl nicht auf Eis gelegt, wären in diesem Bereich massive Fortschritte möglich gewesen. So macht sich Europa nur in einem weiteren Thema abhängig von anderen Industriegrößen. Ich kann die Angst des Otto-Normalos vor dem Super-GAU verstehen. Allerdings beruht diese Angst auf Hollywood-Blockbustern, der Nein-zu-Atomkraft-Facebook-Sticker Kampagne und Gegenlobbys. Mit wirklicher Aufklärung hat das nichts zu tun. Gerade wenn man bedenkt, dass wir massig importieren."

Kontra von "H0ktar"

"Atomkraft ist – wenn man alles von Kraftwerksbau, Brennstoffanreicherung, Betrieb, Abfallabtransport bis zur Endlagerung, Abriss und Dekontamination mit einrechnet und staatliche Subventionen rausrechnet – weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Atomenergie hat aktuell genau einen wirklichen Vorteil: Sie bringt viel Energie auf verhältnismäßig wenig Platz. Wir müssen halt einiges in die Forschung stecken, um das zu ändern. Jetzt zu behaupten, Atomenergie wäre die Lösung, ist aber Schwachsinn. (Realistisch nutzbare) MSR-Reaktoren, mit denen gern argumentiert wird, kommen laut Wissenschaft nicht vor 2050, heißt real 2070. Andere Gen4-Reaktoren nicht vor 2030, heißt realistisch 2050."

Wie ist Ihre Position in dieser Debatte?

Was spricht für und was gegen Atomkraft als grüne Energie? Wie können Ihrer Meinung nach Klimaziele erreicht werden? Und was wären Sie bereit, in Kauf zu nehmen, damit die CO2-Emissionen reduziert werden? (wohl, 25.10.2021)