Rapid bejubelt das 2:1.

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Die Zagreber Fans waren teilweise übermotiviert.

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Es ist erst ein paar Tage her, da hatte Rapids Kapitän Maximilian Hofmann in der ersten und zweiten Emotion festgestellt: "Wir sind verblödet." Es war am Sonntag, Rapid erreichte bei Austria Klagenfurt nur ein 1:1. Trotz 70-minütiger Überzahl. Die Europa League drängte sich förmlich auf, das Gegenteil zu beweisen. Wobei die bisherigen Ergebnisse in der Gruppe H auch nicht sehr gescheit waren: 0:1 daheim gegen Genk, 0:2 in London gegen West Ham.

Aber Trainer Didi Kühbauer läutete im Vorfeld der Partie gegen Dinamo Zagreb einen Reifeprozess ein, als er versicherte: "Wir können die Tabelle lesen. Wenn wir in der Gruppe dabeibleiben wollen, müssen wir einen Dreier einfahren." Fußball ist verdrängen, vergessen. "Ich kann mich gar nicht erinnern, was am Wochenende war, ich lebe nicht in der Vergangenheit, wir haben die Dinge aufgearbeitet."

Windböen und neun Dodeln

Die Gegenwart war also der Donnerstagabend, das Beisammensein mit dem kroatischen Serienmeister Dinamo Zagreb. Der Rahmen passte, ein praktisch ausverkauftes Allianz-Stadion. Voll besetzt war es mit 22.300 Zuschauern freilich nicht, speziell im Block West gab es Lücken. In Wien gilt bei Großveranstaltungen die 2G-Regel, getestet zählt nicht. Windböen störten etwas, aber der präzise Pass über 70 Meter zählt ohnedies nicht zu Rapids Spezialitäten.

Für den verletzten Dejan Petrovic rückte Emanuel Aiwu in die Startelf, Kelvin Arase ersetzte Thierno Ballo, die neun anderen waren die Dodeln von Klagenfurt. Aber auch sie haben vergessen. Erwähnenswert war, dass die Uefa eine Schiedsrichterin geschickt hat, Frau Kateryna Monzul aus der Ukraine. Irgendwann wird das nicht mehr erwähnenswert sein.

Zagrebs erster Angriff sorgte für Gefahr, Rapid fing sich aber sofort. Das war sehr klug. Fünfte Minute: Ercan Karas Schuss fällt zu schwach aus. Neunte Minute: Arase tankt sich auf der rechten Seite durch, Querpass in den Rückraum, der sehr gute Marco Grüll trifft aus rund elf Metern flach zum 1:0.

Blitzgescheit

Und Rapid legte weiter zu, wurde sogar spielbestimmend. Schnelles Umschalten, flüssige Kombinationen, das war richtig ansehnlich.

13. Minute: Steilpass Aiwu, Kara scheitert an Keeper Dominik Livakovic. Dinamo, ein technisch versiertes Team, war zum Handeln gezwungen. 24: Minute: Freistoßflanke, Kara köpfelt den Ball nicht weit genug aus dem Gefahrenbereich, dumm gelaufen, den sogenannten zweiten Ball nützt Mislav Orsic zum 1:1. Blöd wäre ein Schockzustand gewesen. Aber Rapid lehnte den strikt ab, drückte weiter. 34. Minute: Nach einer Freistoßflanke von Grüll köpfelt Innenverteidiger Hofmann das 2:1. Ausgerechnet Hofmann.

Halbzeitfazit: Rapid bärenstark oder auch blitzgescheit. Nach der Pause flachte das Niveau ab, verhaltensgestörte Zagreb-Holligans zündeten in ihrem Sektor zwecks Selbstgefährdung Böller. Auf dem Feld tat sich relativ wenig. Rapid kämpfte, rackerte, lauerte auf Konter, Zagreb wirkte einfallslos. 69. Minute: Kara prüft Livakovic.

In der Nachspielzeit ging es rüde und hektisch zu, es gab Ansätze von Raufereien. Max Hofmann erlitt im Finish nach einem Zusammenstoß einen Nasenbeinbruch. Gesamtresümee: ein völlig verdienter Sieg, eine reife, vife, fußballerisch wertvolle Vorstellung. Kollektiver Jubel. Auch Frau Monzul überzeugte über weite Strecken. Kühbauer sagte danach: "Das war wirklich gut, wir haben im Kollektiv funktioniert."

Uefa-Strafe

Rapid ist also wieder im Rennen, die Europa League wird am 4. November in Zagreb fortgesetzt. Allerdings ohne Fans aus Wien, denn die Uefa zog Konsequenzen aus den Scharmützeln vom 30. September in London. West Ham und Rapid müssen jeweils 60.000 Euro zahlen, die Anhänger hatten einander im Stadion mit diversen Gegenständen beworfen. Am Sonntag dürfen sie dafür zum Ligaspiel nach Hartberg reisen. Sie sollten nicht blöd sein. Das gilt auch für die Mannschaft. (Christian Hackl, 21.10.2021)

SK Rapid Wien – Dinamo Zagreb 2:1 (2:1). Wien, Allianz Stadion, 22.300 Zuschauer, SR Katerina Monsul (UKR).

Tore: 1:0 ( 9.) Grüll, 1:1 (24.) Orsic, 2:1 (34.) Hofmann

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml, Hofmann (92. K. Wimmer), Ullmann – Aiwu, R. Ljubicic – Arase (89. Schick), Fountas (70. Ballo), Grüll – Kara (89. Kitagawa)

Zagreb: Livakovic – Ristovski (78. Moharrami), Lauritsen (46. Sutalo), Theophile-Catherine, Franjic – Gojak (46. Baturina), Misic, Ivanusec (78. Tolic)- Menalo, Petkovic (39. Andric), Orsic

Gelbe Karten: Greiml, Hofmann, Wimmer, Kitagawa bzw. Andric, Baturina, Tolic, Misic