Renate Welsh, "Johanna". € 23,– / 288 Seiten. Originalausgabe 1979, Neuauflage Czernin-Verlag, Wien 2021. Ab 12 Jahren.

Foto: Czernin Verlag

Der Nationalfeiertag ist ein Anlass, sich mit Österreichs Geschichte zu beschäftigen. Dieser Roman erzählt von einer Zeit, die wenig thematisiert wird, den 1930er-Jahren, und von einer Lebensgeschichte, wie sie selten zu hören ist, der eines unehelich geborenen jungen Mädchens. Die Autorin verknüpft gekonnt die Perspektive der Hauptfigur Johanna, die sich von ihren widrigen Lebensumständen nicht unterkriegen lässt, mit der Atmosphäre der erzählten Zeit und des Handlungsortes: eines kleinen niederösterreichischen Dorfes, geprägt von Armut, gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und dem immer populärer werdenden Nationalsozialismus. Die Erstausgabe des Buches ist vor gut 40 Jahren erschienen, seine präzise Gesellschaftsanalyse ist heute noch genauso treffend: "Wenn mehrere gleichzeitig mit dem Schädel gegen die Wand rennen, muß dann die Wand immer noch stärker sein?"