Viele Österreicherinnen und Österreicher werden diesen Winter mehr fürs Heizen ausgeben müssen.
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PRO: Ein gutes Signal

von Günther Strobl

Es muss wehtun, damit sich etwas ändert. Das weiß man aus Erfahrung und ist darüber hinaus auch wissenschaftlich Länge mal Breite untersucht. Ob Zahnweh oder jetzt Kopfweh wegen hoher Sprit-, galoppierender Gas- oder himmelwärts strebender Strompreise – der Schmerz ist ein wichtiger Hinweis, dass etwas nicht stimmt. Wenn der Zahn sich meldet, ist klar, er muss raus oder zumindest plombiert werden. Bei den Energiepreisen ist es auf den ersten Blick weniger klar, es geht aber in die gleiche Richtung. Die Botschaft lautet: schnellstmöglich raus aus fossil.

Das ist in Österreich so – und anderswo nicht anders. Wenn die auf der Pariser Klimakonferenz 2015 getroffenen Beschlüsse zur Eindämmung der Erderhitzung greifen sollen, sind Preissignale unerlässlich. Endlich – ist man versucht zu sagen – gibt es diese. Der Gaspreis hat sich im Großhandel seit Jahresbeginn mehr als vervierfacht, für Sprit zahlt man rekordverdächtig viel, und Strom wird ebenfalls teurer und teurer.

Das schmerzt, führt aber dazu, dass sparsamer mit umweltbelastenden Ressourcen umgegangen wird und dass auch Alternativen in Betracht gezogen werden. Zudem wird Druck auf die Politik aufgebaut, vom Sprechen endlich ins Handeln zu kommen. Die Öffi-Verbindungen am Land sind nämlich alles andere als vorbildlich, viele Häuser sind noch zu dämmen, und, und, und. Und arme Haushalte, die sich das nicht leisten können? Denen kann und soll mit Steuergeld geholfen werden. (Günther Strobl, 22.10.2021)

KONTRA: Zu spät reagiert

von Regina Bruckner

Die Energiepreise kennen derzeit nur eine Richtung – steil nach oben. An der Zapfsäule ist der höhere Rohölpreis deutlich zu spüren. Im September stiegen die Treibstoffpreise um satte 23 Prozent. Auch Heizen und Strom wurden deutlich teurer.

Der sprunghafte Anstieg trifft einkommensschwächere Haushalte ganz besonders hart. Sie wohnen oft zur Miete und sind darauf angewiesen, dass der Hausherr in den Ausstieg aus fossiler Energie investiert. Im Eigenheim auf dem Land fehlen oft die finanziellen Mittel, um in Dämmung, neue Fenster oder klimafreundlichere und damit langfristig kostengünstigere Heizungssysteme zu investieren. Ein E-Auto muss man sich ebenfalls erst leisten können.

Überraschen kann der Preisanstieg nicht. Benzin, Diesel und Heizöl werden mit dem Umsteuern in Richtung ökologischere Energie teurer. Das ist schon lange klar. Nun ist der Klimabonus genau dafür vorgesehen, die Auswirkungen abzufedern. Nur kommt er erst im nächsten Jahr. Davongaloppiert sind die Energiepreise aber jetzt schon kräftig. Die Politik hat es verabsäumt, viel früher die Grundlagen für den Ausbau erneuerbarer Energien festzuzurren. Wäre dies rechtzeitig passiert, wären wir heute nicht so abhängig von Gas aus Russland. Der Preisanstieg wäre moderater und sozial verträglicher ausgefallen. Davon hätten weniger Begüterte profitiert. (Regina Bruckner, 22.10.2021)