Alleine im Zimmer sitzen und dabei an einem deutschen Importbier nuckeln?
Foto: Imago / PhotoAlto / Frédéric Cirou

Pro
von Ricarda Opis

Sieht man sich die Sache mit der Minibar als Kosten-Nutzen-Rechnung an, ist klar: Das geht so nicht auf. 0,33 Liter Cola für sechs Euro? Ein Sektfläschchen im hinteren Fach, das maximal Kindergröße hat, was ja an sich schon beunruhigend ist? Und dann vielleicht noch einen zweistelligen Betrag dafür bezahlen? Sicher nicht!

Nur: Es ist wirklich keine gute Idee, die schönen Dinge des Lebens in einer Kosten-Nutzen-Rechnung gegeneinander abzuwägen. Prinzipiell nicht, und vor allem nicht im Urlaub.

Kopfentscheidungen trifft man im Alltag schon genug. Urlaub heißt: Freiheit zur Unvernunft und Mut zur Dekadenz. Denn wenn man abends ins Hotelzimmer zurückkehrt, mit einem Dutzend Sightseeing-Kilometern in den Beinen, schaut das Cola um sechs Euro plötzlich sehr verlockend aus. Und ja, dann könnte man beginnen zu rechnen, aber wer will das schon? Stattdessen bedient man sich besser an der Minibar, setzt sich auf den winzigen Hotelbalkon und freut sich der Unvernunft. Prost!

Kontra
von Stefan Mey

Wenn einer eine Reise macht, dann will er was erleben – das gilt für Urlaube sowieso, aber auch für Geschäftsreisen, bei denen man sich mit Kolleginnen und Kollegen abseits des Alltags austauschen kann. Zum Urlaub gehört wiederum nicht nur das Sightseeing untertags, sondern auch die Erforschung des Nachtlebens in der fremden Stadt.

Die Antithese zur Lust am Neuen, am Austausch mit anderen Kulturen, mitreisenden Freunden und netten Kollegen ist die Flucht ins Hotelzimmer – inklusive Konsum deutscher Privatsender auf dem im Vergleich mit zu Hause viel zu klein geratenen TV-Bildschirm und Plünderung der meist vollkommen fantasielos ausgestatteten Minibar.

Alleine im Zimmer sitzen und dabei an einem deutschen Importbier nuckeln? Oder doch lieber La Rambla mit jenen Menschen unsicher machen, die man seit Anfang 2020 ohnehin zu selten in echt gesehen hat? Wer verreist, um dem eigenen Alltag zu entfliehen, dem sollte die Wahl nicht schwerfallen. (RONDO, 31.10.2021)