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Regierungschefin Natalia Gavrilița sagte, sie sei gezwungen gewesen, die Ausrufung des Notstands vorzuschlagen.

Foto: REUTERS/YVES HERMAN

Moskau – Inmitten einer schweren Krise bei der Gasversorgung hat die an Rumänien grenzende Republik Moldau einen einmonatigen Notstand ausgerufen. Von insgesamt 101 Abgeordneten hätten am Freitag im Parlament 55 für einen entsprechenden Vorschlag der Regierung gestimmt, meldete die Nachrichtenagentur Moldpres. "Im Bereich der Gasversorgung hat sich bei uns eine kritische Situation entwickelt", sagte Moldaus Regierungschefin Natalia Gavrilița demnach.

Der Gas-Bedarf der wirtschaftlich schwachen Ex-Sowjetrepublik für Oktober sei nur zu 67 Prozent gedeckt. In dieser Lage sei ihr Land gezwungen, Erdgas aus anderen Quellen zu beziehen, erklärte Gavrilița – der Notstand sei die Bedingung für ein solches Vorgehen. Moldau bezieht Gas entweder über die Ukraine oder über Rumänien.

Ukraine bietet Hilfe an

Ein Vertrag zwischen Moldau und dem russischen Energieriesen Gazprom, der eigentlich Ende September hätte auslaufen sollen, war zuletzt um einen Monat verlängert worden. Die Verhandlungen mit Gazprom dauerten an, sagte Gavrilița. Die Unsicherheit hatte die Situation in Moldau noch zusätzlich angespannt.

Die Ukraine, deren Beziehungen zu Russland stark angespannt sind, stellte Moldau kurzfristig Gaslieferungen aus eigenen Reserven in Aussicht. Chisinau brauche das Gas auch nicht zu bezahlen, sondern könne später die entsprechenden Mengen zurückliefern, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow.

Gazprom will laut Kritikern Druck machen

Die drastisch gestiegenen Energiepreise haben vielerorts in Europa große Sorge ausgelöst. Kritiker vermuten, dass Gazprom nicht auf die erhöhte europäische Nachfrage reagiere, um eine rasche Inbetriebnahme der Gas-Pipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Die russische Seite hat solche Anschuldigungen mehrfach zurückgewiesen.

Für die umstrittene Ostsee-Leitung zwischen Russland und Deutschland steht bisher noch eine Genehmigung aus. Präsident Wladimir Putin hatte allerdings zuletzt mehrfach schnelle Gaslieferungen über Nord Stream 2 in Aussicht gestellt. (APA, 22.10.2021)