Aus Joel McCree wird Cole Cassidy.

Foto: Blizzard

Schwere Vorwürfe bezüglich sexueller Übergriffe erschütterten in den letzten Monaten den Spieleriesen Activision-Blizzard. Das sorgte auch für einige personelle Änderungen. Zuletzt erklärte das Unternehmen, sich aufgrund der Causa von mittlerweile 20 Personen getrennt zu haben. Im August räumte Blizzards Studiochef Allen Brack seinen Platz und wurde vom Duo Jen Oneal und Mike Ybarra ersetzt.

Aber auch auf die Spiele wirkt sich die Angelegenheit aus. So wurden etwa eine Reihe von Charakteren im MMO World of Warcraft umbenannt, nun macht man auch Ernst mit einer Änderung im Multiplayer-Shooter Overwatch. Ab 26. Oktober wird Jesse McCree, ein Cowboy, der als einer der besten Duelisten im Spiel gilt, unter einer neuen Identität auftreten. Sein neuer Name lautet Cole Cassidy. Damit einher gehen offenbar auch leichte ästhetische Anpassungen.

Blizzard versucht dabei auch, eine konsistente Hintergrundgeschichte zur Spielfigur zu wahren. Demnach war Jesse McCree stets nur eine vorgeschobene Identität, die der Charakter nun zugunsten seines echten Namens aufgibt. Dazu musste die Lore auch nicht geändert werden. "Entgegen dem, was du gehört hast, mein echter Name ist nicht Joel", sagte die Spielfigur nämlich schon lange bei einem Dialog mit der Heldin Sombra, in Anlehnung auf den vermuteten "wahren" Namen.

Nach ehemaligem "Diablo 4"-Leveldesigner benannt

Getauft worden war der nun umbenannte McCree nach einem gleichnamigen Blizzard-Mitarbeiter, der zuletzt vor seinem Abgang noch der führende Leveldesigner für Diablo 4 war. Sein Name taucht auch in einer Klage des California Department of Fair Employment gegen Activision-Blizzard, in der es um Übergriffen, ungerechte Bezahlung gegenüber Frauen und problematisches Firmenkultur geht. Im Rahmen derer machte auch ein Fotos aus 2013 wieder die Runde, das eine Reihe von Personen – darunter Jesse McCree – in der Suite eines Hotels vor einem Poster des Schauspielers Bill Cosby zeigt. Die Beteiligten nannten den Raum entsprechend "Cosby Suite".

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Bill Cosby wird von über 60 Frauen verschiedener sexueller Übergriffe beschuldigt, die meisten dieser Anschuldigungen sind aber verjährt. In einem Fall aus 2004 wurde er 2018 verurteilt, ihm drohte eine Strafe zwischen drei und zehn Jahren Haft.

Im vergangenen Juni hob das Höchstgericht von Pennsylvania das Urteil aber auf und verfügte seine Entlassung aus dem Gefängnis, da der zuständige Staatsanwalt sich nicht an Vereinbarungen gehalten haben soll, die mit seinem Vorgänger getroffen wurden. Cosby hatte sich im Gefängnis geweigert, an Programmen für Sexualstraftäter teilzunehmen.

Chats zur "Cosby Suite".
Foto: Kotaku

Keine Realnamen mehr in Blizzard-Games

Weite Teile der Overwatch-Community begrüßten bereits Blizzards damalige Ankündigung, den Namen des Charakters zu Ändern. Manche Kommentatoren für Livematches waren auch dazu übergegangen, ihn seitdem nicht mehr beim Namen, sondern nur noch "den Cowboy" zu nennen. Ab 26. Oktober tritt die Spielfigur unter ihrem neuen Namen Cole Cassidy auf.

Zeitgleich mit der Namensenthüllung ermöglicht Blizzard auch allen Spielern eine einmalige, kostenlose Änderung ihres eigenen Nametags. Künftig will man außerdem darauf verzichten, Charaktere in den eigenen Games nach realen Persönlichkeiten zu benennen. (gpi, 23.10.2021)