Männerberatungsstellen bieten Hilfe bei Problemen mit Gewalt.

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Wien – Nach der Häufung von Frauenmorden in Österreich war von der Regierung ein Gewaltschutz-Maßnahmenpaket beschlossen worden. Unter anderem wurde ab 1. September für alle, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wird, eine Gewaltpräventionsberatung obligatorisch. Seither wurden mehr als 1.700 Gefährder dazu verpflichtet, hieß es am Sonntag in einer Bilanz des Innenministeriums.

Durch die Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes wurde eine sechsstündige Beratung vorgeschrieben, woran sich 80 Prozent der 1.700 Betroffenen sofort hielten. Laut Neustart-Sprecher Andreas Zembaty seien bis auf etwa zwei, drei Prozent auch die übrigen Gefährder zum Präventionsprogramm erscheinen.

Rund 11.000 Betretungsverbote

Jenen, die die sechsstündige Unterweisung verweigern, droht eine Verwaltungsstrafe. Diese beträgt beim ersten Mal 2.000 Euro und im Wiederholungsfall 5.000 Euro. Etwa zehn Prozent der Weggewiesenen sind Frauen. Auch Minderjährige sind dabei, etwa weil diese gegen Eltern oder Großeltern gewalttätig wurden.

Seit Jahresbeginn sind bereits 10.900 Annäherungs- und Betretungsverbote ausgesprochen worden, während es im Vorjahr insgesamt 11.652 waren. Laut Innenministerium sei diese Zunahme ein klares Zeichen, dass Gewalttaten – auch wenn sie im privaten Zusammenleben passieren – zu einem guten Teil der Polizei gemeldet werden. Die Dunkelziffer werde dadurch verringert.

Doch die Polizei könne nur tätig werden, wenn sie von Gewalt im Privatbereich erfährt. Wichtig sei daher, auch die Zivilcourage von Nachbarn, Verwandten usw. zu stärken, worum man sich durch entsprechende Informationskampagnen bemühe.

Bei allen bisherigen Tötungsdelikten an Frauen in diesem Jahr bestand nur in einem Fall ein Betretungsverbot/Annäherungsverbot im Vorfeld. In allen übrigen Fällen hatte die Polizei im Vorfeld keine Kenntnis von Gewalthandlungen.

Die Zahl der speziell geschulten Präventionsbeamten wurde heuer von 500 auf 800 erhöht. Und in der Vorwoche passierte eine Regierungsvorlage den Ministerrat, die eine Verankerung eines automatische Waffenverbotes für Gefährder nach einem Betretungsverbot/Annäherungsverbot vorsieht. (APA, 24.10.2021)