Mari Eriksmoen bezaubert mit samtenen Wundertönen den Goldenen Saal.

Foto: Renate Torseth

Wien – Maskenspiele damals, Maskenspiele heute… Im Musikverein, für dessen Zutritt die G2-Regel gilt, sitzt das Publikum am Samstagabend überwiegend unmaskiert und lauscht einer Masque von 1692, Henry Purcells kurzweiliger Semi-Opera "The Fairy Queen". Der Concentus Musicus Wien ist angetreten, das auf Shakespeares Sommernachtstraum rekurrierende Maskenspiel im Großen Saal aufzuführen – natürlich konzertant und also ganz ohne fantasievolle Gesichtsbedeckungen. Schade.

Ein bisschen Action muss aber schon sein, die drei Solistinnen und zwei Solisten müssen immer wieder den Orgelbalkon erklimmen, um von dort – oft von instrumentalem Begleitschutz flankiert – ihre "Songs" zu singen. Die wundervolle Mari Eriksmoen macht das besonders schön: Ansatzlos, wie aus der Stille geboren, finden ihre samtenen Wundertöne den Weg in den Goldenen Saal, um sich dann fallweise zu draller Festigkeit, zu glockenheller Dringlichkeit zu intensivieren.

Gelobt seien die englischen Tenöre

Auch Andrew Staples ist ein Genie seiner Profession: ach, diese Pianokünste der englischen Tenöre… Gleichzeitig präzise konturiert, geschmeidig, agil und federweich schwebend: So singt Staples etwa vom Herbst. Christoph Filler unterhält das Publikum gleich zu Beginn, ganz im Sinn von Helene Fischer, mit einem ordentlichen Rausch. Und auch Robin Johannsen und Patricia Nolz: toll.

Toll macht das auch der Arnold Schönberg Chor, quasi als kollektive Erweiterung der solistischen Sangeskünste. Unter der Leitung von Stefan Gottfried am Cembalo ist der Concentus Musicus bei aller Vitalität ganz Wohlausgewogenheit, Eleganz und Klanggenuss.(sten, 24.10.2021)