Roswitha Stadlober, Österreichs Präsidentin, pocht auf die eigenen Markenrechte.

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Johan Eliasch, der neue Präsident des Weltverbands, will den Skisport zentral vermarkten.

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In der Skifahrt herrscht Aufbruchsstimmung. Das hängt primär mit den Veränderungen an der Spitze des internationalen, wie auch des nationalen Verbandes zusammen, letztlich aber auch mit der Pandemie. Im Rahmen des Skiweltcupauftakts in Sölden präsentierten Neo-ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober (58) und auch Neo-FIS-Präsident Johan Eliasch (59) ihre Ideen und Visionen für die Zukunft.

Stadlober ist "keine One-Woman-Show"

"Ich bin keine One-Woman-Show", sagte Stadlober. Sie wolle die Verantwortung über die Agenden aufteilen, es solle nicht alles auf ihren Schultern lasten. Die Strukturreform in der Verwaltung, die ihr Vorgänger Karl Schmidhofer eingeleitet hat, soll weitergehen. Und es gibt viele dem Sport dienliche neue Ideen, sagt die Salzburgerin.

In ihrer ersten Amtshandlung hat Stadlober Petra Kronberger aufgewertet. "Sie wird nicht mehr Frauenbeauftragte sein, sondern Leiterin Optima Sports, wo auch #MeToo, sexuelle Gewalt und die Sportpsychologie untergebracht sind."

Stadlober möchte mehr Frauen in Leitungspositionen hieven, die Mitgliederzahlen erhöhen, überregionaler denken, den Austausch mit den Alpenländern verstärken und die interne Kommunikation verbessern. Sie sieht das Problem im Nachwuchs: "Wenn wir die Vereine nicht unten stärken, werden wir oben keine Potenziale haben."

Ambitionen

FIS-Präsident Johan Eliasch will mit attraktiveren Formaten künftig vermehrt jüngere Menschen ansprechen, er will die Fédération Internationale de Ski auf stärkere Beine stellen, mittels zentraler Vermarktung die Einnahmen erhöhen und die Preisgelder in Sphären vergleichbar mit Tennis anheben. "Es kann nicht sein, dass unsere Topathleten in einem Jahr so viel verdienen wie die besten Tennisspieler in einer Woche", sagt der frühere CEO des Sportartikelherstellers Head. Der schwedisch-britische Geschäftsmann bestätigt außerdem, dass Peter Schröcksnadel Berater der neuen Zukunfts-Arbeitsgruppe der FIS ist, und versuchte Bedenken auszuräumen, dass der 80-jährige Tiroler zu alt für den Job sei. "Er ist sehr aktiv und hat viele gute Ideen."

Eliaschs Dank gilt seinem Schweizer Vorgänger Gian Franco Kasper, der im Juli verstorben ist: "Er hat einen phänomenalen Job gemacht." Man verfüge über finanzielle Mittel im Ausmaß von 200 Millionen Schweizer Franken, die man künftig investieren werde.

Neue Märkte im Visier

Bei seinem neunminütigen, großteils von einem Laptop abgelesenen Vortrag war neben dem Klimaschutz auch Olympia Thema. Die Winterspiele in Peking im Februar bezeichnet Eliasch als "einmalige Chance". Der Multimilliardär sieht großes Potenzial. 300 Millionen Chinesen sollen zum Wintersport animiert werden. Mittels Optimierung des Kalenders und der Trainings sollen Reisen und damit der ökologische Fußabdruck des Skisports minimiert werden. Zudem soll ein eigens initiiertes Regenwaldprojekt einen Beitrag zur Verbesserung des Weltklimas leisten, was wiederum dem Skisport zugutekommen soll.

Für Stadlober ist das Thema Nachhaltigkeit unumgänglich. Die WM in Saalbach soll ein grünes Event werden und der ÖSV dabei Vorreiter sein.

Lernprozess für Stadlober

Ihre Eingewöhnungsphase war extrem kurz, nachdem Schmidhofer nach nur 100 Tagen im Amt zurückgetreten war: "Wenngleich ich mich im Sport gut auskenne, ist Neues dabei, es ist ein Lernprozess", sagt sie. Schröcksnadel habe 30 Jahre etwas aufgebaut, das großartig gewesen sei. Jeder wisse, wie er tickt, aber jetzt gebe es "einen Cut. Man muss sich von dem verabschieden, was war. Wir gehen in ein neues Zeitalter."

Es habe viele positive Reaktionen gegeben, viele hätten es nicht für möglich gehalten, dass sie übernehmen werde. "Ich habe auch immer gesagt, wenn Amerika noch nicht bereit für eine Präsidentin ist, ist es der ÖSV auch nicht." Auch Schröcksnadel habe sie angerufen und ihr gratuliert. "Er wollte eh schon immer, dass eine Frau an der Spitze steht", habe er mitgeteilt.

Die frühere Vizepräsidentin wollte eigentlich nach zehn Jahren im ÖSV aufhören. Generalsekretär Christian Scherer bewirkte aber einen Sinneswandel. "Er hat mich über Sachen informiert, die ich in zehn Jahren nicht gehört habe." Das habe ihr Angst genommen und sie dazu bewogen weiterzuarbeiten. "Wenn ich die Chance nicht ergriffen hätte, hätte ich sie wahrscheinlich nie wieder bekommen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass meine Kinder aus dem Haus sind, mein Mann die Wäsche zusammenlegen und ich also ganz beruhigt wegfahren kann."

Marketing-Komplikationen

Brösel wird es mit der FIS geben, wenn es um finanzielle Belange geht. Die FIS will eine zentrale Vermarktung, wie sie praktisch in allen internationalen Sportverbänden üblich ist. "Es macht nur so wirklich Sinn. Es muss so schnell wie möglich passieren", sagt Eliasch. Stadlober: "Die Markenrechte geben wir nicht aus der Hand, das hat uns Schröcksnadel über die Jahre eingebläut." Über Marketingrechte könne man reden, aber die Verträge mit den Partnern seien einzuhalten. Es dürfte also nicht gerade einfach werden. "Aber einer Entwicklung darf man sich nie verschließen", sagt Stadlober.

Sie hofft, dass sich die in Sölden spürbare Aufbruchsstimmung fortsetzt, dass trotz Corona weiter Zuschauer bei den Rennen sein dürfen. "Das Publikum hat danach gelechzt. Mich hat beeindruckt, dass so viele junge Leute da waren. Das war positiv und hat gezeigt, dass der Skisport lebt." (Thomas Hirner aus Sölden, 25.10.2021)