Google hat die Erwartungen ganz schön hoch geschraubt: Nicht nur, dass man seit Wochen eifrig die neueste Generation der eigenen Smartphones bewirbt, bei der offiziellen Präsentation gab man sich mit Superlativen nicht gerade zurückhaltend. Aber kann das sein? Nimmt Google das eigene Hardwaregeschäft endlich ernst genug, um anderen Branchengrößen Marktanteile abknöpfen zu können?

Die Antwort auf diese Frage kann eigentlich nur auf einem Weg herausgefunden werden: durch einen ausführlichen Test der Geräte. Da ergibt es sich gar formidabel, dass DER STANDARD sowohl Pixel 6 als auch Pixel 6 Pro in den vergangenen Tagen ausführlich unter die Lupe nehmen konnte. Bevor es losgeht, aber noch eine wichtige Anmerkung: Die beiden Geräte werden gemeinsam getestet, da sie viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Da, wo das nicht der Fall ist, wird explizit darauf hingewiesen. Umgekehrt heißt das auch: Alle anderen Aussagen beziehen sich auf beide Modelle.

Nichts für kleine Hände

Beim Pixel 6 und dem Pixel 6 Pro von einem kleinen und einem großen Modell zu sprechen wäre verfehlt. Streng genommen wäre es besser, von einer großen und einer größeren Variante zu reden. Mit Abmessungen von 158,6 x 74,8 x 8,9 mm ist nämlich schon die Basisausführung ziemlich groß, die Pro-Variante mit 163,9 x 75,9 x 8,9 mm dann eigentlich nur mehr unwesentlich größer – vor allem was die Breite anbelangt, und das ist für die Handlichkeit der entscheidende Faktor. Nur zur Erinnerung: Das Pixel 5 des Vorjahres wirkt mit seinen 144,7 x 70,4 x 8,0 mm geradezu winzig. Wie zu erwarten, resultiert das auch in einem recht hohen Gewicht, 207 bzw. 210 Gramm wiegen die beiden neuen Smartphones.

Pixel 6 (rechts) und Pixel 6 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Damit einher geht ein komplett neues Design, mit den Pixels früherer Jahre haben die neuen Modelle äußerlich also wenig zu tun. Das auffälligste Element ist zweifellos der Visor – Verzeihung: das Kameramodul – auf der Rückseite. Dieses ist nämlich als großer schwarzer Balken ausgeführt, der nicht nur über die gesamte Breite des Geräts geht, sondern auch deutlich aus dem Gehäuse heraussteht. Google betont den Look bei einigen der Farbausführungen sogar noch, indem ober- und unterhalb des Moduls eine andere Farbe verwendet wird. Der gewählte Look wird sicher die Gemüter spalten, gleichzeitig ist er unverkennbar. Zudem hat die Anordnung des Kameramoduls einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Smartphones liegen die neuen Pixel-Geräte stabil am Tisch auf.

Farbspiele

Nochmal zu den Farben: Das Pixel 6 gibt es in "Stormy Black", "Kinda Coral", "Sorta Seafoam" – also in Schwarz, einem hellen Rot und einem hellen Mint-Ton. Das Pixel 6 Pro ist hingegen in "Stormy Black", "Cloudy White" sowie "Sorta Sunny" – also weniger blumig in Schwarz, Weiß und Gelb – erhältlich. Warum die größeren und teureren Modelle quer durch die gesamte Branche in den langweiligeren Farben verkauft werden, ist eines der großen Rätsel unserer Zeit.

Glas ist rutschig

Generell ist die Verarbeitung beider Geräte sehr gut, auch die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt. Darüber hinaus gibt es aber einige durchaus diskutierenswerte Designentscheidungen. So kommt auch auf der Rückseite glänzendes Glas zum Einsatz, was wohl den gewissen Premium-Look sichern soll, aber auch rutschiger ist. Als besonders problematisch erweist sich das beim Pro-Modell – ist dieses doch nicht nur größer, der Bildschirm ist auch seitlich abgerundet. Google hat sich also just in dem Moment in der Geschichte, in dem selbst Samsung davon abgeht, dazu entschlossen, das Edge-Design des Konkurrenten nachzubilden.

Das Kameramodul steht bei beiden Modellen deutlich heraus.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Nun ist schon klar, dass es durchaus Fans eines solchen Aufbaus gibt und dass damit der Abstand zwischen Display und Gehäuserahmen minimiert werden kann. Gleichzeitig wird das Gerät dadurch aber auch schlechter zu halten, das Deckglas anfälliger für Beschädigungen – und es gibt am Rand leichte Verwerfungen der Anzeige. Anders gesagt: Der Autor ist kein Fan. Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Solche Displays führen bei vielen Herstellern zu Touch-Fehlerkennungen, die etwa beim Auslösen der Kamera im Weg stehen. Dieses Problem zeigte sich beim Pixel 6 Pro glücklicherweise nicht.

Warum man dann auch noch – nur beim Pro-Modell – die Oberfläche des seitlich durchkommenden Aluminiumrahmens glattpoliert hat, bleibt allerdings ein Rätsel. Da mag die Basisausführung durch ihren flachen Bildschirm einen etwas größeren "Bezel" als so manch anderes High-End-Gerät haben, sie hält sich aber deutlich sicherer in der Hand.

Display-Unterschiede

Einer der zentralen Unterschiede zwischen den beiden Modellen ist der Bildschirm. So ist das Pixel 6 mit einem 6,4 Zoll großen OLED-Bildschirm mit einer Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixel ausgestattet, was in einem Seitenverhältnis von 20:9 und einer Pixeldichte von 411 PPI resultiert. Zudem hat es einen 90-Hz-Modus. Das Pixel 6 Pro kann da mit deutlich mehr aufwarten: Dessen 6,7 Zoll großes Display hat nicht nur eine höhere QHD+-Auflösung (3.120 x 1.440 Pixel, 512 PPI), es handelt sich vor allem um einen LTPO OLED mit einer variablen Bildwiederholrate zwischen 10 und 120 Hz. Ähnliche Displays kommen bereits in aktuellen High-End-Geräten von Firmen wie Apple und Samsung zum Einsatz. Dabei wird die passende Frequenz für den jeweiligen Einsatz genutzt, etwa beim Scrollen in einer App die vollen 120 Hz genutzt, während bei statischen Inhalten so weit wie möglich reduziert wird, um Strom zu sparen.

So weit die Theorie, die Praxis sieht beim Pixel 6 Pro nämlich anders aus, nutzt dieses die Möglichkeiten des LTPO-Bildschirms doch nur rudimentär. Bei statischen Inhalten kommen 60 Hz zum Einsatz, tut sich etwas oder berührt der Finger den Bildschirm, wird hingegen sofort auf 120 Hz gewechselt – und umgekehrt. Eine Optimierung für Inhalte mit niedriger Bildfrequenz – etwa Filme – gibt es derzeit nicht. Das ist vor allem in Hinblick auf die Akkulaufzeit eine vergebene Chance, aber dazu später noch mehr.

Bildqualität

Die Frontkamera durchbricht den Bildschirm mit einem Punchhole-Ausschnitt, der beim Pixel 6 (im Bild) etwas kleiner ist als beim Pixel 6 Pro. Ebenfalls zu sehen: die Öffnung für den oberen Lautsprecher.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Was heißt das nun für die Bildqualität? Im direkten Vergleich zwischen Pixel 6 Pro und Samsung Galaxy S21 Ultra ließen sich sowohl bei maximaler als auch bei minimaler Helligkeit praktisch keine Unterschiede feststellen. Das ist aber auch nicht sonderlich überraschend, wenn man weiß, dass die neuen Google-Smartphones beide Samsung-Panels verwenden – das Pro etwa das exakt selbe, das auch beim Oppo Find X3 Pro zum Einsatz kommt (Samsung S6E3HC3). Auch der Bildschirm des kleineren Pixel 6 ist sehr gut, wenn auch qualitativ leicht unter dem Pro-Modell anzusiedeln.

Bei all dem Lob ist die Qualität der beiden Displays eine – kleine – Spur unter den Besten der Branche einzustufen. Das liegt an einer etwas seltsamen Anti-Fingerabdruck-Beschichtung, die Google seit Jahren bei seinen Geräten verwendet und die bei einer Veränderung des Betrachtungswinkels zu einem leichten Regenbogeneffekt führt. Das mag vielen gar nicht auffallen, aber auf dem Niveau geht es dann eben auch um solche Kleinigkeiten. Das Bild der Samsung-Geräte wirkt so einfach eine Spur klarer.

Einmal mehr stellt sich aber die Frage, ob sich die Nutzung eines QHD+-Displays wirklich rentiert. Mit freiem Auge lässt sich jedenfalls kein relevanter Unterschied zur geringeren Auflösung beim kleineren Pixel 6 feststellen. Andererseits: Würde Google einfach überall FHD+ verwenden, wäre dies wohl Anlass für frische Kritik, also muss man jede Checkbox in der Kategorie "High End" abhaken – egal ob das Sinn ergibt.

120 Hz sind toll

Anders ist das bei der Bildwiederholfrequenz – die 120 Hz geben dem Pro hier einen klaren Vorteil. Das Scrollen fühlt sich noch einen Ticken sanfter und unmittelbarer an, auch Animationen verlaufen weicher. Ob – und wie stark – der Unterschied wahrgenommen wird, hängt allerdings stark von den Usern ab. Zudem ist der Unterschied zwischen 90 und 120 Hz – subjektiv – nicht mehr ganz so groß wie damals beim Upgrade von 60 auf 90 Hz. Geschützt werden die Bildschirme beider Modelle übrigens durch das aktuelle Gorilla Glass Victus. Kurios ist eine andere Entscheidung. Während dieses auch auf der Rückseite des Pixel 6 Pro zum Einsatz kommt, muss sich das Pixel 6 an dieser Stelle mit dem etwas weniger kratzfesten Gorilla Glass 6 zufriedengeben.

Googles erster eigener SoC

Über den SoC eines Android-Smartphones der Oberklasse zu reden ist zumeist eine eher langweilige Angelegenheit, setzen die Hersteller doch üblicherweise allesamt auf den exakt selben Chip – das jeweilige Topmodell aus dem Hause Qualcomm. Dieses Jahr findet sich etwa der Snapdragon 888 in zahlreichen Smartphones, die dann natürlich alle weitgehend die gleiche Leistung liefern. Lediglich Samsung bildet mit seinen Exynos-SoCs eine Ausnahme – doch auch die kommen nicht bei allen Modellen, und vor allem nicht global, zum Einsatz. Umso interessanter ist da die neue Pixel-Generation, kommt hier doch erstmals ein eigener Prozessor von Google zum Einsatz.

Viel drinnen: Googles erster eigener SoC namens Tensor.
Grafik: Google

Maschinenlernen, Maschinenlernen, Maschinenlernen

Tensor heißt dieser Chip, und der Name ist dabei Programm – referenziert er doch auf jene "Tensor Processing Units", die Google in seinen Rechenzentren für die Beschleunigung von Maschinenlernaufgaben betreibt. Eine solche komplett von Google designte "TPU" ist ein zentraler Bestandteil von Tensor. Nun gibt es ähnliche KI-Beschleuniger auch bei anderen Herstellern, Google betont aber, dass diese für die eigenen Aufgaben nicht ausreichend sind. Die TPU in Tensor soll nun einerseits ermöglichen, dass viele bislang in der Cloud durchgeführte Berechnungen direkt am Gerät erfolgen, andererseits ganz neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen.

Eine weitere von Google speziell angepasste Komponente ist der Image Signal Processor (ISP) von Tensor. Dabei geht es um die Hardwarebeschleunigung von Algorithmen, die diverse neue Features der Pixel-Kamera ermöglichen. Dazu kommt dann noch ein eigener "Context Hub", der für sehr einfache Aufgaben statt der eigentlichen CPU zum Einsatz kommt, um Strom zu sparen. Selbst dieser wurde mit Optimierungen für Maschinenlernaufgaben versehen. So läuft etwa das "Now Playing"-Feature, mit dem Musik im Umfeld automatisch erkannt wird, nun auf dieser Komponente.

CPU? Grafik?

Vergleichsweise weniger aufregend sind da jene Komponenten, die sonst bei einem SoC im Fokus stehen, also CPU und Grafikeinheit, greift man dabei doch auf bekannte Designs von ARM zurück – so wie es allerdings viele Hersteller tun. Interessant – und durchaus ungewöhnlich – ist hingegen die Art, wie man diese kombiniert. Konkret gibt es zwei Cortex-X1-Kerne mit einem Takt von maximal 2,8 GHz, zwei Cortex A76 mit 2,25 GHz und vier Cortex A55 mit bis zu 1,8 GHz. Interessant ist daran nun zweierlei. Zunächst ist es reichlich ungewöhnlich, zwei X1-Kerne zu verwenden. Der Snapdragon 888 hat nur einen, der dafür höher getaktet ist und so bessere Single-Core-Benchmarks liefert. Außerdem fällt aber die Nutzung von A76-Kernen auf, immerhin sind diese schon etwas älter, aktuell wären A78-Cores. Grund dafür dürfte sein, dass die A76 etwas stromsparender sind, wenn sie in einem modernen Fertigungsprozess (in diesem Fall: 5 nm) gebaut werden.

Google betont, dass dieses gesamte CPU-Design auf reale, heterogene Lasten und nicht auf künstliche Benchmark-Werte ausgelegt ist. Auch die Optimierung der Akkulaufzeit sei bei der Entwicklung von Tensor ein zentrales Ziel gewesen. Schuldig sind wir noch die Grafikeinheit. Dabei handelt es sich um eine Mali G78 MP20 – ebenfalls ein wohlbekannter Chip. Auffällig ist, dass Google eine Konfiguration mit relativ vielen Kernen gewählt hat – eben zwanzig an der Zahl.

Benchmark-Bonanza

Nach diesen technischen Hintergründen endlich zu jener Frage, die an einem neuen Chip natürlich am meisten interessiert. Wie flott ist er? Die Antwort: Es ist alles sehr kompliziert. Wer die Leistung lediglich auf dem denkbar oberflächlichsten Niveau – also mit Geekbench – testet, der könnte zumindest leicht enttäuscht sein. Dort kommt Tensor im Test auf einen Single-Core-Wert von 1.035 und ein Multi-Core-Ergebnis von 2.888. Zum Vergleich: Der Exynos 2100 aus dem Galaxy S21 Ultra erzielt mit 1.102/3.418 Punkten vor allem im zweiten Test ein merklich besseres Ergebnis.

Einige Benchmark-Ergebnisse des Pixel 6.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Umso überraschender mag das nächste Ergebnis kommen: Im Browser-Benchmark Speedometer 2.0 (mit Chrome 94) kam das Pixel 6 auf einen Wert von 101, das S21 Ultra hingegen nur auf 84,6. Weiter geht es im Wechselbad der Gefühle mit dem PC Mark Work Benchmark, der ebenfalls auf reale Lasten abzielt. Hier erzielt das Pixel 6 einen Wert von 11.506, was in etwa das Niveau von Smartphones mit einem Snapdragon 888 trifft. Das S21 Ultra liegt mit mehr als 14.000 Punkten aber deutlich darüber.

Nicht minder interessant gehen Grafik-Benchmarks aus: Das Pixel 6 kommt bei 3D Mark Wild Life auf 6.749 Punkte. Das ist deutlich mehr als ein S21 Ultra (5.400) oder auch das Sony Xperia 1 III (5.751) mit Qualcomm-Chip. Wie relativ das alles ist, zeigt sich dann beim zugehörigen Belastungstest, der 20 Durchläufe des Benchmarks absolviert. Hier bricht die Leistung beim Pixel 6 nämlich sogar noch leicht stärker – und schneller – ein als der Snapdragon 888, der Stabilitätswert liegt bei 47,7 Prozent. Heißt in Summe: Für kurze Grafikaufgaben bietet Tensor mehr Leistung als die erwähnten Konkurrenten, bei längerer Belastung nivelliert sich das dann wieder.

Keine Sorgen

Was bleibt: Tensor ist für Android-Verhältnisse definitiv ein High-End-Chip, an der aktuellen Leistungsvorherrschaft von Apple ändert aber auch er nichts. Will Google das ändern, wird man wohl irgendwann auch eigene Kerne entwerfen müssen. Ob man sich das antun will, ist wieder eine andere Frage, immerhin legt Google den Fokus weniger auf Benchmark-Rekorde denn auf die oben erwähnten Extras, die sich allerdings schwer mit Konkurrenten vergleichen lassen. Immerhin sind das in weiten Teilen Optimierungen für spezifische Aufgaben, die ohne die passende Software wenig Sinn ergeben. Eine Beobachtung, die auch aus strategischer Sicht interessant ist – betreibt Google damit doch eine enge Verzahnung zwischen Hard- und Software, wie man sie sonst nur von Apple kennt.

Aber, aber: Was heißt das jetzt in der Alltagsnutzung? Diese Frage ist schneller zu beantworten: Beide Geräte sind extrem flott, gerade das Pro trumpft in Kombination mit dem 120-Hz-Display und den vielen Animationen von Android 12 voll auf.

Die Kamera

Das Kameramodul des Pixel 6 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eines hat Google in den vergangenen Jahre eindrücklich bewiesen: dass man selbst aus einem vergleichsweise sehr schwachen Kamerasensor beeindruckende Bilder holen kann. Als Pionier der "Computational Photography" im Smartphone-Bereich hat sich der Android-Hersteller viel Respekt verschafft. Gleichzeitig ließ sich zuletzt nicht mehr leugnen, dass Software allein nicht alles ist. Mit immer größer werdenden Sensoren haben andere Hersteller Google mittlerweile überholt.

Mit dem Pixel 6 (Pro) will Google nun zurück an die Spitze, und dazu hat man das Kamerasystem komplett neu gestaltet – und zwar sowohl mit neuen Sensoren als auch besseren Linsen. Kernstück ist der Sensor für die Hauptkamera, und der ist von der Papierform her schon mal ein massives Upgrade zu den Vorgängergenerationen. Der 50-Megapixel-Chip ist nämlich 2,5-mal so groß wie der beim Pixel 5 verwendete Sensor. Zur Einordnung: Mit 1/1,31 Zoll ist er praktisch gleich groß wie der beim Galaxy S21 Ultra verwendete Sensor. Die Pixelgröße beträgt 1,2 μm, da hier aber 2x2-Binning betrieben wird – also vier Pixel am Sensor für einen Bildpunkt in der fertigen Aufnahme herangezogen werden –, ist die virtuelle Pixelgröße 2,4 μm, und es ergeben sich Aufnahmen mit 12,5 Megapixel. Bilder mit den vollen 50 Megapixeln lassen sich auf dem Pixel 6 auch gar nicht machen. Die Blende liegt bei f/1,85, es gibt Laser-Autofokus parallel zu Dual-Pixel-Autofokus sowie einen Flickersensor, optische Bildstabilisierung und einen Betrachtungswinkel von 82 Grad.

Bei viel Licht machen heutzutage fast alle Smartphones sehr gute Aufnahmen, das ist beim Pixel 6 natürlich nicht anders.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Gerade das Spiel mit Licht und Schatten ist eine echte Stärke der Pixel-Kamera.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ein Hinweis: Sämtliche Fotos aus dem Test gibt es für den besseren Vergleich auch in einem Google-Fotos-Album in voller Auflösung. Dort finden sich auch einige zusätzliche Fotos und Videos.

Ein massives Upgrade

Viele Zahlen, aber viel wichtiger: Was heißt das jetzt für die Bildqualität? Machen wir es kurz: Sie ist hervorragend. Die Aufnahmen des Pixel 6 (Pro) sind in jeder Hinsicht ein deutliches Upgrade zu früheren Generationen der Google-Smartphones. Schon bei gutem Licht sind die Aufnahmen schärfer und detailreicher. Noch deutlicher wird das – wenig überraschend –, je weniger Licht vorhanden ist. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Abendstunden, weil Googles exzellenter Nachtmodus da schon bisher sehr viel gerettet hat. Aber in dem Bereich dazwischen, also etwa an düsteren Herbsttagen oder bei wenig Kunstlicht, gelingen viele Aufnahmen, die mit Smartphones-Kameras üblicherweise verwackeln oder zumindest grob unscharf werden. Das liegt auch daran, dass nicht nur der HDR+Modus besser denn je funktioniert und etwa Überstrahlen von indirektem Licht verhindert, sondern auch, weil die Kamera generell extrem flink ist.

Dabei ist es geradezu verblüffend, wie groß der Qualitätsunterschied in solch schwierigen Situationen zu einem Galaxy S21 Ultra ist, obwohl Samsungs aktuelles Top-Smartphone einen praktisch gleich großen Sensor verwendet – und das Pixel 6 wiederum einen Sensor von Samsung. Google demonstriert auf diesem Weg eindrücklich, wie viel besser die eigene Software ist.

Bei schwachem Kunstlicht (wie hier im Beispiel) tun sich Smartphones üblicherweise sehr schwer. Das Pixel 6 schlägt sich für diese Situation ausgezeichnet, die Haare bleiben scharf.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Zum Vergleich: Dieselbe Situation mit dem Galaxy S21 Ultra. Bei Schärfe und Details wirkt das Samsung-Smartphone eher zwei als eine Generation zurück.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Qualitätssteigerung zeigt sich natürlich auch bei Abendaufnahmen. Was dabei besonders gefällt, ist, dass die automatische Aktivierung des Nachtmodus nahezu perfekt funktioniert. Das Pixel 6 wählt also fast immer richtig, wo eine solche längere Aufnahme notwendig ist – und wo eben nicht. Sollte man eigentlich erwarten können, ist es bei vielen Smartphones aber nicht. Generell wirken die Aufnahmen des Pixel 6 auch am Abend sehr scharf und plastisch. Zudem weisen sie relativ wenig Rauschen auf.

Doch bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Natürlich hat auch das Pixel 6 so seine Schwächen. So zeigen sich in manchen Aufnahmen Artefakte oder verschwommene Flächen, etwas, das man von früheren Google-Smartphones so nicht kannte. Ab und zu geht eine Aufnahme auch ganz daneben, etwa bei vielen Lichtquellen am Abend. Die Konsistenz, mit der die Kamera gute Bilder produziert, ist zwar noch immer höher als bei anderen Android-Smartphones, und doch eine Spur geringer als beim in dieser Hinsicht herausragenden Pixel 5. Überraschen darf das freilich nicht, immerhin hatte Google zuvor die eigene Software jahrelang für den gleichen Kamerasensor optimiert.

Auch Abendaufnahmen mit dem Pixel 6 Pro werden hervorragend. Gegenüber dem Pixel 5 ist die Aufnahme deutlich schärfer und hat weniger Rauschen.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Generell sind die Bilder des Pixel 6 sehr "sauber".
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der richtige Fokus

Besonders positiv fällt auf, dass Google seine Stärken im Bereich Maschinenlernen vornehmlich zur Verbesserung der Bildqualität statt für zweifelhafte Gimmicks einsetzt, wie es bei anderen Herstellern oft der Fall ist. Ein Paradebeispiel dafür ist "Face Unblur", das dafür sorgt, dass Gesichter selbst bei schnellen Bewegungen scharf bleiben, wo sie mit anderen Smartphone-Kameras verschwimmen. Der Aufwand, den Google dafür betreibt, ist beträchtlich. Erkennt die Kamera, dass in einer Szene ein Gesicht verschwommen ist, wird parallel zum eigentlichen Bild noch eine sehr kurz belichtete Aufnahme mit der Ultraweitwinkelkamera getätigt, bei der die Chance auf ein scharfes Bild höher ist. Diese wird dann mithilfe allerlei Maschinenlernen mit mehreren Frames aus der Hauptkamera zu einem fertigen Bild verschmolzen. Das Ergebnis mag nicht immer perfekt sein, besser als einen Moment zu verpassen ist es aber immer.

Real Tone

Apropos deutlicher Fortschritt: Die Geschichte der Farbfotografie wird seit ihren Anfängen von einem bekannten Defizit begleitet: ihrem Fokus auf Personen mit heller Hautfarbe. Das war bei der Analogfotografie lange so – und hat sich bei der Digitalfotografie perpetuiert. Smartphones sind bis heute meist deutlich schlechter dabei, die Nuancen dunkler Haut korrekt wiederzugeben. Unter dem Namen "Real Tone" ist Google dieses Thema für das Pixel 6 gezielt angegangen, um bessere Aufnahmen von Menschen in all ihrer Vielfältigkeit zu erzielen.

Video

Doch zurück zu Googles Lieblingsthema "Maschinenlernen": Die dortigen Stärken wirft das Unternehmen auf ein Thema, das bisher zu den Schwächen der Pixel-Kamera gezählt hat: Video. Mit einer Technologie namens HDRNet werden sämtliche Aufnahmen in Echtzeit optimiert. Das Resultat ist zwar nicht ganz so dramatisch wie bei Googles vielgerühmtem HDR+ für Fotos – auch weil es technisch gesehen ganz anders funktioniert –, und doch ist der Fortschritt unübersehbar. Die Farbgebung ist deutlich besser, die Kamera reagiert schneller auf Helligkeitswechsel, auch Überstrahlen passiert seltener. All das gilt nicht nur im Vergleich zum Pixel 5, sondern eben auch zum S21 Ultra, das generell als sehr gute Videokamera gilt.

Ganz neu ist HDRNet übrigens nicht. Schon seit dem Pixel 4 kommt der Algorithmus bei Google-Smartphones für die Anzeige im Viewfinder Kamera zum Einsatz – und liefert so eine wesentlich besser Vorschau darauf, wie das finale Bild aussehen wird, als es bei anderen Smartphones der Fall ist. Dank extra dafür gedachter Hardwareunterstützung in Tensor geht dies nun aber mit Videos bis zu 4K60.

Ein 4K60-Testvideo mit dem Pixel 6 Pro. Um einen besseren Blick auf die reale Qualität des Clips zu bekommen, empfiehlt es sich direkt auf Youtube zu gehen, und dort die höchstmögliche Qualität auszuwählen.
Andreas Proschofsky

Generell wirken die Videoaufnahmen des Pixel 6 stabiler als bei den Vorgängern, es zeigen sich weniger Fehler bei schnellen Schwenkbewegungen – ganz weg sind diese aber auch nicht. Was ebenfalls negativ angemerkt werden muss: Bei künstlichen Lichtquellen war auf Testvideos immer wieder ein Flickern zu bemerken – was umso mehr verblüfft, weil das Google-Smartphone eigentlich einen eigenen Sensor hat, um genau das zu verhindern. An einzelnen Stellen zeigt sich zudem bei wenig Licht eine gewisse Neigung zu stärkerem Rauschen. Zudem übertreibt es die Google-KI manchmal auch mit dem HDR-Effekt. Positiv fällt dafür auf, dass die Tonqualität der Aufnahmen deutlich verbessert wurde. Und fast noch wichtiger: Wo das Pixel 5 schon mal bei 4K60 nach ein paar Minuten Überhitzungsprobleme zeigte, ist das beim Pixel 6 nicht mehr der Fall.

Ultraweitwinkel

Zeit, endlich über die zweite Kamera zu reden, die bei beiden Modellen zu finden ist. Für die Ultraweitwinkelkamera wird ein 12-Megapixel-Sensor mit 1,25 μm Pixelgröße, f/2.2 und einem Betrachtungswinkel von 114 Grad eingesetzt. Dieser kann sich mit anderen aktuellen Topgeräten messen, gut gefallen etwa die relativ überschaubaren Verzerrungen zum Rand hin. Im Vergleich zum Pixel 5 sind die Bilder eine Spur detailreicher und schärfer, in Relation zur Ultraweitkamera aktueller Top-Geräte von Samsung haben sich die Aufnahmen in qualitativer Hinsicht wenig zu schenken. Samsung kann allerdings mit einem etwas größeren Betrachtungswinkel punkten, neigt dafür aber auch stärker zu Verzerrungen. Etwas betrüblich ist aber, dass diese Kamera bei den Pixels nur einen Fixfokus hat, womit der Einsatz für Makroaufnahmen wegfällt.

Eine Ultraweitwinkelaufnahme mit dem Pixel 6.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Nur für das Pixel 6 Pro: Eine Telekamera

Dem Pro-Modell vorbehalten ist hingegen die dritte Kamera: Erstmals liefert Google eine Telekamera im Periskopaufbau. Der dahinterstehende Sensor hat 48 Megapixel, eine Pixelgröße von 0,8 μm, f/3.5 und eine Sensorgröße von 1/2 Zoll. Der Vergrößerungsfaktor der Optik ist vier, dank der eigenen Super-Res-Zoom-Technologie verspricht Google aber ansehnliche Bilder bis zum Faktor zwanzig. Nun kennt man solche Versprechen, so manch anderer Hersteller fantasiert gar von Faktor 100 und mehr – in Wirklichkeit sind die Bilder bei solch hohen Werten aber immer komplett unbrauchbar oder zumindest nie besser, als wenn man das Bild einfach manuell beschneidet.

Der Zoom des Pixel 6 Pro verrichtet hervorragende Arbeit. Hier eine Aufnahme mit einer Vergrößerung mit dem Faktor 8,5.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Das Galaxy S21 Ultra hat zwar zwei Telekameras, die Zwischenstufen werden aber erheblich schlechter berechnet.

Zum Glück lässt sich Google nicht auf solchen Unsinn ein. Zumindest bei guten Lichtverhältnissen liefert das Pixel 6 Pro selbst bei Faktor 20 noch durchaus ansehnliche Aufnahmen. Grund dafür ist die Kombination der erwähnten Vierfach-Optik mit dem erwähnten Super Res Zoom, bei dem das Wackeln der Hand ausgenutzt wird, um mehr Details aus leicht unterschiedlichen Perspektiven einzusammeln. Am besten sind die Ergebnisse natürlich direkt bei 4x, also der nativen Vergrößerung der Optik. Googles Algorithmen schlagen sich bei der Berechnung anderer Faktoren von 2 bis 20 aber erheblich besser als andere Smartphones mit ähnlicher Hardware. Selbst bei 10x muss man sich qualitativ nur leicht dem Galaxy S21 Ultra geschlagen gegeben – das eine eigene Optik für diese Vergrößerungsstufe hat. Das ist dann doch überraschend. Und bei allen Zwischenfaktoren ist man dann erheblich besser als das Samsung-Smartphone.

Eine Aufnahme mit 20x-Zoom beim Pixel 6 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Am Abend geht es mit der Nützlichkeit der Periskopkamera natürlich schnell bergab, da solch eine Optik sehr viel Licht braucht. Da hilft der – relativ – große Sensor irgendwann einmal nur mehr wenig. Der Nachtsichtmodus versucht zwar tapfer dagegenzuhalten, aber auch das hat seine Grenzen. Zumal der Periskopaufbau noch andere Nebeneffekte erzeugt, etwa Verzerrungen bei hellen Lichtquellen – wie sie natürlich am Abend in einer Stadt allgegenwärtig sind. Zumindest geht diese Kamera überhaupt noch am Abend, viele andere Smartphones wechseln in solchen Szenarien gleich ganz auf den Digitalzoom mit der Hauptkamera.

Weil vorher schon von Makroaufnahmen die Rede war: Jetzt sollte man natürlich meinen, dass sich alternativ beim Pro-Modell die Telekamera für so etwas nutzen lässt. Ist aber nicht der Fall. Bei so kurzen Entfernungen vom Objekt kann diese nämlich nicht fokussieren, also wird stattdessen die Hauptkamera verwendet. Die Ergebnisse sind entsprechend okay, aber auch nicht viel mehr. Zumindest geht dasselbe aber auch mit dem kleineren Modell.

Eine Makro-Aufnahme mit Faktor x4, dabei kommt immer die Hauptkamera zum Einsatz.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Gruppen-Selfies

Bleibt noch die Frontkamera: Beim Pixel 6 wird eine recht konventionelle 8-Megapixel-Kamera (f/2.0, 1,12 μm) mit guten, aber nicht herausragenden Ergebnissen geboten. Das Pixel 6 Pro hat hingegen einen 11,1-Megapixel-Sensor (1,22 μm, f/2.2), der als Ultraweitkamera mit 94 Grad ausgeführt ist. Anders gesagt: Die "Gruppen-Selfies" des Pixel 3 geben ein Comeback, und das ist tatsächlich ein nettes Extra, wenn man mehr Leute aufs Bild bringen will. Die Qualität der von der Selfie-Kamera des Pixel 6 Pro gelieferten Aufnahmen ist zudem deutlich besser, dafür gibt es ein "Sehr gut". Ebenfalls dem größeren Modell vorbehalten sind 4K-Videos (mit 30 FPS). Gemeinsam ist beiden Ausführungen hingegen leider, dass sie nur einen Fixfokus aufweisen.

Action!

Mit der Langzeitbelichtung lassen sich interessante Effekte erzielen. Ein Stativ ist dafür übrigens nicht vonnöten, die Aufnahme ist also mit freier Hand entstanden (wie alle anderen Bilder im Artikel auch).
Foto: Proschofsky / STANDARD

Noch ein Blick auf die Kamera-App, dort ist nämlich etwas passiert, womit viele schon nicht mehr gerechnet haben: Es gibt jetzt tatsächlich einen Regler für die manuelle Anpassung der Farbtemperatur. Dazu kommen neue Kameramodi, der spannendste davon nennt sich "Motion Mode". Damit lässt sich nun etwas aufnehmen, das nach langzeitbelichteten Bildern aussieht, also etwa wenn man fließendes Wasser zeigen will. Die Formulierung ist deswegen so gewählt, weil das eben keine klassische Langzeitbelichtung ist, sondern ein weiterer KI-Trick von Google, der den Vorteil hat, auch ohne Stativ zu funktionieren. Noch interessanter ist der "Action Mode": Dabei wird das Motiv im Vordergrund scharf gestellt, während der Hintergrund wie bei einer raschen Bewegung verschwimmt. Das Ganze soll also ähnlich wie Sportfotografie aussehen. Auch wenn das nicht immer perfekt klappt, eröffnet dies doch eine weitere Interessante Option im Arsenal der Smartphone-Fotografie.

Ein Feature für ehemalige Freunde aus dem Politbüro

Wenn unter den Kamera-Neuerungen von Google ein Gimmick zu suchen ist, dann wäre es wohl das Folgende: Mit dem "Magic Eraser" können Personen oder Objekte aus Aufnahmen entfernt werden. Eine KI schlägt dabei automatisch die zu löschenden Teile des Bilds vor, die dann möglichst unauffällig ersetzt werden. Wie gut das klappt, hängt stark von der Komplexität des Hintergrunds ab. Wer genau schaut, wird die Nachbearbeitung aber immer erkennen. Um schnell mal mobil ein Bild zu bereinigen, ist es aber ein nettes Zusatz-Feature – mehr aber auch schon nicht. Übrigens ist das Ganze genau genommen gar keine Kamerafunktion, sondern eine von Google Photos. Das bedeutet wiederum, dass es auch mit älteren Aufnahmen klappt. Zudem eröffnet dies die Möglichkeit, dass der "Magic Eraser" früher oder später auch für andere Smartphones angeboten werden könnte.

Die Akkulaufzeit

Das kleinere Pixel 6 punktet mit der besseren Akkulaufzeit.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Kommen wir zu etwas ganz anderem: der Akkulaufzeit. Immerhin macht das schnellste und beste Smartphone wenig Freude, wenn der Akku nicht mithalten kann. Nominell liefern die beiden Smartphones in dieser Hinsicht 4.620 und 5.000 mAh – und damit für die Größe adäquate Werte. Im Akku-Benchmark von PC Work 3.0 kommt das Pixel 6 Pro auf einen Wert von 10:43 Stunden. Zur Relation: Das Xperia 1 III von Sony hält in diesem Test 8:43 Stunden durch, das Oneplus 9 Pro erzielt 9:38 Stunden, während das Galaxy S21 Ultra mit einem gleich großen Akku wie das Pixel 6 Pro auf 9:53 Stunden kommt. Das Google-Smartphone schlägt sich also relativ gesehen eine Spur besser als andere aktuelle Top-Smartphones.

Das sieht beim kleineren Pixel 6 ganz anders aus: Dieses kommt im besagten Benchmark nämlich auf einen hervorragenden Wert von 14:41 Stunden. Das ist sogar mehr als beim Pixel 5, das mit einem Mittelklasse-Chip und deutlich kleinerem Bildschirm auf 13:47 kam. Dass der Unterschied zwischen Basis- und Pro-Modell so groß ist, mag zunächst verblüffen, ist aber auch einfach erklärbar, und zwar mit zwei Begriffen: 120 Hz und QHD+. Da bei solchen Benchmarks dauernd etwas in Bewegung ist, läuft das Display praktisch die gesamte Zeit mit der vollen Frequenz, die zusätzlichen Pixel führen zudem dazu, dass die Grafikeinheit mehr zu tun hat.

Eingriffsmöglichkeiten

Dieser Effekt lässt sich auch quantifizieren: Nach Deaktivierung des 120-Hz-Modus erzielt das Pixel 6 Pro im selben Benchmark nämlich 12:50 Stunden. Eine Reduktion der Auflösung lässt Google leider nicht zu, das würde sicherlich noch einmal die eine oder andere Stunde bringen. Gleichzeitig bleibt zu hoffen, dass Google den Android-Support für die LTPO-Technik verbessert. Hier wird ebenfalls einiges verschenkt, wie sich im Test schnell zeigt: So läuft der Bildschirm des Pixel 6 Pro beim 3DMark Benchmark durchgängig mit 120 Hz – selbst wenn die FPS der anspruchsvolleren Tests nie über 60 FPS hinausgehen. Das führt zu einer merklich stärkeren Erwärmung – und somit auch einem früheren Leistungsabfall –, als wenn der 120-Hz-Modus deaktiviert wird. Noch verblüffender ist, dass auch der Always-on-Bildschirm dauerhaft mit 120 Hz läuft, obwohl das eigentlich ein Paradefall für den Wechsel auf 10 Hz wäre, immerhin tut sich hier kaum etwas.

Um in all diesen Details nicht den Überblick zu verlieren, sei noch einmal betont: Im Vergleich zu anderen aktuellen High-End-Android-Smartphones schlagen sich beide Smartphones bei der Akkulaufzeit sehr gut – das kleinere Pixel 6 sogar ausnehmend gut. In der Praxis bleibt damit aber die gleiche Realität: Selbst wer sein Smartphone viel nutzt, sollte problemlos durch den Tag kommen, bei weniger intensivem Einsatz reicht es auch mal für einen zweiten. Aber das war es dann schon. Bessere Akkulaufzeiten findet man üblicherweise in der Mittelklasse, vor allem bei Geräten, die schwächere Chips mit sehr großem Akku kombinieren.

Das Pixel 6 in "Sorta Seafoam", das farblich je nach Licht irgendwo zwischen Weiß und Mint liegt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Wettladen

Einen regelrechten Wettlauf gab es in den vergangenen Jahren – zumindest unter Android-Geräten – im Bereich Schnellladetechniken. Da war Google zuletzt mit seinen 18 Watt Ladeleistung schon etwas veraltet. Beim Pixel 6 (Pro) gibt es nun einen deutlichen Sprung – und zwar auf 30 Watt. Das ist noch immer nicht ansatzweise so hoch wie bei manch einem Mitbewerber, hat dafür aber den Vorteil, dass man sich an den offiziellen USB-PD-3.0- (PPS) Standard hält, anstatt proprietäre Technologien zu verwenden.

Was heißt das in der Praxis? Gute Frage! Testen konnten wird das nämlich nicht, da Google dem Vorbild von Apple und Samsung gefolgt ist und seinen Smartphones kein Ladegerät mehr beilegt und keines mit USB PD 3.0 zur Hand war. Das relativiert natürlich das Umweltargument der Hersteller wieder, wenn man sich für die volle Ladeleistung dann erst recht ein passendes Ladegerät dazukaufen muss. Außerdem muss man dafür dann 29 Euro ausgeben, die man auch wesentlich besser hätte investieren können.

Alternativ dazu können die neuen Pixels auch wieder drahtlos geladen werden, und das ebenfalls deutlich flotter als bisher – mit 21 beziehungsweise 23 Watt (Pro-Modell). Dazu passend soll es in Kürze eine neue Generation von Googles drahtlosem Ladegerät, dem Pixel Stand, geben. Dieses enthält übrigens eine aktive Kühlung – also einen Lüfter –, wie man es etwa auch von Oneplus kennt. Generell halten sich die Pixel-Smartphones aber natürlich an den Qi-Standard und funktionieren so auch mit anderen drahtlosen Ladestationen zusammen. Der Vollständigkeit halber: Reverse Wireless Charging, also das Weitergeben der Akkuladung an andere Geräte, geht auch hier.

Biometrische Enttäuschung

Kein Gewinn: der Fingerabdrucksensor im Bildschirm.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Lange hat Google darauf beharrt, dass die Rückseite der richtige Ort für einen Fingerabdrucksensor ist, nun beugt man sich dem Markttrend. Beim Pixel 6 (Pro) kommt also ein optischer Sensor unter dem Bildschirm zum Einsatz. Leider kann dieser alles andere als überzeugen. Die Erkennung ist generell langsamer als bei den alten kapazitiven Sensoren, auch ist es schwieriger, den richtigen Punkt zu treffen, gerade wenn man in Bewegung ist. Dadurch variiert dann auch die Zeit, die es bis zur Erkennung braucht. Zumindest gibt die Google-Lösung Vibrations-Feedback, sodass man genau weiß, wann der Finger wieder angehoben werden kann. Trotzdem bleibt dies definitiv ein unerfreulicher Schwachpunkt der beiden Geräte – und generell ein zweifelhafter Trend bei aktuellen Smartphones.

Wenn wir schon beim Vibrations-Feedback sind: Die haptischen Motoren beider Modelle sind hervorragend. Die Vibrationen sind präzise und auch nicht übertrieben. Damit kehrt Google zu alten Stärken zurück, auch das Pixel 4 stach in dieser oft unterschätzten Kategorie aus der Masse der Android-Geräte deutlich hervor.

Audio

Beim Pixel 5 hat sich Google an der Nutzung eines Lautsprechers im Bildschirm versucht – und hat damit ein gutes Argument gegen ebendiese Technologie geliefert. Für die neue Hardwaregeneration kehrt man nun auf klassische Lautsprecher zurück, und das ist gut so. Für ein Smartphone ist der Klang relativ gut und laut, ohne ins Übersteuern zu Verfallen, wie es bei vielen anderen Geräten passiert. All das ist aber natürlich relativ, immerhin reden wir hier von einem Smartphone mit Mini-Lautsprechern, akustische Wunder gibt es nicht.

Beide Modelle gibt es in Ausführungen mit 128 und 256 GB, eine 512-GB-Ausgabe des Pro-Modells ist leider auf die USA beschränkt. Im Storage-Benchmark von PC Mark sind die verwendeten UFS-3.1-Speicherchips (von Kioxia) zwar etwas langsamer als jene beim S21 Ultra, im Alltag merkt man davon aber wenig. Sowohl App-Installationen als auch Startzeiten sind hervorragend.

Neues WLAN

Auch bei den restlichen Eckdaten zeigt sich Googles Bemühen, möglichst keinen Punkt für ein High-End-Gerät auszulassen. So gibt es etwa bereits Support für WiFi 6E. Sollte es die österreichische Politik – wie versprochen – tatsächlich schaffen, die zugehörige EU-Vorschrift noch vor Jahresende umzusetzen, lassen sich damit dann zusätzliche Frequenzen für den WLAN-Empfang nutzten – den passenden Router natürlich vorausgesetzt. Ebenfalls mit dabei ist Bluetooth 5.2, NFC und Ultrawideband (UWB), das für Nahkommunikation mit hohen Übertragungsraten gedacht ist. Dabei gibt es aber eine Einschränkung: Ein entsprechender Chip ist nämlich nur im Pro-Modell zu finden.

Das schwarze Pixel 6 Pro ist eigentlich eher dunkelgrau – und zwar in zwei unterschiedlichen Stufen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

5G-Unterstützung darf natürlich auch nicht fehlen, wobei man bei den in Europa verkauften Modellen auf mm-Wave-Support verzichtet. Für die breite Masse kein großer Verlust, immerhin spielt diese Technologie hierzulande noch keinerlei Rolle, es gibt noch nicht einmal Termine für die Versteigerung der zugehörigen Frequenzbänder. Interessant ist allerdings die Wahl des Modems: Der Exynos-5123-Chip von Samsung ist eigentlich bereits ein Vorjahresmodell. Im direkten Vergleich mit einem S21 Ultra zeigten sich bei einem Speedtest an mehreren Punkten in den inneren Bezirken Wiens im Zusammenspiel mit dem Netz von Magenta allerdings keine relevanten Unterschiede. Dual-SIM-Support gibt es erneut über die Kombination aus E-SIM und Nano-SIM. Für die Positionierung werden GPS, Glonass, Galileo, QZSS und Beidou unterstützt.

Was noch bleibt, ist eine IP68-Zertifizierung, nach der beide Modelle vor dem Eindringen von Wasser und Staub geschützt sind. Es gibt einen USB-C-Anschluss (USB 3.1 Gen 1) sowie insgesamt drei Mikros, die tatsächlich eine sehr gute Tonqualität bieten. Und auch an der Telefoniequalität gibt es nichts auszusetzen.

Sicherheit

Bei der Präsentation hat Google das Pixel 6 vollmundig als das sicherste Smartphone bezeichnet. Zumindest in der Android-Welt darf man diesen Titel wohl mit Recht für sich beanspruchen, wie sich schnell zeigt. Zunächst sind Pixel 6 und Pixel 6 Pro die ersten Android-Smartphones, die mit monatlichen Sicherheitsaktualisierungen über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren aufwarten können. Zum Vergleich: Bei früheren Pixel-Generationen waren es noch drei Jahre, andere Hersteller haben vor kurzem auf vier Jahre verlängert – aber auch hier gibt es die Aktualisierungen am Schluss üblicherweise nicht mehr monatlich. Möglich wird dies durch die Nutzung des eigenen Chips, da man für dessen Support nun eben nicht mehr von Qualcomm abhängig ist. Insofern bleibt auch die Hoffnung, dass man damit Druck auf die Android-Konkurrenz ausübt.

Die neue Sicherheitszentrale am Pixel 6 konzentriert sich auf sinnvolle Funktionen statt auf Show.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Trotzdem geht mit dem Update-Versprechen auch eine gewisse Enttäuschung einher, denn was große Android-Versionssprünge anbelangt, hat sich nichts geändert: Es werden weiter nur drei Stück garantiert. Nun kann es natürlich sein, dass Google diese Versprechen übererfüllt – immerhin sind das Minimalversprechen –, trotzdem verpasst man damit die Chance – zumindest etwas –, näher zur Apple-Konkurrenz aufzuschließen.

Titan

Ein weiteres Highlight der beiden Google-Smartphones ist der Hochsicherheitschip Titan, der hier in einer neuen Generation (M2) enthalten ist. Dieser spielt für die Absicherung des Geräts – etwa des Lock-Screens, aber auch der Verschlüsselung – eine zentrale Rolle. Google betont dabei, dass man viel Zeit investiert hat, um diesen auch vor Hardwareangriffen zu wappnen, ihn etwa sogar mit Lasern beschossen hat. Detail am Rande: Auf diesem Chip läuft ein vollständig unabhängiges Betriebssystem namens Trusty OS, das auf einem Kernel namens Little Kernel basiert. Eine Abspaltung dessen kommt auch bei Googles in Entwicklung befindlichem neuem Betriebssystem Fuchsia zum Einsatz. Passend zum Titan M2 gibt es aber auch im Tensor-Chip noch einen eigenen Sicherheitskern, auf dem besonders sensible Aufgaben abgewickelt und so vom restlichen Android isoliert werden.

Dass die Pixels in Summe so derzeit die sichersten Android-Geräte sind, ist übrigens keine individuelle Einschätzung. Auch die Entwickler der ganz auf Sicherheit spezialisierten Android-Firmware Graphene OS sehen das so und unterstützen derzeit nur Pixel-Geräte. Generell sind die Pixels übrigens – ironischerweise – die beste Wahl für jene, die ein Google-freies Android nutzen wollen. Immerhin ermöglicht Google das einfache Entsperren seiner Geräte, und es sind auch Factory Images öffentlich verfügbar, um im Fall eines Problems wieder den Ausgangszustand herzustellen.

Android 12

Es wurde bereits angedeutet: Pixel 6 und Pixel 6 Pro sind die ersten Smartphones, die mit Android 12 ausgeliefert werden. Die neue Android-Generation wurde bereits an anderer Stelle ausführlich besprochen, alles zum neuen Design von Material You und den zahlreichen Privacy-Verbesserungen kann also dort nachgelesen werden. Insofern soll sich das Folgende auf Pixel-6-Spezifika konzentrieren. Den Look von Android 12 betont Google beim Pixel 6 noch weiter, indem am Homescreen ein etwas größeres Raster von 4 x 5 Icons verwendet wird. Wer will, kann aber auf 5 x 5 zurückkehren. Ebenfalls interessant: Bei beiden Geräten wird von Haus aus der Dark Mode verwendet, die Nutzer können das natürlich ebenfalls nach eigenem Gusto anpassen.

Das Pixel 6 wird mit Android 12 ausgeliefert, das in Form von "Material You" ein umfassendes Redesign erfahren hat. Die Kamera-App erklärt die einzelnen Modi sehr anschaulich. Sicherlich umstritten ist, dass mit einem Langdruck auf den Power-Button nun der Google Assistant aufgerufen wird.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Eine weitere Neuerung ist ein eigenes Sicherheitszentrum. Dieses ersetzt die bisherigen Sicherheitseinstellungen, integriert gleichzeitig aber auch Empfehlungen rund um die bessere Absicherung des eigenen Google-Kontos. Diese gab es zwar schon bei den Einstellungen zum Google-Konto im Web – die Tipps und Warnungen an dieser Stelle sichtbarer zu machen ist aber auf jeden Fall eine gute Idee.

Beste Spracherkennung – mit viel Abstand

Ein weiteres Highlight der Software: Die Spracherkennung ist nicht nur extrem schnell, sondern auch wesentlich zuverlässiger als bei den Smartphones anderer Hersteller. Möglich wird dies einmal mehr durch spezifische Optimierungen beim Tensor-Chip, durch die komplexere Modelle als bisher direkt am Gerät verwendet werden können.

Vor allem aber: Waren solche Neuerungen in der Vergangenheit oft auf Englisch begrenzt, baut Google die lokale Sprachverarbeitung mit dem Pixel 6 massiv aus. Dadurch kann selbst, wenn das Smartphone offline ist, zwischen einer Reihe von Sprachen live übersetzt werden. Deutsch gehört in diese Riege. Dieses Feature wurde übrigens direkt ins System integriert, wodurch es von anderen Apps genutzt werden kann. Die Textnachrichten-App Google Messages tut dies bereits.

Live-Übersetzung beliebiger Inhalte

Live-Untertitel waren gestern, jetzt gibt es das Ganze auch mit direkter Übersetzung in andere Sprachen. Und zwar alles direkt am Smartphone.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Schon bisher war es bei einigen Android-Geräten möglich, die Tonausgabe in Echtzeit untertiteln zu lassen. Das Pixel 6 erweitert dies nun um einen zusätzlichen Twist und übersetzt auf Wunsch diese Inhalte auch gleich. Das ist nützlich, die Qualität hängt aber stark vom Ausgangsmaterial ab. Ebenfalls neu: Die hervorragende Sprachaufnahme-App "Recorder" kann nun endlich Gesprochenes auch live in anderen Sprachen als Englisch – also etwa Deutsch oder Französisch – mitprotokollieren. All das leidet allerdings etwas darunter, dass die Google'sche Spracherkennung mit Englisch am besten funktioniert und etwa bei Deutsch deutlich mehr Fehler macht. Und zwar selbst dann, wenn die Sprechenden Hochdeutsch kommunizieren, mit starkem Akzent oder Dialekt steigt die Fehlerquote natürlich weiter.

Überprüfung

Künstliche Intelligenz setzt Google aber nicht bloß für neue Features, sondern auch für Sicherheitsverbesserungen ein: Wer will, kann sämtliche Nachrichten und Links in Textnachrichten auf auffällige Aktivitäten prüfen lassen. Das passiert direkt am Gerät – und zwar in einem vom restlichen System isolierten Hochsicherheitsbereich mithilfe einer darauf trainierten KI.

Diverse andere Highlights der Pixel-Software sind derzeit leider auf die USA beschränkt. Allen voran die Möglichkeit, Anrufe bei einer Hotline vom Google Assistant abwickeln zu lassen, der dann alles mitschreibt – und sogar Auswahloptionen bei der Kontaktaufnahme als Knöpfe anbietet.

Ebenfalls neu: Ein Langdruck auf den Power-Button ruft nun den Google Assistant auf. Das machen zwar Apple und Samsung auch bereits so, trotzdem wird das sicher nicht allen gefallen. Zumindest lässt sich dieses Feature deaktivieren, falls jemand wieder lieber das klassische Power-Menü an dieser Stelle haben will. Ansonsten lässt sich dies wahlweise über die Schnelleinstellungen oder über die Knopfkombination "Power" + "Lautstärke hoch" erreichen.

Umbrüche

Noch ein paar kleine Details für die Nerd-Fraktion: Das Pixel 6 ist das erste Android-Smartphone, das mit einem "Generic Kernel Image" ausgeliefert wird. Darüber soll künftig der Linux-Kernel auf Android-Geräten vereinheitlicht und zentral von Google ausgeliefert werden. Aus Nutzersicht ist das also eher für die Geräte von anderen Herstellern relevant, trotzdem leitet man damit ein neues Zeitalter ein. Was auch auffällt: Das Pixel 6 nutzt mit Linux 5.10 eine deutlich neuere Version des Kernels als andere aktuelle Smartphones – üblicherweise kommt derzeit sonst Linux 5.4 zum Einsatz.

Die Preisfrage

Bleibt eigentlich nur mehr eine Frage: jene nach Preis und Verfügbarkeit. Das Pixel 6 wird ab 649 Euro verkauft, das Pixel 6 Pro beginnt bei 899 Euro. Beides nicht wenig Geld, relativ zu direkten Konkurrenten von Apple oder Samsung gerechnet ist das aber doch deutlich günstiger.

So weit zum Erfreulichen. Bei der Verfügbarkeit wird es dann schon wieder komplizierter, denn einmal mehr gibt es die Google-Smartphones nicht offiziell in Österreich. Zwar ist es leicht, das Smartphone aus Deutschland zu importieren, und auch der Support ist dabei durch EU-Recht gewährleistet. Trotzdem ist das ein Minuspunkt. Wer sich das nicht antun will, kann natürlich darauf warten, bis lokale Händler die Geräte indirekt nach Österreich bringen – so wie es in der Vergangenheit immer der Fall war.

Angemerkt sei, dass es in Deutschland eine äußerst interessante Vorbestellaktion gibt. Wer bis zum 27. Oktober zuschlägt, bekommt Bose-NC-700-Kopfhörer im Wert von rund 280 Euro dazu. Allerdings sprechen die damit einhergehenden Bedingungen davon, dass dies nur für Personen gilt, die auch wirklich in Deutschland leben. Insofern sollten sich österreichische Interessenten besser nicht darauf verlassen, dass sie dieses Extra auch bekommen – oder jemanden mit Privatadresse in Deutschland finden, der das alles für sie abwickelt.

Im Größenvergleich von links nach recht: Samsungs Galaxy S21 Ultra, Pixel 6 Pro, Pixel 6 und Pixel 5.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Eine hervorragende Kamera, sehr gute Performance, fünf Jahre Support und dann auch noch ein erfreulich ausdauernder Akku: Eigentlich ist es schwer, das Pixel 6 nicht zu empfehlen. Das heißt natürlich nicht, dass alles an Googles neuem Smartphone perfekt wäre – beileibe nicht. Gerade die Fingerabdruckerkennung im Bildschirm ist ein definitiver Minuspunkt, die Frontkamera könnte besser sein, wer will, kann sich auch an dem etwas älteren 5G-Modem stören. Aber ganz ehrlich: Zu dem Preis ist es schwer, sich darüber allzu laut zu beschweren.

Etwas anderes sieht es beim Pixel 6 Pro aus, und zwar gar nicht so sehr wegen der Konkurrenz mit anderen Herstellern, sondern wegen des Vergleichs zum kleineren Modell. Die Designunterschiede mögen von vielen als "Premium" wahrgenommen werden, gleichzeitig kann man über deren Sinnhaftigkeit durchaus geteilter Meinung sein. Bleibt ein bisschen ein besseres Display, ein gutes Upgrade für die Selfie-Kamera und vor allem die – zugegeben beeindruckende – Telekamera. Ob das 250 Euro Aufpreis wert ist, ist fraglich – zumal im Gegenzug die Akkulaufzeit etwas schlechter ist. Gleichzeitig darf bei all diesen Google-internen Relationen nicht vergessen werden, dass auch der Preis der Pro-Modells noch immer deutlich unter direkt vergleichbaren Geräten wie Samsungs Galaxy S21 Ultra liegt. Dass das trotzdem noch immer viel Geld ist, ist eine andere Frage. Aber wer mit einem Gerät der Einsteiger- oder Mittelklasse zufrieden ist, der ist in dieser Kategorie ohnehin falsch.

Ausblick

Unabhängig davon, ob man sich nun für ein Pixel interessiert oder prinzipiell lieber zu anderen Herstellern greift: Das verstärkte Engagement Googles ist zu begrüßen – bringt es doch frischen Wind in die Android-Welt. Die enge Verschränkung der Hard- und Softwareentwicklung, wie sie sich rund um Googles eigenen Tensor-Chip zeigt, kennt man bisher nur aus der Apple-Welt. Insofern bleibt zu hoffen, dass das Pixel 6 (Pro) kein Ausreißer bleibt und Google diese Richtung konsequent weiterverfolgt. Wenn man es dann auch noch irgendwann schafft, die Geräte wirklich weltweit zu verkaufen, dann wird es vielleicht sogar wirklich noch was mit Googles Hardwaregeschäft. (Andreas Proschofsky, 26.10.2021)