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In Lanzhou sind erneut große Teststationen in Betrieb.

Foto: Reuters / Stringer

Wer Chinas Zero-Covid-Strategie zu Ende dachte, fragte sich schon vor Monaten: Wie will das Land da je wieder herauskommen? Die Impfungen verhindern Infektionen nicht, und Infektionen führen zu einem erneuten Lockdown. Gerade hat es die Vier-Millionen-Stadt Lanzhou erwischt, nachdem es dort 29 Fälle von Covid-19 gegeben hatte. Die Bewohner dürfen bis auf weiteres ihr Haus nicht verlassen. Auch der Verkehr von Bussen und Taxi-Services wurden eingestellt.

Für chinesische Verhältnisse ist der Ausbruch der Delta-Variante relativ heftig: In der vergangenen Woche wurden 198 Fälle registriert. Zwar scheint ein Zentrum im Nordwesten des Landes zu liegen, Lanzhou ist Hauptstadt der Provinz Gansu, insgesamt aber wurden in über elf Provinzen Positiv-Fälle registriert. Vermutlich gehen diese auf eine Touristen-Reisegruppe zurück.

Mahjong trotz Symptomen

Ein Paar wird nun sogar strafrechtlich belangt, weil es gegen die Quarantäne-Vorschriften verstoßen haben soll. Die beiden waren von einer Reise in die Innere Mongolei nach Peking zurückgekehrt, und hatte trotz leichter Symptome wie Husten Freunde zum Mahjong-Spielen nach Hause eingeladen.

Ejin Banner in der Inneren Mongolei gilt als ein Zentrum des aktuellen Ausbruchs. 40 Fälle wurden am 17. Oktober in der Stadt mit 30.000 Einwohnern registriert. Dort testen die Behörden gerade alle Bewohner zum dritten Mal auf das Virus. Zuständige Beamten wurden wegen "schlechter Performance" ihrer Ämter enthoben.

Zustand bis zu Olympia

Betroffen ist aber auch wieder einmal die Hauptstadt Peking. Schon am Montag haben die Behörden nicht-notwendige Reisen von und nach Peking untersagt. Kinos und Theater sind dazu angehalten, nicht mehr als 75 Prozent der Plätze zu belegen. Unternehmen sollen wieder auf Online-Meeting umschwenken.

Auch der Peking-Marathon, der für den 31. Oktober angesetzt war, wurde verschoben. Man geht davon aus, dass der Zustand bis zu den Olympischen Winterspielen im Februar so beibehalten werden soll. Wie genau die Spiele angesichts der rigiden Quarantäne-Vorschriften funktionieren sollen, ist auch noch unklar. Dabei hat China laut eigenen Angaben über eine Milliarde Menschen doppelt geimpft, das entspräche einer Impfquote von mehr als 70 Prozent. In fünf Provinzen müssen nun auch Kinder im Alter von drei bis elf Jahren geimpft werden.

Weiter strikte Quarantäne

Immer wieder aber tauchten Fragen über die Wirksamkeit chinesischer Impfstoffe auf. So genannte "Booster-Shots", also Auffrischungsimpfungen, seien derzeit aber nur im begrenzten Umfang erhältlich. Hinzu kommen nun saisonale Faktoren, die den Ausbruch verschlimmern könnten.

Eine Abkehr von dem strikten Quarantäne-Vorschriften ist nicht in Sicht. Gerade erst hatte die Stadt Hongkong verkündet, die zwei- bis dreiwöchige Isolation, werde wahrscheinlich bis November 2022 beibehalten werden. (Philipp Mattheis aus Shanghai, 26.10.2021)