Für diese Oktogonskulpturen verarbeitete Sabine Wiedenhofer Kerzenreste und verwelkte Blumen, die an den Tatorten der Anschläge deponiert worden waren.

Foto: Atelier Wiedenhofer

Es waren tausende Kerzen, die Menschen in den Tagen nach dem Terroranschlag im November vergangenen Jahres im Gedenken an die Opfer an den Tatorten in der Wiener Innenstadt deponierten. Hinzu kamen Blumen, Kränze, Fotos und Briefe, insgesamt zwei Tonnen "Müll", die im Normalfall entsorgt worden wären.

Für die Künstlerin Sabine Wiedenhofer war es Material, das auf authentischste Weise Empathie und Mitgefühl symbolisiert und erhalten bleiben sollte. Sie selbst hatte sich mit ihren Kindern an diesem Abend unter dem Tisch eines Restaurants verstecken müssen.

Wiedenhofer ersuchte die Stadt Wien um die Reste, bekam sie von der MA 48 zur Verfügung gestellt und ließ sie in Zwentendorf in kleinste Teile schreddern. Anschließend entwickelte sie im Berengo-Studio im italienischen Murano und in der Aluminiumgießerei Becker Guss in Mödling Oktogonformen, in die das zerkleinerte Material integriert wurde.

Die Form des Achtecks war dabei nicht zufällig gewählt: Numerologisch ergibt die Quersumme des Datums des Terroranschlags die Acht, und in der Mythologie stünde das Oktogon für Vollkommenheit, erläutert Sabine Wiedenhofer. Insgesamt entstanden je 24 Skulpturen aus Glas (26 x 26 Zentimeter) und Aluminium (37 x 37 Zentimeter).

Unter dem regulären Preis

20 dieser Skulpturenpaare gelangen nun im Rahmen der Gedenkgala "Innocent" am 2. November im Gartenpalais Liechtenstein über eine Silent Auction mit schriftlichen Geboten zur Versteigerung. Der Rufpreis beläuft sich auf 3500 Euro und liegt damit deutlich unter dem regulären Verkaufspreis für die Einzelexemplare (4200/4800 Euro).

Der Reinerlös aus diesen Verkäufen sowie aus der Veranstaltung mit einem Vier-Gänge-Menü von Sternekoch Heinz Hanner wird über die Organisation Weißer Ring den Opfern des Anschlags und Hinterbliebenen zugutekommen.

Das musikalische Programm der Abendveranstaltung – mit Werken von Franz Schubert, Richard Strauss und dem jüdischen Totengebet Kaddisch – stellt die Wiener Staatsoper. Auftreten werden Erwin Schrott, die Mezzosopranistin Kate Lindsey und auch der Kinderchor.

Die Schauspielerin Katja Riemann (Amnesty-Botschafterin für Menschenrechte) und ihr Kollege Cornelius Obonya (Präsident Aktion gegen Antisemitismus) lesen aus ihren Texten, und Philipp Hochmair wird eine Performance aus dem Jedermann zum Besten geben. Die Schirmherrschaft der Gala übernahm Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Durch den Abend führen Schauspielerin Hilde Dalik und ORF-Moderator Christoph Feurstein. Der Preis für noch verfügbare Einzeltickets liegt bei 390 Euro (office@ wiedenhofer.cc). Gebote für die Oktogonskulpturen nimmt die Galerie Kovacek im Vorfeld entgegen. (Olga Kronsteiner, 27.10.2021)