Arman T. Riahi sieht sich im Vorstand des Regieverbands gemeinsam mit Kurdwin Ayub als Brückenbauer und will vermitteln.

Foto: Golden Girls Film

Erst im April dieses Jahres sind im Österreichischen Filminstitut (ÖFI) gendergerechte Maßnahmen bei der Vergabe von Fördermittel beschlossen worden, nun führt diese Quotenregelung indirekt zur Spaltung des Regieverbands. Eine Gruppe von 42 Filmschaffenden ist aus der Interessenvertretung ausgetreten, Insider berichten von zum Teil geharnischten Abschiedsmails.

Die Mehrheit der Ausgetretenen sind Frauen, darunter prominente Regisseurinnen wie Barbara Albert, Ruth Beckermann, Sabine Derflinger, Marie Kreutzer, Elisabeth Scharang, Eva Spreitzhofer oder Mirjam Unger. Insgesamt haben nun 90 Prozent aller Kinofilmregisseurinnen den Verband verlassen, ein Drittel aller bisherigen Mitglieder des Verbands Filmregie. Aktuell dürfte die Neubesetzung im Aufsichtsrat des ÖFI der Anlass für den Exodus sein. Die bisher dort sitzende Regisseurin Elisabeth Scharang fand sich nicht mehr im Dreiervorschlag des Vorstands des Regieverbands wieder, aus diesem wurde David Schalko von der Kulturministerin Andrea Mayer (Grüne) neu zum ÖFI entsandt.

Gerücht ist haltlos

"Das kursierende Gerücht, dass wir mit der Neubesetzung die Quote wieder stürzen wollen, ist haltlos", sagt Kurdwin Ayub vom Vorstand des Regieverbands zum STANDARD. "Scharang hatte das Recht, für die Quote im Aufsichtsrat zu stimmen, der Verband hat das Recht, jemand anderen für das Mandat vorzuschlagen. Das ist keine Retourkutsche, sondern übliches Prozedere." Der Regieverband hatte ein alternatives Quotenmodell zu dem später beschlossenen entwickelt. Arman T. Riahi, seit September im Vorstand, räumt ein, dass der Verband nicht glücklich darüber gewesen war, dass das Best-Practice-Modell hinter den Kulissen durchlobbyiert wurde.

Die Gruppe der ausgetretenen Filmschaffenden war zu keinem Statement bereit. Man wolle die Debatte nicht weiter personalisieren und berufe sich auf den öffentlichen Brief. In diesem wird die Quotendebatte angesprochen: Der "Mangel an demokratischen Strukturen, ernsthafter Dialogbereitschaft und das fehlende Interesse an der Herstellung eines Minimalkonsenses in der Debatte um die Gleichstellung und eine Geschlechterquote in der Vergabe der Filmfördermittel" habe zu der Spaltung geführt.

Weiters wird eine "lange Geschichte an Ausgrenzung, Intransparenz und respektlosem Umgang" beklagt; es sei an der Zeit, eine filmpolitische Ära einzuläuten, "die auf Gleichberechtigung, Transparenz und gegenseitigem Respekt beruht."

Verletzungen auf beiden Seiten

Es gäbe auf beiden Seiten "Verletzungen", sagt Riahi dazu, es sei schade, dass nun der Verband auf diese Weise geschwächt werde. Als Vertreter einer jüngeren Generation erbe man nun die Kämpfe, die davor ausgefochten wurden, so Ayub. Sie plädiert dafür, gemeinsam einen Erneuerungsprozess zu veranlassen. Zumindest diesen will die andere Seite auch – allerdings unabhängig. (Dominik Kamalzadeh, 27.10.2021)