300 Einsatzkräfte sind im Einsatz.

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Reichenau/Rax – Der am Montag ausgebrochene, mittlerweile riesige Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax im Bezirk Neunkirchen fordert weiterhin die Einsatzkräfte. "Die Lage ist sehr kritisch", sagte Stephan Pernkopf (ÖVP), der in Niederösterreich für den Katastrophenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Der Brand ist noch lange nicht unter Kontrolle." Der Waldbrand, der aus drei Brandherden besteht, ist rückwirkend mit Dienstagfrüh zum Katastropheneinsatz erklärt worden. Über die Brandursache ist noch nichts bekannt.

Video vom Brand
DER STANDARD/APA

Schwieriges Gelände

Die Einsatzkräfte stehen vor mehreren Herausforderungen. Einerseits ist es das steile Gelände mit vielen senkrechten Wänden. "Viele Bereiche sind nicht begehbar, schwieriger geht's nicht", sagte Andreas Januskovecz, der Forstdirektor der Stadt Wien, in deren Besitz sich das betroffene Gebiet großteils befindet. Es ist ein Wasserschutzgebiet.

Das Quellgebiet der I. Wiener Hochquellenleitung umfasst das Gebiet von Schneeberg, Rax und Schneealpe, die Wiener Wasserversorgung bewirtschaftet in den Quellenschutzgebieten 70 Quellen. Der Brand befinde sich jedoch ganz am Rand des Quelleneinzugsgebiets, erklärt Astrid Rompolt, Sprecherin der MA 31 (Wiener Wasser), auf STANDARD-Anfrage. Es sei keine einzige Quelle unmittelbar betroffen. "Die Wasserversorgung ist daher in keiner Weise gefährdet, selbst wenn eine größere Fläche in Mitleidenschaft gezogen wird."

Gefährlich ist die Lage aber für die Einsatzkräfte. Felsstürze und Steinschläge erschweren die Arbeit. Ein Forstmitarbeiter wurde verletzt. Löschhubschrauber von Polizei und Bundesheer bekämpfen das Feuer aus der Luft.

Windsorgen

Zudem bereitet die ungünstige Wetterprognose Sorgen. Für die nächsten fünf Tage gebe es keinen Regen, dafür soll am Donnerstag ein starker Wind kommen. Laut Einsatzleitung gehe es darum, zu verhindern, dass der Brand von der Schneeberg-Seite auf die Rax-Seite überspringt. Das sogenannte Höllental trennt Schneeberg und Rax. Sollte der Wind in das Höllental hineinziehen, droht ein Düseneffekt. "Das Höllental wird dann enger, der Wind dadurch stärker, und diese Düse facht dann das Feuer stark an", sagte Januskovecz.

Um das zu verhindern, hat die Einsatzleitung Mittwochmittag beschlossen, fünf Großtanklöschfahrzeuge in Stellung zu bringen. "Die können 4.000 Liter Wasser in der Minute hinausposaunen", erklärt Franz Resperger, der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos Niederösterreich, dem STANDARD. Die Höllental-Straße, die B27, wurde dafür gesperrt.

Hubschrauber bekämpfen den Brand aus der Luft.
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Der Brand talauswärts Richtung Reichenau habe sich zwar ausgebreitet und sei "auch nicht im Griff", sagt Januskovecz. Aber dort sei das Gelände aufgrund von Forststraßen zumindest teilweise begehbar.

Riesiges Gebiet betroffen

Das Feuer war am Montag ausgebrochen und hatte sich rasch ausgebreitet, innerhalb von zehn Stunden von fünf auf über 100 Hektar. Am Dienstag waren schon 115 Hektar betroffen, umgerechnet rund 160 Fußballfelder. Resperger sprach daraufhin "vom größten Waldbrand, den es je in Österreich gab". Laut Waldbrandstatistik der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) dürfte dies zwar nicht ganz stimmen. 1947 wurden etwa 200 Hektar in Tirol zerstört.

Aber fest steht: In Niederösterreich findet aktuell ein Großeinsatz statt. Seit Dienstag sind stets 300 Feuerwehrleute vor Ort im Einsatz. Drei weitere Katastrophenhilfszüge mit 200 Feuerwehrmitgliedern aus den Bezirken Lilienfeld, Baden und St. Pölten wurden abkommandiert.

Bericht aus dem Rax-Gebiet.
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Pernkopf: "Die Kräfte der Natur sind stark"

In der Nacht auf Mittwoch konnten mehrere Glutnester gelöscht werden. Feuerwehreinsatzleiter Josef Huber sprach gegenüber dem ORF von einer "verhältnismäßig ruhigen Nacht". Es habe sich bewährt, dass Forstarbeiter hunderte Meter lange Schneisen ins noch nicht betroffene Gebiet geschlagen hatten. Diese baumfreien Zonen sollen einen sogenannten Feuersprung vermeiden. "Die Kräfte der Natur sind stark", sagte Pernkopf. "Aber auch die Kräfte der Einsatzkräfte sind unglaublich stark." Im Vordergrund stünden der Schutz von Menschen und deren Hab und Gut.

Wie lange der Einsatz noch dauere, hänge stark von der Wetterlage ab und davon, "ob die Löschwirkung der Hubschrauber dauerhaft Wirkung zeigt", sagt Resperger. Sollten die lodernden Flammen einmal abgelöscht sein, wartet weitere mühsame Arbeit. "Dann müssen unsere Fußmannschaften irgendwie in das Gelände hinein und in mühevoller Kleinarbeit die Glutnester bearbeiten. Es wird Wochen dauern, bis das erledigt ist." (Andreas Gstaltmeyr, 27.10.2021)