Für die "Generation Lockdown" müsse laut den Studienautoren dringend mehr getan werden.

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Soziale Isolation, Unsicherheit und Zukunftssorgen: Vor allem junge Menschen hat die Pandemie in vielen Lebensbereichen stark getroffen. Hinzukommt, dass die Politik weltweit kaum Maßnahmen gesetzt hat, jenen jungen Menschen zu helfen, die aufgrund der Pandemie den Job verloren oder den Einstieg ins Berufsleben gar nicht erst geschafft haben. Das zeigt eine von der Internationalen Arbeitsorganisation beauftragte Studie der University of Cambridge. Untersucht und verglichen wurden dafür Daten aus 132 Ländern.

Gut ein Sechstel der jungen Menschen am Beginn ihrer Karriere dürften laut der Studie pandemiebedingt den Job verloren haben. Das hängt wohl damit zusammen, dass über 40 Prozent dieser Alterskohorte in besonders betroffenen Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Handel beschäftigt waren. Und jene, die gerade erst ihren Schulabschluss gemacht haben, hatten aufgrund der Pandemie oft keine Chance, ins Arbeitsleben einzutreten. Beiden Gruppen ist gemein, dass ihnen normale, teils ohnehin mäßig wirksame, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen oft nichts bringen – die Politik in vielen Ländern darauf aber wenig bis keine Rücksicht nimmt.

Für die "Generation Lockdown" müsse laut den Studienautoren deshalb dringend mehr getan werden. Als Beispiele nennen sie Maßnahmen wie individuelle Beratung für Jobsuchende, berufliche Weiterbildungen aber auch die Förderung der psychischen Gesundheit.

Große Herausforderungen

"Neue Schulabgänger haben oft keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Kurzarbeitsregeln. Dies führte dazu, dass viele junge Menschen durch das Raster politischer Interventionen fielen", nennt Cambridge-Soziologe Adam Coutts ein Beispiel. Denn wenngleich viele Länder in der Pandemie bei entsprechenden Regelungen nachgebessert haben, hat sich die Situation der Jungen dadurch kaum verbessert. Nur in wenigen Ländern hat die Politik mit Maßnahmen reagiert, die wirklich auf die Anforderungen junger Menschen zugeschnitten waren.

Doch selbst mit dem Ende der Pandemie wird die Lage dieser jungen Erwachsenen schwierig bleiben, wenn die Politik sich nicht um Verbesserungen bemüht. "Junge Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen, durch die sie im Vergleich zu älteren Erwachsenen im Nachteil sind, wenn sie nach der Pandemie Arbeit suchen", warnt Coutts. Neben fehlender Arbeitserfahrung umfasst das auch geringere finanzielle Mittel und schlechtere Netzwerke. Daher werde diese Altersgruppe viel eher genötigt sein, sich mit schlechteren Arbeitsbedingungen abzufinden.

Die Forscher warnen zudem, dass die Generation Lockdown in die Langzeitarbeitslosigkeit abgleiten könnte. Der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt könnte nämlich dadurch erschwert werden, dass jüngere und besser qualifizierte Kohorten an ihnen vorbeiziehen. Denn jene Generation, die jetzt noch vor dem Schulabschluss steht, wird keine Pandemie-Lücke im Lebenslauf haben – kennt aber dank Fernunterricht das neue Normal der hybriden Arbeitswelt bereits gut.

Homeoffice bereitet Sorgen

Während sich hybride Arbeitsformen insgesamt großer Beliebtheit erfreuen, bereiten sie den Jungen teilweise Sorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Umfrage des Karrierenetzwerks Linkedin unter mehr als 1.000 Personen in Deutschland. So befürchtet die Hälfte aus der Altersgruppe zwischen 16 und 24 Jahren, dass sich das Homeoffice negativ auf die Karriere auswirken könnte. Gründe hierfür sind sowohl die Vermutung, dass die sie dadurch weniger Kontakt zu ihren Vorgesetzten haben und von diesen beispielsweise bei Beförderungen übergangen werden, als auch fehlende Möglichkeiten, von Kollegen zu lernen. Auch die Arbeitgeber sehen Nachteile für die Jungen: Neun von zehn deutschen Führungskräften (89 Prozent) glauben, dass die Möglichkeit zu lernen beeinträchtigt wird, wenn Beschäftigte aufgrund der Pandemie nicht im Büro arbeiten können.

Zwar nennen die Jungen klare Vorteile, die für das Homeoffice sprechen: Sie müssen nicht mehr täglich pendeln (45 Prozent), haben eine bessere Work-Life-Balance (38 Prozent) oder sind zuhause produktiver (29 Prozent). Gleichzeitig stimmen aber auch zwei von fünf (40 Prozent) der Aussage zu: "Wer mehr vom Büro aus arbeitet, wird eher von Vorgesetzten und Führungskräften bevorzugt." Während also die große Mehrheit der Befragten zwischen 45 und 54 Jahren (83 Prozent) die Arbeit von zuhause oder eine Mischung aus Büro- und Heimarbeit bevorzugen, sind es bei den 16- bis 24-Jährigen mit etwa der Hälfte (53 Prozent) deutlich weniger. (red, 28.10.2021)