Evelyn Regner (SPÖ): Die Auswirkungen der Covid-Krise treffen Männer und Frauen unterschiedlich.

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Wien – Der Gender-Equality-Index 2021 ist da, und er zeigt weiterhin große Lücken bei der Gleichstellung von Männern und Frauen. Der Index wird jährlich vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen erstellt und misst den Fortschritt der Geschlechtergleichstellung in der EU.

Demnach liegen die EU-Staaten bei der Gleichstellung von Mann und Frau bei einem Wert von 68 Prozent, wobei 100 Prozent einer Gleichstellung der Geschlechter in allen erfassten Bereichen entspräche. Das ist eine Verbesserung zum Vorjahr um 0,6 Prozent.

"Wie in den letzten Jahren geht es nur im Schneckentempo voran", erklärt die SPÖ-Europaabgeordnete Evelyn Regner in einer Aussendung. Wenn das so bleibe, werde es Gleichstellung zwischen Mann und Frau frühestens im Jahr 2085 geben, so Regner, die Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses im Europaparlament ist.

Und selbst diese schlechte Prognose sieht sie durch Covid-19 gefährdet. Die Pandemie stelle ein großes Risiko dar. Sie habe den Fortschritt nicht nur verlangsamt, sondern könne auch die fragilen Fortschritte wieder zunichtemachen.

Österreich im Durchschnitt

In diesem Jahr stand bei der Arbeit am Index der Bereich Gesundheit im Fokus. "Die Covid-Krise und ihre gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen treffen Männer und Frauen unterschiedlich", so Regner. Frauen arbeiten öfter in der Pflege oder im Krankenhaus, sie haben ein höheres Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Die Überlastung der Gesundheitssysteme aufgrund der Pandemie habe auch den Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsleistungen für Frauen erschwert.

Österreich liegt mit einem Wert von 68 Prozent genau im EU-Schnitt. Regner gibt allerdings zu bedenken, dass es kaum Wachstum bei der Anzahl der Vollzeitstellen für Frauen gibt und der Gender-Pay-Gap in Österreich einer der europaweit größten ist, während Frauen einen überproportional größeren Anteil an Pflegeaufgaben übernehmen. Zudem weist sie auf die 22 Femizide in diesem Jahr hin und die mangelnde Datenlage dazu, weshalb die Situation in Österreich teilweise nicht mit anderen EU-Ländern vergleichbar sei. (red, 28.10.2021)