Mark Zuckerberg stellt sein neues Metaverse vor und benennt auch gleich seine ganze Firma um.

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Menlo Park – Mark Zuckerberg will nicht über die Gegenwart sprechen – aus bekannten Gründen. Deshalb widmete er am Donnerstag knappe zwei Stunden seiner Zukunftsvision Metaverse. Eine Welt, in der die Nutzer nicht nur ihr privates Leben auf Zuckerbergs Plattform verbringen sollen, sondern auch ihren Arbeitsalltag.

Dabei sollen dank Virtual Reality Welten geschaffen werden, in denen Nutzer trotz großer Distanzen gemeinsam Karten spielen oder Konzerte besuchen können. Der soziale Holzfuß Home Office wird dank virtueller Avatare wieder gemeinsam in einem Raum verbracht. Es sind viele Visionen, die der Unternehmer plant und deshalb sei laut Zuckerberg auch der Name der Firma für diese Projekte nicht mehr passend. So wird aus dem Facebook-Konzern künftig: Meta.

Horizont

Als Facebook startete, waren vor allem Texte der Inhalt. Danach wurden Fotos wichtiger und heute sind Videos unglaublich populär, erklärt Zuckerberg zu Beginn der Präsentation. Das Metaverse sei die nächste Stufe. Man sitzt nicht mehr hinter einem Display, um am Leben anderer teilzunehmen, sondern kann jederzeit in andere Welten hineinspringen.

Funktionieren soll das dank moderner Technologie, allen voran Virtual Reality. Mit den hauseigenen VR-Brillen Oculus Quest versetzt man sich in eine Welt genannt Horizon, die man selbst gestalten kann. In Horizon Home baut man sein zuhause und kann dann Freunde darin einladen. Erscheinen kann man in dieser Welt dank eines Avatars ganz wie man will. Ein vielseitiger Baukasten soll aber ermöglichen, dass man sich auch ganz nach seinem realen Vorbild orientiert.

In Horizon Worlds kann man verrückte Welten schaffen – Raumstationen, in denen man mit Freunden Karten spielt oder auch eine haushohe Torte, die man seinem Kind zum Geburtstag schenkt. Horizon Workrooms wird die Arbeitswelt umfassen, aber dazu später mehr.

DER STANDARD

Virtuell beim Konzert dabei sein

Es sind viele Beispiele, die Zuckerberg präsentiert, um dieses Metaverse als attraktiv zu verkaufen. So zeigt ein Video, wie eine Frau auf einem Konzert eine Freundin anruft, um diese virtuell zu dem Konzert dazuzuholen. Die Frage, ob die beim Konzert Anwesende nun eine VR-Brille auf der Nase tragen muss, um ihre Freundin vor Ort sehen zu können oder ob das am Ende gar nicht wichtig ist, wird nicht beantwortet.

Verkauft werden an diesem Abend vor allem Ideen, das gibt Zuckerberg auch immer wieder zu. Das Metaverse sei in einer sehr frühen Stufe. Entwickler seien bereits am Arbeiten, um sich mit den bestehenden Werkzeugen zu spielen und um zu sehen, was noch möglich ist.

Auch Gaming sei unglaublich wichtig für die Welt, so Zuckerberg. Die weltgrößte Unterhaltungsbranche dürfe im Metaverse nicht fehlen und so würden bereits zahlreiche Entwickler an Spielen arbeiten, die man in der virtuellen Welt mit Freunden wird zocken können. Basketball etwa, Schach oder auch Shooter. Grenzen soll es keine geben – auch nicht beim Kauf von Gegenständen oder Kostümen.

So wirbt der Meta-CEO mehrfach damit, dass Gegenstände, die in einem Teil des Metaverse gekauft werden, überall gelten würden. Grenzen wie bei anderen Apps oder Onlinestores würde man nicht bauen wollen. Wie die Umsetzung am Ende aussehen wird konnte und wollte man an diesem Abend nicht beantworten, aber dass Onlineshops eine wichtige Rolle spielen werden, das durfte man als aufmerksamer Zuseher mitnehmen.

Geld wird der Konzern wohl durch Käufe in dem Universum verdienen.
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Arbeit, Arbeit

"Home Office ist gekommen um zu bleiben," leitet Zuckerberg seinen Vortrag zum Thema Horizon Workrooms ein. Deshalb sei es wichtig, die Leute mit Technologie wieder näher zueinander zu bringen. Gelingen soll das indem man mithilfe von Avataren in virtuellen Räumen sitzt, in denen man Gestik und Mimik von Menschen die ganze Zeit wahrnehmen und die Personen auch im Raum zuordnen kann. Dabei soll es genauso schnell möglich sein sich in einen privaten Bereich zurückzuziehen, wie jemanden zu einer Besprechung einzuladen, der sie oder er ohne Verzögerung beitreten können.

Im Video wurden von zwei Arbeitskollegen wilde 3D-Modelle durch den Raum geworfen, die von den Anwesenden bestaunt und als Erfolg eingestuft wurden. Dieser Teil der Präsentation sah noch ein wenig futuristischer aus als der Rest und muss wohl tatsächlich noch einige Jahre Entwicklungen in den verschiedensten Richtungen erleben, bis so eine Arbeitsweise sinnvoll möglich ist.

Auch die grüne Karte wurde gespielt. Würde Workrooms nur einen Flug pro Jahr unnötig machen, würde das der Umwelt schon helfen, meinte Zuckerberg.

Dank AR sollen echte und virtuelle Welt verschmelzen.
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AR und VR

Neben den vielen Möglichkeiten in der Virtual Reality sieht das Unternehmen auch unglaublich viel Potenzial mit Augmented Reality, also einem Mix aus virtueller und realer Welt. So gibt es bereits eine Kooperation mit Ray Ban, die eine Brille hervorbrachte, mit der man Fotos machen kann. Es seien aber mehr Möglichkeiten für das Metaverse nötig. Ein Spaziergang durch das alte Rom, um zu beobachten, wie die Leute damals gelebt haben war nur eines von vielen Beispielen, wie diese Technologie künftig genutzt werden soll.

Für all diese Dinge sei in jedem Fall neue Hardware nötig, denn es sei schwierig so viel Technik in eine kleine Brille zu stecken, die auch noch modisch aussehen muss. Auch neue VR-Brillen seien gerade in Arbeit, die ans aktuelle technische Limit gehen wollen. Die Möglichkeiten seien in jedem Fall unendlich und auch hier wurden bereits unzählige Entwickler und Content-Schaffende eingeladen, Ideen und auch Beispiele zu liefern, wie denn die Zukunft aussehen könnte.

Generell wurde immer wieder betont, dass dies nicht die Welt von Meta sein wird, sondern eine, die von allen Interessierten mitentwickelt und geschaffen wird. Die Größe der Welt wird als auch vom User Generated Content abhängen, also von den Inhalten, die Nutzer selbst beisteuern wollen.

Mit seinen Freunden virtuell zusammensitzen – so soll das Metaverse funktionieren.
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Sicherheit und offene Fragen

Zum Thema Sicherheit wurde nur wenig erzählt. In jedem Fall würde man von Tag eins Dinge wie Privatsphäre und den verantwortungsvollen Umgang mit den Inhalten mitdenken.

Abschließend ließ Zuckerberg noch die Katze mit dem neuen Namen aus dem Sack. Die Firma sei mittlerweile mehr als eine Social-Media-Plattform, sondern ein Unternehmen mit unterschiedlichen Bereichen. Dies solle sich auch im Namen widerspiegeln. Man merkt Zuckerberg an, wie sehr er sich auf diese Präsentation gefreut hat. Noch gibt es aber viele offene Fragen, die aber wohl erst in den nächsten Jahren beantwortet werden können.

"Für manche wird nie der richtige Zeitpunkt sein über die Zukunft zu reden, weil es in der Gegenwart immer genug Probleme gibt," war einer der markantesten Sätze von Zuckerberg an diesem Abend. Gut, dass es heute ausreichend Zeit gab, über eben diese Zukunft – zumindest jene von Mark Zuckerberg – zu sprechen. (aam, 28.10.2021)