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Besonders im sogenannten Kleinbergbau, in dem laut Schätzungen 20 Millionen Menschen 20 bis 30 Prozent des weltweiten Goldes abbauen, leiden meist Menschen und Umwelt.

Foto: REUTERS/Zohra Bensemra

Gold übte auf den Menschen schon immer eine spezielle Faszination aus. Das Metall, das vor Milliarden von Jahren durch gewaltige Sternenkollisionen und Meteoriten auf die Erde gelangte, wird schon seit jeher zu Schmuck und anderen Gegenständen verarbeitet, brachte die Kunst und den Handel mit Münzen voran, befeuerte aber auch die Gier und Ausbeutung von Mensch und Umwelt überall auf der Welt. Gold war und bleibt nützlich, weil es nicht mit Wasser oder Sauerstoff reagiert, gut leitet und selten ist, daher seinen Wert behält.

Tatsächlich ist das Bild von Gold als Wertanlage für die Ewigkeit eines, das sich bis heute gehalten hat. Erkennen lässt sich das daran, dass die Beliebtheit von Gold vor allem in Krisenzeiten wie der aktuellen Pandemie rasant wächst. In Zeiten von Unsicherheit gilt Gold als sicherer Hafen, in den ersten Monaten der Pandemie ist der Goldpreis deshalb gewaltig gestiegen. Gold gekauft haben nicht nur private Anleger, sondern auch Zentralbanken, um die Goldreserven im Land aufzustocken. Doch Gold schwankt nicht nur immer wieder stark im Preis, sondern hat auch häufig eine düstere ökologische und soziale Kehrseite, die von den aktuellen Goldkäufen verschlimmert wird, sagen Umweltschützer.

Dreckiges Geschäft

"Goldabbau ist ein ziemlich dreckiges Geschäft", sagt Christian Lengauer, Experte für Mineralogie an der Universität Wien, dem STANDARD. Da durchschnittlich lediglich zwischen ein bis zwei Gramm Gold pro Tonne Gestein vorkommen, müsse sehr viel Material abgebaut werden, was wiederum zu massiven Eingriffen in die Erdoberfläche führe. 3200 Tonnen Gold und um ein Vielfaches mehr Gestein wurden laut der US Geological Society 2020 abgebaut, am meisten von China, gefolgt von Australien und Südafrika. Der größte Teil, also mehr als die Hälfte des Goldes, geht in die Schmuckproduktion, rund zehn Prozent in die Industrie und immerhin fast ein Drittel wird zu Anlagebarren und -münzen verarbeitet.

Doch vor allem in den vergangenen Jahren ist die Kritik am Abbau immer lauter geworden. Organisationen kritisieren nicht nur die sozialen Probleme wie Kinderarbeit, die Ausbeutung von Arbeitern, die Aufheizung von Bürgerkriegen oder die Vertreibung von indigenen Bewohnern durch Minenkonzerne im Goldabbau, sondern auch die ökologischen Folgen. Für den Abbau werden häufig giftige Chemikalien wie Quecksilber und Cyanid eingesetzt, die danach im Boden, im Wasser oder in der Luft bleiben.

Herkunft oft unklar

Ist das Gold einmal eingeschmolzen, ist häufig nicht mehr ersichtlich, wo es herkommt und unter welchen Bedingungen es abgebaut wurde. Deshalb haben sich in den vergangenen Jahren einige Standards entwickelt, die garantieren sollen, dass zumindest ein Teil des Goldes verantwortungsvoll abgebaut wurde. So versprechen Zertifikate wie Fairtrade oder Fairmined etwa, dass Bergbauarbeiter einen fairen Lohn erhalten haben und sich die Herkunft des Goldes bis zur Mine zurückverfolgen lässt. Sogenanntes ökologisches oder grünes Gold soll zudem garantieren, dass beim Abbau keine Chemikalien wie Quecksilber verwendet wurden.

Während in der Schmuckindustrie die Nachfrage nach grünem und fairem Gold Studien zufolge seit Jahren steigt, ist verantwortungsvolles Gold als Wertanlage in Form von Barren und Münzen jedoch immer noch ein Nischenprodukt. "Menschen, die Gold als Geldanlage sehen, klammern in der Regel ethische und nachhaltige Aspekte des Produkts aus", sagt Reinhard Friesenbichler, Experte für nachhaltiges Investieren bei der gleichnamigen Unternehmensberatung, dem STANDARD. Auch bei den Fonds gebe es sehr wenige Angebote, in denen verantwortungsvoll abgebautes Gold enthalten ist.

Fehlende Standards

Auf internationaler Ebene gibt es seit geraumer Zeit einige Angebote für faires und nachhaltiges Gold. Seit 2015 bietet beispielsweise die Zürcher Kantonalbank Fairtrade-Goldbarren an, deren Preis im Vergleich zu konventionellem Gold rund 20 bis 30 Prozent höher liegt. Mithilfe eines DNA-Markers, mit dem das Gold in der Mine besprüht wird, soll sich später dessen Herkunft zurückverfolgen lassen. In Österreich verspricht etwa das Unternehmen Philoro, nachhaltige Goldbarren anzubieten. Das Gold stamme hauptsächlich aus Minen in Kanada, es werden strenge Umweltauflagen eingehalten, heißt es von dem Unternehmen.

"Hundert Prozent nachhaltiges Gold gibt es nicht", sagt Friesenbichler. Jedes Gütesiegel decke am Ende nur einen Teil der Lieferkette ab. "Es fehlt nach wie vor ein umfassendes Qualitätslabel für Gold, bei dem ökologische und soziale Standards garantiert sind."

Recyceltes Gold

Wichtig sei, in Zukunft noch mehr auf recyceltes Gold zu setzen, sagt Lengauer. Dabei handelt es sich um wiedereingeschmolzenen Schmuck, Zahngold oder auch in kleineren Mengen um Gold, das aus alten Kabeln, Leiterplatten und Handys wiedergewonnen wird und das wesentlich ressourcenschonender ist als neu abgebautes Gold. 30 Prozent des weltweiten Goldangebots macht recyceltes Gold mittlerweile aus. Einige Anbieter, wie beispielsweise ESG Edelmetalle in Deutschland, bieten recyceltes Gold zum Verkauf an. "Das Problem ist aber auch, dass viele Menschen immer noch Elektronikgeräte in den Restmüll werfen, wodurch das darin enthaltene Gold verloren geht", sagt Lengauer.

Von der Münze Österreich, bei der Goldbarren oder -münzen gekauft werden können, heißt es auf STANDARD-Anfrage, dass man mit einem hohen Prozentsatz an recyceltem Material arbeite, wobei dieser jedoch je nach Verfügbarkeit schwanke. Zudem könne man garantieren, dass beim Abbau des Goldes kein Quecksilber eingesetzt worden ist und soziale Standards eingehalten werden. "Generell müsste aber der gesamte Standard in der Goldindustrie gehoben werden", sagt Münze-Österreich-Pressesprecherin Andrea Lang. Denn Greenwashing sei noch sehr verbreitet.

Bis die Initiativen für nachhaltiges Gold wirklich nennenswerten Einfluss haben und sich so die Spreu vom Weizen trennt, könnte es aber noch eine Weile dauern, befürchten Umweltschützer und Arbeitsrechtsexperten. Wer in Gold investiert und dabei auch die Nachhaltigkeit im Blick haben möchte, muss im Moment also noch sehr genau schauen, was hinter den jeweiligen Angeboten steckt. (Jakob Pallinger, 31.10.2021)