Ed Sheeran bei einem Auftritt Anfang Oktober im niederländischen Fernsehen.

Foto: afp/Sander Koning

Ed Sheeran hat eine sehr schöne Gesangsstimme. Und er kann gemeinsam mit einem Produktionsteam in militärischer Zugstärke Helene Fischer nicht nur zahlenmäßig schlagen. Auch seine Songs selbst entsprechen wohl eher dem, was man gemeinhin Pop und nicht Schlager oder Musical-Bekenntnisballade nennt.

Sein neues Album, das am Freitag pünktlich um null Uhr veröffentlicht wurde, nennt sich gewohnt grundrechnungsartenmäßig "Ist-gleich-Zeichen", sprich Equals. Mit den drei Top-Ten-Hits Bad Habits, Shivers und Visiting Hours wird schon seit Wochen das Formatradio befeuert.

Ed Sheeran

Die meisten Radiohörer und -hörerinnen kennen Lieder von Ed Sheeran, wissen aber nicht, dass er sie singt. Sie laufen immer nebenbei. Musikalisch findet die Kunst des 30-jährigen Briten ihre Entsprechung in einem Familienauto; Ausflüge ins etwas zum kunstvollen Jammern über geschmeidigem Dienstleisterpop neigende Fach Justin Bieber inklusive. Fällt nicht auf, ist weder rassig, noch ist es schön. Es fährt einen aber, begleitet von GPS, durch Nacht und Wind verlässlich nach Hause. Null Problemo.

Für seine Frau Cherry hat Ed dieses Mal im Lockdown Liebeslieder geschrieben, etwa The Joker and the Queen und First Times. Ansonsten singt er ein Schlaflied für sein einjähriges Baby – oder er reflektiert seine Erlebnisse als Soloentertainer in den Sportstadien dieser Welt vor Hunderttausendschaften von Fans.

Ed Sheeran

Dort ist er bisher nur mit Gitarre und elektronischem Zauberkasten gestanden, der eine Band ersetzte. Wie man in einem aktuellen Youtube-Konzert sieht, das Ed Sheeran zu Hause im altenglisch getäfelten Wohnzimmer gab, könnten beim Österreich-Termin am 1. September 2022 vor 50.000 Besuchern im Wiener Ernst-Happel-Stadion allerdings tatsächlich lebendige Musiker mit ihm auf der Bühne stehen. Das wäre sehr schön. Zusätzlich zur Pandemie hat der Brexit unter britischen Musikern für einen erheblichen Kahlschlag gesorgt, was Konzerte auf dem Kontinent betrifft.

Wirklich dramatisch wird es auf dem Album übrigens, als Ed Sheeran in Collide über den Verlust eines geliebten Familienmitglieds singt: "We drank your father's whisky when your grandma died." Da kullern selbst im Formatradio die Tränen. (Christian Schachinger, 29.10.2021)