Eine Vorführung in der Spanischen Hofreitschule 2018.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Der Rechnungshof hat in einem am Freitag vorgelegten Bericht die Haltungsbedingungen der Hengste in der Spanischen Hofreitschule in Wien kritisiert. Demnach haben die Tiere zu wenig Bewegung. Laut den Prüfern geht aus den Aufzeichnungen nicht einmal hervor, ob die in der Innenstadt untergebrachten Tiere zumindest einmal täglich bewegt wurden. Die Prüfer bemängelten außerdem, dass in Vorführungen Pferde eingesetzt wurden, deren körperliche Konstitution dies nicht zuließ. Laut Hofreitschule wurde die Situation ab 2019 verbessert.

Mehr Vorführungen zulasten der Pferde

Der Bericht brachte zudem zutage, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Hengste so oft eingesetzt wurden, dass sich dies zulasten der Gesundheit der Pferde auswirkte. Die wirtschaftliche Lage erforderte immer mehr Vorführungen, die Zahl der Pferde blieb aber nahezu unverändert. 382 Tiere betrug der Bestand 2019.

Die Pferdehaltung in der Stallburg der Wiener Hofburg entsprach aufgrund der baulichen Gegebenheiten und der fehlenden Flächen zur freien Bewegung nur eingeschränkt den heutigen Anforderungen des Tierschutzes, kritisierte der Rechnungshof. Das führte laut Rechnungshof neben anderen Faktoren dazu, dass die Hengste krankheitsbedingt früher nicht mehr eingesetzt werden konnten. Außerdem war die Belüftungsanlage seit Jahren außer Betrieb, die Belüftung erfolgte nur über die Fenster und Tore. Im Sommer 2021 haben die Lipizzaner Koppeln im Burggarten bekommen.

Mangelnde finanzielle Planbarkeit

Neben den schlechten Haltungsbedingungen der Tiere hat die Spanische Hofreitschule auch finanzielle Probleme, und das bereits seit dem Jahr 2001. Der Rechnungshof hält im Bericht kritisch fest, dass die Hofreitschulgesellschaft im Jahr 2014 sogar in ihrem wirtschaftlichen Bestand gefährdet war. Seit 2009 erhält die Gesellschaft vom Landwirtschafsministerium jährlich eine Zuchtförderung, die wirtschaftlich gesehen einen unverzichtbaren Teil der Einnahmen darstellt.

Der Rechnungshof bemängelte nun, dass die Zusage eines jährlichen finanziellen Zuschusses von bis zu einer Million Euro keine mittelfristige Planungssicherheit gewährleistet. Dem Ministerium wird deshalb empfohlen, die jährlichen finanziellen Zuschüsse in Form einer Förderung durch eine mehrjährige Basisabgeltung zu ersetzten, analog zu Regelungen für andere Kultureinrichtungen wie Museen oder Bundestheater. Außerdem empfehlen die Prüfer dem Landwirtschaftsministerium mit der Hofreitschule eine verbindliche mehrjährige Leistungsvereinbarung zur effizienten Leistungserbringung und Finanzierung abzuschließen.

42 Empfehlungen

Die Spanische Hofreitschule – Lipizzanergestüt Piber ist eine Gesellschaft öffentlichen Rechts und steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Der vom Rechnungshof überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2014 bis 2019. Außerdem berücksichtigten die Prüferinnen und Prüfer aktuelle Entwicklungen im Jahr 2020, so etwa die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wie es im Bericht heißt. Angesichts der Pandemie wurde dem Unternehmen empfohlen, das Konzept einer umfangreichen Neubetrachtung und Überarbeitung zu unterziehen. Die Abhängigkeit vom internationalen Städtetourismus wäre zu reduzieren und die Öffnung für das einheimische Publikum zu forcieren.

Insgesamt 42 Empfehlungen gab der Rechnungshof an das Landwirtschaftsministerium sowie die Hofreitschule ab. So soll beispielsweise der Trainingsplan an geltende pferdesportmedizinische Standards angepasst werden.

Laut Hofreitschule mittlerweile "vergleichsweise sehr viel" Bewegung

Die Hofreitschule betonte in einem schriftlichen Statement am Freitagabend, dass sich der Bericht auf die Jahre 2014 bis 2019 bezieht und mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Sonja Klima im März 2019 "viele Aktivitäten" zum Wohl der Lipizzaner initiiert wurden. "Die Schulhengste in der Stallburg absolvieren ein Trainingsprogramm von 7 Uhr bis 12.30 Uhr mit den Bereitern und werden in der großen Winterreithalle oder in der Sommerreitbahn bis ca. 13 Uhr bewegt", was für Pferde vergleichsweise sehr viel sei.

Wenn von den 72 Schulhengsten einige nicht in der Winterreithalle trainieren, kommen sie in die Schrittmaschine – laut Hofreitschule die größte der Welt – im Innenhof zu einem 30-minütigen Work-out. Die Pferde würden auch gleichzeitig in zwei Reithallen täglich außer Montag bewegt. Ebenfalls täglich außer Montag und bei sehr kaltem und nassem Wetter und an Vorführungstagen gehen zwei bis drei Gruppen Bereiter und Pferde in der Früh in den Burggarten zum Ausritt. Alle acht Wochen wechseln die Schulhengste in einer Rotation ins Trainingszentrum Heldenberg. "Dort haben die Pferde große Koppel, Paddocks, natürlich Ausritte in der Natur und entspannen sich", wurde betont. Zudem sei eine fixe Tierärztin aufgenommen worden. (APA, 29.10.2021)