Die Gründer des Concept-Stores Die Sellerie, Patrick Bauer und Georg Leditzky, wohnen in einem Gründerzeithaus in Wien-Wieden. Dort finden sich ein schwarzes WC, selbstentworfene Möbel und ein verborgenes Badezimmer.

"Seit acht Jahren wohnen wir hier. Wir waren ziemlich schnell nach dem Einzug eingerichtet, da wir schon länger Möbel, Kunst und Accessoires gesammelt hatten. Allein der Kamin ist später dazugekommen. Ein Rauchfang war bereits da, aber das Loch musste gemacht werden. Das war ein bisschen tricky, weil sie das Rohr ein paar Mal umstecken mussten. Aber es war sehr lustig, denn der Rauchfangkehrer liebt diesen Ofen. Er ist immer ganz entzückt, weil er so klein ist und trotzdem eine hohe Leistung hat. Das Wohnzimmer ist von drei Außenwänden umgeben. Das heißt, es wird im Winter sehr kalt, und da wir oft zu Hause arbeiten, geht es beim Ofen in erster Linie um die Wärme. Aber das Feuer macht auch eine schöne Atmosphäre.

Zu jedem Bild können Patrick Bauer und Georg Leditzky eine Geschichte erzählen.
Foto: Lisi Specht

Wir haben zuvor im siebenten Bezirk gewohnt, in einer kleinen, lieben Wohnung, der ich manchmal noch nachtrauere. Aber wir wollten eine Wohnung mit unbefristetem Mietvertrag, um mal zur Ruhe und anzukommen. Die Suche hat nicht lange gedauert. Wir haben uns sofort in diese Wohnung verliebt, aber trotzdem gezögert, weil die Miete für uns als Selbstständige eine gewisse Herausforderung darstellt. Das war damals so und ist immer noch so. Aber wir lieben dieses Grätzel, die Kettenbrückengasse, den Naschmarkt. Auch wie schön die Wohnung hergerichtet worden ist, hat uns überzeugt. Trotzdem haben wir auch während der Pandemie immer wieder laut darüber nachgedacht, uns zu verkleinern. Die Wohnung hat 120 Quadratmeter.

Was ein bisschen speziell ist: Das Bad ist hinter dem Schlafzimmer. Das mag ich sehr. Denn nicht jeder kommt in diese Räume. Das ist angenehm. Hier im Wohnzimmer spielen sich das Leben und die Party ab, dafür sind die Ruhezonen versteckter. Wir planen gerade eine kleine Cocktailparty. Es ist die erste seit dem ersten Lockdown. Aber eigentlich sind wir zu Hause sehr gerne zu zweit im Ruhemodus. Wir arbeiten die ganze Woche. Freitag und Samstag stehen wir im Shop, und dann ziehen wir uns am Sonntag gern zurück.

Das Bett und die Kästen im Schlafzimmer hat das Paar selbst entworfen. Die meisten Möbel stammen aus Secondhandläden. Nachhaltiger Konsum ist Patrick Bauer und Georg Leditzky sehr wichtig.
Fotos: Lisi Specht

Viele sind erstaunt, dass es hier so aufgeräumt ist und nichts herumliegt. Das ist uns beiden wichtig. Auch Deko kann überhandnehmen, aber dann wird Tabula rasa gemacht und neu aufgestellt. Ganz minimalistisch möchten wir nicht wohnen, und das tun wir auch nicht. Georg beruhigt der Kontrast von Bildern auf der einen und einer leeren Wand auf der anderen Seite. Zu fast jedem Bild haben wir eine Geschichte. Die englische Landschaft über dem Sofa haben wir an einem verregneten Naschmarkt-Flohmarkt-Tag gefunden. Auch den Druck eines österreichischen Künstlers im Arbeitszimmer mag ich sehr. Georgs Mutter hat ihn von ihrer besten Freundin zum 30. Geburtstag bekommen. Über Umwege hat er zu uns gefunden.

Bei der Auswahl der Stücke sind wir uns meistens einig. Das ist durchaus eine Qualität. Unser Stil ist eine Mischung aus Vintage mit moderner Nachhaltigkeit. Das Bett und die Kästen im Schlafzimmer haben wir designt und tischlern lassen. Die Vorzimmerbank ist auch von uns. Wir werden oft in die Schwarz-Weiß-Grau-Schublade gesteckt, obwohl Farbe immer wieder aufpoppt. Im Arbeitszimmer haben wir einen pinken Teppich, und auch die Wände sind farbig. Vor- und Schlafzimmer sind grau, das Arbeitszimmer lilagrau und das Gäste-WC ist schwarz.

Der Kamin ist erst später dazugekommen, "das war ein bisschen tricky".
Fotos: Lisi Specht

Die Wohnung ist auf jeden Fall unser persönlicher Wohntraum. Wir sind uns bewusst, dass es ein Luxus ist, in so einer Wohnung zu wohnen. Was wir gerade verändern wollen, ist das Sofa. Das hat Georg 2003 bei Ikea gekauft. Ich mag es noch immer sehr, aber die Füllung bröselt auseinander, und es ergibt keinen Sinn, neu zu polstern. Es hat schon einiges durchgemacht. Wir werden hoffentlich im neuen Jahr ein neues finden. Wir haben schon ein paar Anläufe unternommen, aber die Anbieter sind sehr intransparent mit Informationen zum Herstellungsprozess. Wenn wir nicht sehen, dass es zumindest in Europa gemacht wurde, dann kaufen wir es nicht. Das macht die Sache nicht leichter. Wir würden uns wünschen, dass sich der Gedanke des nachhaltigen Konsums stärker manifestiert. In der Kulinarik ist den Menschen lokaler Konsum wichtig, in anderen Bereichen beginnt das gerade erst." (2.11.2021)