Neuer Tag, neuer Höhepunkt. 5861 Corona-Neuinfektionen wurden am Freitag gemeldet, das sind gut 1600 mehr als am Tag davor. Das ist bislang der Jahreshöchstwert, zuletzt wurden am 26. November des Vorjahres mehr als 5000 Neuinfektionen verzeichnet. Aufgeschlüsselt nach Bundesländern wurden die meisten Fälle mit 1469 in Oberösterreich vermerkt, gefolgt von Niederösterreich mit 1273 Neuinfizierten. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 317.

Und auch die Hospitalisierungszahlen steigen weiter, mittlerweile befinden sich 1370 Menschen im Krankenhaus, um 81 mehr als am Vortag. Davon in Intensivbetreuung sind 280, ein Plus von 15 Personen. 17 Todesfälle wurden vermerkt.

Die Corona-Infektionszahlen stiegen zuletzt wieder sprunghaft an.
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Deshalb verschärft nun auch Tirol, Kärnten und Oberösterreich die Maßnahmen, nach der Steiermark und Wien. Ab dem 8. November wird in Oberösterreich und Tirol der Zugang zu Nachtgastronomie und Diskotheken sowie zu Veranstaltungen ab 500 Personen nur mehr mit einem 2G-Nachweis möglich sein. In Kärnten gilt die Maßnahme bereits ab 4. November. Außerdem kommen in der Steiermark und Kärnten eine FFP2-Masken-Pflicht im gesamten Handel, in Museen, Bibliotheken und Einkaufszentren.

Während die Infektionszahlen also rasant steigen, tut das die Impfquote nur sehr langsam. Seit Wochen stagniert sie mehr oder weniger und liegt aktuell bei knapp 64 Prozent doppelt Geimpften. Und es sieht auch nicht so aus, als ob sich diese Zahl in absehbarer Zeit deutlich ändern würde – obwohl die Impfung der einzig zuverlässige Schutz ist. Das zeigt auch die Aufschlüsselung der Hospitalisierten nach Impfstatus: Mit Stand 27. Oktober waren laut Gesundheitsministerium von 986 Patienten auf den Normalstationen 402 vollständig geimpft, das sind 40,8 Prozent. Von 251 Intensivpatienten waren 57 doppelt geimpft, das entspricht 22,7 Prozent.

Statistik-Paradoxon

Diese vergleichsweise hoch wirkenden Zahlen erklärt der Simulationsforscher Niki Popper im Ö1-"Mittagsjournal" mit dem "Simpson-Paradoxon", einem Phänomen aus der Statistik: Weil doch schon viele Menschen geimpft sind, wirkt die Zahl der Hospitalisierten trotz Impfung höher, als sie tatsächlich ist. Man muss sie ins Verhältnis setzen mit der Zahl der ungeimpften Hospitalisierten, da die Ungeimpften ja insgesamt eine deutlich kleinere Gruppe in der Gesellschaft sind. Dann sieht man, dass aus dieser Gruppe weitaus mehr Menschen ins Krankenhaus kommen.

Weiters ist die Impfquote in der älteren Bevölkerung deutlich höher. Diese Gruppe hat aber bei Impfdurchbrüchen eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf inklusive Hospitalisierung.

Das Corona-Prognose-Konsortium, dem auch Popper angehört, geht davon aus, dass die hohen Zahlen auch damit zu erklären sind, dass sich der Rückgang der Impfwirksamkeit jetzt breiter bemerkbar macht. Der Experte betont deshalb neben der weiteren Grundimmunisierung die Wichtigkeit der Booster-Shots.

Für die Entwicklung der Infektionszahlen ist das Prognose-Konsortium verhalten zuversichtlich. In der aktuellen Stellungnahme vom 27. Oktober erwartet man durch die Impfungen einen ersten Sättigungseffekt und geht deshalb davon aus, dass sich die Zahlen im Vergleich zum vergangenen Herbst früher und mit weniger strengen Maßnahmen verlangsamen. Wie sich die Hospitalisierungen entwickeln, hänge vor allen auch davon ab, so Popper, in welcher Altersgruppe sich die Neuinfektionen konzentrieren. Die Marke der 300 Intensivbetten, mit der der Weg für Stufe 2 des Corona-Stufenplans frei wird, ist aber definitiv demnächst überschritten. (Pia Kruckenhauser, 29.10.2021)