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Derzeit laufen die Such- und Rettungsarbeiten.

Foto: REUTERS / NNEKA CHILE

Lagos – Nach dem Einsturz eines Hochhauses in der nigerianischen Millionenstadt Lagos ist die Zahl der Toten auf mindestens 20 gestiegen. Wie die Katastrophenschutzbehörde am Dienstag mitteilte, wurden am Tag nach dem Unglück weitere Leichen geborgen. Neun Menschen seien bisher lebend aus den Trümmern gerettet worden, sagte Ibrahim Farinloye von der Katastrophenschutzbehörde. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten dauerten demnach an.

Das 21-stöckige Gebäude im Stadtteil Ikoyi war noch im Bau. Am Montag sackte es aus zunächst unbekannter Ursache plötzlich in sich zusammen. Nach Angaben von Bauarbeitern, die sich in Sicherheit bringen konnten, wurden dutzende ihrer Kollegen verschüttet.

Suche nach "Wahrheit"

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari forderte die Einsatzkräfte am Montagabend auf, die Rettungsaktion zu beschleunigen. Der Gouverneur von Lagos, Babajide Sanwo-Olu, teilte mit, er habe den Chef der staatlichen Bauaufsichtsbehörde suspendiert und eine unabhängige Untersuchung des Unglücks angeordnet. "Wir möchten festhalten, dass es keine Vertuschung bei der Suche nach der Wahrheit über diesen Vorfall geben wird", betonte er.

Die Behörden hofften am Dienstag, noch weitere Überlebende aus dem riesigen Trümmerhaufen retten zu können. Farinloye sagte, er habe mit einigen der Verschütteten gesprochen. "Ihre Stimmen sind stark".

Mehr als hundert Angehörige und Freunde von Verschütteten warteten unterdessen in der Nähe des Gebäudes verzweifelt auf Informationen zu ihren Angehörigen. "Unsere Schwester ist da drinnen", sagte der 21-jährige Fawas Sanni unter Tränen, während er mit seinem Bruder die Rettungsarbeiten beobachtete.

Häufige Hauseinstürze

Enahoro Tony, der als Freiwilliger bei der Bergung von Leichen geholfen hatte, zeigte sich wütend über die Gestaltung des Rettungseinsatzes. "Ich habe drei Leichen herausgezogen, dann wurden wir von der Armee verscheucht", berichtete er. "Was ist los mit diesem Land? Ich hasse dieses Land."

Ikoyi ist eines der wohlhabenderen Wohn- und Geschäftsviertel von Lagos. Gebäude-Einstürze sind in Nigeria keine Seltenheit, da beim Bau häufig minderwertige Materialien zum Einsatz kommen und Vorschriften missachtet werden. 2014 waren beim Einsturz des Gästehauses einer Kirche in Lagos mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen.

Laut Farinloye stürzten auch am Dienstag als Folge starker Regenfälle erneut zwei kleinere Gebäude in Lagos ein. Dabei sei aber niemand ums Leben gekommen. (APA, 2.11.2021)