Anton Piëch baut einen elektrischen Supersportwagen. Das haben schon viele probiert und sind gescheitert. Anton Piëch ist aber einer der zahlreichen Söhne des vor zwei Jahren verstorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch und damit Urenkel von Ferdinand Porsche. Bei solch einem Genmaterial muss dieses Auto ja wohl etwas werden – denken sich möglicherweise kluge Finanzinvestoren und kreative Crowdfunding-Cliquen – und schon ist die Finanzierung gesichert.

Unbeirrt versuchen Menschen, E-Autos zu bauen, die gedanklich noch tief im Benzindunst stecken, was man diesen auch ansieht. Piëch GT.
Foto: Piëch

Wie solide das finanzielle Fundament wirklich ist, kann man von außen nicht so exakt beurteilen, Fakt ist aber: Am Genfer Autosalon 2019 wurde ein funktionsloser Dummy präsentiert, um allgemeine Neugierde zu wecken, dann ist gleich der neue Direktor, Kurzzeit-VW-Chef Mathias Müller, abhandengekommen, dann ist der Designer als Gesellschafter ausgestiegen, dann hat man wegen allgemeiner Ansteckungsgefahr eine Zeit lang wie von vielen anderen Dingen nix gehört.

Jetzt wurde stolz ein Einzelstück des Piëch GT auf einem aufgelassenen Fliegerhorst bei München im fahrfähigen Zustand präsentiert, dort, wo sich auch das Entwicklungszentrum befindet. Firmensitz der Piëch Automotive AG: Zürich.

Foto: Piëch

Superbatterien und Schnelllader

Das Auto wirkt nicht gerade wie eine Revolution, ist im Design zeitlos angelegt, könnte auch ein Aston Martin oder im Zweifelsfall sogar Ford sein. Aber gar nicht unhübsch, jedenfalls irritiert die Karosserie nicht durch unnötigen Futurismus.

Der Designer heißt Rea Stark Rajcic. Rajcica ist auf Kroatisch die Tomate vulgo der Paradeiser, weil Raj in vielen slawischen Sprachen Paradies heißt. Diese Gedanken kann man gerne weiter fliegen lassen. Die Sache mit den sensationellen technischen Daten ist bei einem E-Auto halt auch immer relativ: drei Motoren zu je 150 kW, Batterie 75 kWh, normal lang (4432 mm, sehr niedrig (1250 mm) und zu breit (1991 mm). 0 auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden. Weil es in dieser Beziehung nichts mehr draufzulegen gibt, will man mit extrem kurzen Ladezeiten glänzen – durch Superbatterien und einen eigens entwickelten Schnelllader (weniger als fünf Minuten auf 80 Prozent). Dafür arbeitet man mit chinesischen Partnern zusammen.

Foto: Piëch

Jetzt stellt sich immer noch die Frage, ob die Welt auf genau so ein Auto gewartet hat. Wo ist hier wirklich die Idee? Werden hier nicht bloß längst ergraute niedrige automobilistische Instinkte geweckt und befriedigt, bloß halt elektrisch? (Rudolf Skarics, 6.11.2021)