Wer eine Erkrankung behandeln möchte, sollte sich lieber nicht auf die Ergebnisse von Suchmaschinen verlassen.

Foto: Pixabay/Triggermouse

Wer sich mit ernstzunehmenden Gesundheitsproblemen plagt, sollte den Allgemeinmediziner oder Facharzt seines Vertrauens aufsuchen. Denn diese sind immerhin ausgebildet, um zu erkennen, was uns plagt, und eine geeignete Behandlung zu empfehlen. Dass Selbstdiagnose und -medikation auf Basis von Internetrecherche nicht empfehlenswert ist, sollte eigentlich naheliegend sein. Trotzdem schlagen immer noch viele Menschen diesen Weg ein.

Forscher der deutschen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Uralischen Föderalen Universität im russischen Jekaterinburg haben nun eine Untersuchung bei Google und der russischen Suchmaschine Yandex durchgeführt (PDF). Sie fanden insbesondere bei der Vorschau für Suchergebnisse immer wieder problematische Empfehlungen und Angaben.

Falsche Ergebnisse, fehlende Warnhinweise

Die Suchergebnisse bei Yandex lieferten auf die Frage, ob sich Blutegel zur Heilung von Hämorrhoiden eignen, in acht von zehn Fällen eine positive Antwort in diesen sogenannten "Snippets". Tatsächlich eignen sie sich bestenfalls für die Behandlung von Symptomen. Und wenn diese nicht professionell durchgeführt wird, besteht ein beachtliches Risiko der Übertragung von Krankheitserregern oder anderen Pathogenen durch die Tiere.

Bei Suchen danach, ob Knoblauch sich zur Bekämpfung von Zahnschmerzen eignet, ist die Statistik ähnlich. Ein Nachweis für die Wirksamkeit einer solchen Behandlung fehlt, stattdessen birgt ein zu großzügiger Einsatz die Gefahr einer chemischen Verbrennung des Zahnfleischs.

Foto: Luther-Universität Halle-Wittenberg/Uralische Föderale Universität

Auch bei korrekten Angaben, etwa zu den blutdrucksenkenden Eigenschaften von Grüntee, fehlten Warnhinweise. Grüner Tee ist, wenn in großen Mengen konsumiert, toxisch. Bei der Behandlung von Husten mit Ingwer fehlte hingegen häufig die Warnung, dass eine Einnahme der Pflanze oder ihres Safts potenziell tödlich sein kann, wenn man in der fraglichen Zeit orale Gerinnungshemmer einnimmt.

Insgesamt fand man bei Yandex in 44 Prozent der ausgewerteten Anfragen eine falsche, der wissenschaftlichen Datenlage entgegengesetzte Angabe zur Wirksamkeit eines Mittels. Bei Google waren es 30 Prozent.

Mehr Warnungen gefordert

Ausgewertet wurden insgesamt 1,2 Millionen Anfragen an Yandex, die sich um Krankheiten, Symptome und ihre Behandlung gemäß ICD-Index der WHO drehten. Die 30 häufigsten Suchanfragen ließen sie anschließend bei Yandex und Google durchlaufen und analysierten jeweils die ersten zehn Webseitenauszüge auf ihre Korrektheit, wobei eine Ärztin dabei auf medizinische Studien in den Datenbanken von Pubmed, Biomed Explorer und Cochrane zurückgriff.

Häufig wurde auch danach gesucht, wie ein bestimmtes Mittel bei einer Krankheit anzuwenden sei, zitiert Heise Senior Researcher Pawel Braslawski von der Uralischen Universität. Dies ist problematisch, da es zeigt, dass die Nutzer in dem Fall bereits davon ausgehen, dass die jeweilige Medikation wirksam ist, obwohl dies in vielen Fällen nicht zutrifft. Die Forscher sprechen sich dafür aus, dass Internet-Suchmaschinen bei medizinischen Suchen mehr und besser wahrnehmbare Warnhinweise anzeigen. (gpi, 2.11.2021)