Glasner ist in Frankfurt unter Druck.

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Frankfurt/Main – Die gnadenlosen Mechanismen im Profifußball wurden Oliver Glasner gerade erst wieder von seinem alten Verein vor Augen geführt. Der VfL Wolfsburg zog erbarmungslos die Reißleine, Mark van Bommel musste keine vier Monate nach Amtsantritt als erster Bundesligatrainer in dieser Saison seinen Stuhl räumen. Und quasi wöchentlich vergrößert sich derzeit die Gefahr, dass Glasner in dieser Hinsicht Nachfolger seines Nachfolgers werden könnte.

Im Blätterwald brodelt es angesichts der katastrophalen Bilanz von Eintracht Frankfurt in der Bundesliga gewaltig – der Druck auf den Österreicher wächst. "Planlos und harmlos", titelte der kicker nach dem schwachen Auftritt beim 1:1 gegen RB Leipzig. "Keine nachhaltige Entwicklung" erkennt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Laut Offenbach Post helfen Glasner "nur noch Siege".

Geduld

Neun Punkte aus zehn Spielen und dabei nur ein Saisonsieg – das ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Nur dank der besseren Tordifferenz als der FC Augsburg stehen die Hessen nicht auf dem Relegationsplatz. Sportvorstand Markus Krösche will dennoch zumindest öffentlich nichts von einer Trainerdiskussion wissen. Glasner sei "auf jeden Fall Teil der Lösung" und eben nicht Teil des Problems, betonte der 41-Jährige.

Er sei generell "ein sehr geduldiger Mensch", führte Krösche aus: "Das ist immer ein Prozess. Wenn man einen neuen Trainer holt und der hat eine etwas andere Spielidee, dann braucht das auch Zeit." Doch das Umfeld wird langsam unruhig, schon nach der gruseligen ersten Halbzeit gegen Leipzig gab es ein gellendes Pfeifkonzert – weil eben die Spielidee von Glasner mal wieder nicht erkennbar war.

Falsche Entscheidungen

"Wir haben noch viel, was wir verbessern müssen", sagte Torhüter Kevin Trapp: "Wir treffen zu viele falsche Entscheidungen, durch die wir uns das Leben selbst schwer machen. Das müssen wir abstellen, weil wir uns damit verunsichern und den Gegner stärker machen." Der Negativstrudel nage an den Spielern, erklärte Glasner: "Leichtigkeit und Kreativität haben wir nicht, weil wir auch das Selbstvertrauen nicht haben."

Doch die Probleme liegen tiefer. Die Eintracht hat die schlechteste Zweikampfbilanz der Liga, erspielt sich kaum Chancen. Ein echter Knipser ist nach dem Abgang von Andre Silva nicht in Sicht, bis auf Trapp laufen die vermeintlichen Führungsspieler ihrer Form hinterher. Das Team habe "noch viel Luft nach oben", gab auch Krösche unumwunden zu.

Doch dieses Potenzial sollte die SGE schnellstmöglich ausschöpfen. Am Donnerstag (18.45 Uhr/TV Now) geht es in der Europa League zu Olympiakos Piräus, im drei Tage später anstehenden Kellerduell bei Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth (19.30 Uhr/DAZN) ist ein Sieg Pflicht. Sonst könnte Glasner schon in der Länderspielpause der zweite entlassene Bundesligatrainer nach seinem Wolfsburger Nachfolger van Bommel werden. (sid, red, 2.11.2021)