Der Fall Leonie sorgte im Land für Aufruhr.

Foto: imago images/SEPA.Media

Im Fall der im vergangenen Juni verstorbenen Leonie, die nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung tot aufgefunden worden war, liegt nun das DNA-Gutachten einer Sachverständigen vor: Demnach seien Spuren von drei der vier Verdächtigen mehrfach an der Kleidung und dem Körper der 13-Jährigen auffindbar.

Leonie soll, so lautet der Vorwurf, von ihrem angeblichen 16-jährigen "Freund" – zumindest sagte er später aus, das gewesen zu sein –, einem 18-Jährigen und einem 22-Jährigen vergewaltigt worden sein. Später wurde sie tot aufgefunden. Es gilt die Unschuldsvermutung. DNA der drei Personen und von Leonie wurden auch in der Wohnung, in der die Tat angeblich begangen wurde, gefunden.

Das Gutachten, das dem STANDARD vorliegt, legt Kontakt mit drei der Verdächtigen nahe, sexuell missbraucht worden ist sie den DNA-Spuren zufolge von zwei von ihnen (dem 16- und 22-Jährigen). Spuren des 18-Jährigen, die auf eine Vergewaltigung hinweisen, wurden nicht entdeckt. Zudem wurde unter den Fingernägeln von Leonie DNA des 16-Jährigen gefunden, was darauf hindeuten könnte, dass sie versucht hatte, sich zu wehren.

Einfluss von Ecstasy

Während des Tatzeitpunkts stand die Verstorbene unter dem Einfluss von Ecstasy. Die Droge soll ihr der vierte Verdächtige, ein 23-Jähriger, verabreicht haben, nehmen die Ermittlungsbehörden an. Er wird jedoch nicht mit dem Vorwurf sexueller Belästigung belastet. Seine Spuren wurden, im Gegensatz zu jenen der anderen Verdächtigen, nicht an ihrem Körper oder ihrer Kleidung entdeckt.

Leonie war laut dem toxikologischen Gutachten infolge "einer Suchtmittelvergiftung und Erstickens eines gewaltsamen Todes gestorben". Zudem wurde eine Ecstasy-Überdosis (MDM im Bericht) festgestellt. Zuvor war berichtet worden, dass sie bis zu elf Tabletten der Droge im Körper hatte.

Auslieferung im Jänner

Der 22-Jährige, der die 13-Jährige auch vergewaltigt haben soll, hat sich nach der mutmaßlichen Tat in England abgesetzt, wo er sich aktuell in Auslieferungshaft befindet. Dem Opferanwalt Florian Höllwarth zufolge soll die Verhandlung zur Auslieferung am 6. Jänner in London starten, wie er zum STANDARD sagt.

Leonie, die ursprünglich aus dem niederösterreichischen Tulln stammt, war im Juni tot an einem Baum lehnend im 22. Wiener Gemeindebezirk aufgefunden worden. Der Fall wurde medienöffentlich breit aufgegriffen.

Alle vier Verdächtige sind afghanische Staatsbürger. Drei der Verdächtigen waren bereits zuvor straffällig und hatten zudem einen negativen Asylbescheid. Die Familie des Opfers erwägt eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich. Der Staatsanwaltschaft zufolge handle es sich bei dem Obduktionsgutachten lediglich um einen Zwischenbericht, es brauche noch weitere Abklärungen. (muz, 2.11.2021)