Bild nicht mehr verfügbar.

Für 300 US-Dollar bekommt man im russischen Netz ein Impfzertifikat. Und das ganz ohne Stich.

Foto: AP Pavel Golovkin

Schnäppchenangebot für Impfverweigerer: Im russischsprachigen Internet sind Zertifikate über die Impfung mit den in der EU zugelassenen Vakzinen von Astra Zeneca, Biontech-Pfizer, Johnson & Johnson und Moderna erhältlich. Das Dokument werde im Durchschnitt für umgerechnet 300 Dollar verkauft, teilte die IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab unter Verweis auf Recherchen im Darknet mit.

Angeblich stammt der Impfpass aus einem osteuropäischen Land, genauere Angaben dazu, aus welchem, machen die Betrüger nicht. Dafür bieten sie den Käufern an, die Echtheit des Zertifikats, das als QR-Code geschickt wird, mithilfe der offiziellen Prüf-Apps wie Covpass oder Covidcheck zu testen.

Anstieg bei Handel

"Hacker versuchen schon lange mit verschiedenen Mitteln, am Thema Pandemie, Einschränkungen und Impfungen zu verdienen", so Kaspersky. Erste Angebote seien schon im Frühjahr aufgetaucht, nun versuchten die Betrüger den Wunsch der Russen nach Reisefreiheit für sich auszunutzen.

Ähnliche Tendenzen hat die IT-Sicherheitsfirma IB-Group bemerkt. Laut ihren Angaben haben sich seit Sommer entsprechende Angebote verzwanzigfacht. In der Regel handle es sich aber um reine Abzocke, die Käufer würden einfach geprellt. Einem Korrespondenten des Telegram-Kanals Baza gelang es hingegen, ein Impfzertifikat zu kaufen, das sich bei der Überprüfung auch als funktionstüchtig erwiesen hat.

Unter Beobachtung

Es ist somit unklar, ob die angeblich fälschungssicheren Zertifikate also doch von Außenstehenden nachgemacht werden können oder ob Beamte mit Zugang zum System mit den Impfpässen handeln. Die EU beobachte die Lage sehr genau. "Wenn Betrugsverdacht aufkommt, erwartet die EU, dass die Länder, in denen das passiert, darunter auch Russland, darauf reagieren und Ermittlungen aufnehmen", teilte die EU-Botschaft in Moskau daraufhin mit.

Kremlsprecher Dmitri Peskow räumte prinzipiell Probleme mit gefälschten Impfzertifikaten in Russland ein. "Die Sicherheitsorgane legen nicht die Hände in den Schoß, sondern kämpfen dagegen an", versprach er. Tatsächlich blüht in Russland seit Monaten schon der Verkauf von Fake-Zertifikaten für russische Impfstoffe.

Peskow zeigte sich zuversichtlich, dass die Affäre die gegenseitige Anerkennung der Zertifikate nicht erschwert. Seinen Angaben nach "laufen die Gespräche in eine positive Richtung". Er hoffe, dass beide Parteien "in absehbarer Perspektive" die Impfstoffe der Gegenseite registrieren.

Auf dem G20-Gipfel hatte Präsident Wladimir Putin noch die fehlende Anerkennung des russischen Impfstoffs Sputnik V kritisiert. Der Kremlchef führte dies auf "unlauteren Wettbewerb und Protektionismus" zurück. Moskau selbst verweigert als Gegenmaßnahme ausländischen Vakzinen in Russland die Zertifizierung. (ab, 2.11.2021)