Nächstes Jahr soll ein neues "Assassin's Creed"-Spiel vorgestellt werden. Man darf gespannt sein, ob dort schon auf die Blockchain-Technologie gesetzt wird.

Foto: Ubisoft

Ubisoft, der Spielehersteller hinter Marken wie Assassin's Creed, Prince of Persia oder auch Far Cry, gab am Montag bekannt, dass man künftig Blockchain-Technologie in Videospielen nutzen will. Auch die sogenannte "Play to earn"-Komponente soll eine Rolle spielen, die Spieler Gegenstände verdienen lässt. Was heißt das?

Veränderung nötig

"Wie man beobachten kann, ändert sich die Gaming-Industrie laufend, und ständig werden neuen Technologien wichtig", wird Ubisoft-CEO Yves Guillemot in der "International Business Times" zitiert. "Wir sehen Blockchain als eine dieser Technologien." Damit soll es Spielern möglich sein, Spielinhalte zu verdienen und diese dann auch tatsächlich zu besitzen. Man habe sich in den letzten Jahren mit vielen kleinen Firmen zusammengetan, um sich auf diesem Gebiet ausreichend Wissen anzueignen – und so ist der Plan von Guillemot, Ubisoft in diesem Bereich zu einem der Vorreiter zu machen.

Bereits jetzt kann man in Videospielen Autos, Waffen oder Kostüme kaufen – für echtes Geld. Dafür bekommt man Dinge, die jeder in diesem Universum kaufen kann. Exklusiven Besitz stellen diese digitalen Güter nicht dar. Das soll sich mit Non-Fungible Token (NFTs) ändern. Diese sind einzigartig und nicht kopierbar. Bloomberg schreibt in diesem Zusammenhang: "Du kannst Mario sein, so lange du willst. Das liegt daran, dass du ihn besitzt." Gekaufte Güter wechseln also den Besitzer – auch "play to earn" genannt.

Bisher hatten sich die großen Spielepublisher nur selten zu der Thematik geäußert, einen großen Spielemarkt im Bereich NFT-Games gibt es aber bereits. Ein Beispiel wäre Axie Infinity, bei dem man als Spieler Monster mit Kryptowährung kauft, die einem dann als NFT gehören. Mit diesen wird dann gespielt, und man kann versuchen, damit die im Spiel erhältliche Währung zu "farmen" – also Geld damit zu verdienen. Die Motivation hinter dem Konsum von Videospielen könnte also künftig nicht unbedingt eine gute Geschichte oder kompetitive Auseinandersetzungen sein, sondern der Versuch, reich zu werden. Spekulieren mit digitalen Gütern hat ja derzeit Hochkonjunktur – da passt die Idee von NFTs natürlich wunderbar dazu.

Bisher konnte man Kleidung in "Assassin's Creed" für Echtgeld im digitalen Store kaufen. Hier will Ubisoft offenbar neue Möglichkeiten bieten.
Foto: Ubisoft

In einem Paper des auf Spieleforschung spezialisierten Alexander Pfeiffer wird in diesem Zusammenhang etwa das Spiel Cryptokitties erwähnt. Dort ist es möglich, virtuelle Katzen als NFTs zu kaufen und zu verkaufen – diese zu züchten und zu sammeln. Das Spiel verwendet die Blockchain Ethereum und lässt auch in der Kryptowährung Ether handeln. Mehrere Katzen wurden bereits um sechsstellige Eurosummen gehandelt – ein hochgezüchteter Gaming-Charakter aus dem Assassin's Creed-Universum würde das wohl auch schaffen.

Scheideweg

Die Meinungen in der Gaming-Industrie zu diesem Thema sind gemischt. Die Firma Valve mit ihrem Steam-Store etwa hat sich gegen diesen Weg entschieden und verbietet Entwicklern deshalb "Inhalte, die auf der Blockchain-Technologie basieren oder den Tausch von Kryptowährungen oder NFTs erlauben". Spielehersteller Epic Games, der etwa mit Fortnite in den letzten Jahren große Erfolge feiern konnte, zeigt sich hier offener. Obwohl sich CEO Tim Sweeney mehrfach skeptisch über NFTs geäußert hat, erlaubt man kooperierenden Entwicklern, mit der Blockchain-Technologie zu arbeiten.

Alexander Pfeiffer schreibt in seinem Text, dass es noch viele offene Fragen gibt. In welcher Währung fallen künftig die Zahlungen der Kunden aus? Was kann man gegen Geldwäsche in diesem Umfeld machen? Speziell im Zusammenhang mit großen Spielepublishern, die in den letzten Jahren mit Mikrotransaktionen und Loot-Boxen bereits mehrfach bewiesen haben, dass der Versuch, mehr Geld aus den Spielern zu quetschen, nicht mit allen Mitteln funktioniert.

Zahlreiche Spiele zeigen allerdings, vor allem die langlebigen Vertreter, dass Spieler sehr wohl bereit sind, für Waffen, Kostüme oder Ähnliches in Spielen zu zahlen. Man darf gespannt sein, wie dieses funktionierende Modell mit NFTs verknüpft werden kann, damit am Ende die Hersteller ausreichend Geld verdienen, die Spieler aber nicht auf der Strecke bleiben. (Alexander Amon, 3.11.2021)