Das ist das erste iPhone der Welt mit USB-C statt Lightning.

Foto: Ken Pillonel

Dass Apple sich seit Jahren weigert, seine iPhones mit dem Standardanschluss USB-C auszustatten, wollte der Student Ken Pillonel von der Schweizer Hochschule EPFL nicht länger akzeptieren. Nach monatelangem Tüfteln schaffte er es tatsächlich, in einem iPhone X den Apple-eigenen Lightning-Anschluss mit USB-C zu ersetzen. In einem ausführlichen Youtube-Video zeigt er nun, wie der aufwendige Hack gelang.

Kenny Pi

So funktioniert der iPhone-Hack

Das knapp 14-minütige Video gibt faszinierende Einblicke, welche Überlegungen und Schritte notwendig waren, um den Anschluss auszutauschen. Der Robotikstudent ging dabei nicht nur äußerst gezielt vor, sondern scheute auch keinen Aufwand, was das Entschlüsseln von Konnektorenbauteilen und die Miniaturisierung der Lösung betrifft. Auch ein 3D-Drucker und eine Fräsmaschine wurden verwendet, um den Anschluss optisch so umzusetzen, dass er dem Originaldesign von Apple um nichts nachsteht.

Um Aufbau und Funktionalität des Lightning-Steckers zu verstehen, bestellte der Student Nachbauten aus China, die sich leichter auseinandernehmen ließen. Indem seine Arbeit auf diesen aufbaut, will Pillonel etwaigen Klagen oder Einschüchterungsversuchen von Apple vorbeugen, wie er in dem Video zu Protokoll gibt. Alle seine Erkenntnisse hat er nun, nach Abschluss des Produkts, zudem als Open Source zur Verfügung gestellt. Theoretisch kann sich nun folglich jeder ein iPhone mit USB-C-Anschluss bauen.

iPhone-Unikat mindestens 4.000 Dollar wert

Wie der Schweizer Student bereits vor einigen Wochen gezeigt hat, kann das iPhone X über den USB-C-Anschluss nicht nur aufgeladen werden – auch die Datenübertragung funktioniert dem Video zufolge. Weiters legte Pillonel von Anfang an großen Wert darauf, dass die Funktionalitäten des iPhones durch den Hack nicht beeinträchtigt werden dürfen. Das scheint ihm auch gelungen zu sein.

Kenny Pi

Die große Aufmerksamkeit für das erste iPhone der Welt mit USB-C-Anschluss will der Student nutzen, um ein bisschen Geld für weitere aufwendige Hacks zu lukrieren. Noch bis 11. November kann das Unikat auf Ebay ersteigert werden, aktuell liegt der Preis bereits bei knapp 4.000 Dollar. Bis zum Ende der Aktion dürfte dieser Preis aber noch nach oben gehen. In der Beschreibung heißt es, dass das iPhone ein Liebhabermodell sei und nicht als Alltagsgerät verwendet werden solle.

EU im Dauerclinch mit Apple

Dass Apple der EU in der Frage eines einheitlichen Ladestandards bisher die kalte Schulter zeigte und hinter den Kulissen auch aktiv für seine eigene Lightning-Lösung lobbyierte, ist hinlänglich bekannt. Da die EU-Mühlen bekanntlich langsam mahlen, ist ein verpflichtender gemeinsamer USB-C-Standard erst 2024 realistisch. Bis dahin könnte die ganze Diskussion aber ohnehin obsolet sein – setzt doch Apple mittlerweile bei einigen Geräten wie iPads, aber auch Macbooks sowieso schon auf USB-C.

Apples Strategie diesbezüglich lässt aber ebenfalls einen klaren roten Faden erkennen. Denn mit den iPhones setzt das erfolgreichste Apple-Produkt weiterhin auf Lightning. Aber auch die Airpods-Produktlinie bis hin zu den teuren Airpods Max besitzen weiterhin nur einen Anschluss mit dem Apple-eigenen Standard. Zumindest hinsichtlich der Netzteile hat Apple schon umgestellt. Diese werden – wenn sie überhaupt noch inkludiert sind – mit USB-C-Anschluss und einem entsprechenden Kabel mit Lightning auf USB-C ausgeliefert. (step, 03.11.21)