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Diese Woche sind die Herbstferien zu Ende gegangen. Gut zwölf Wochen Ferien in einem Schuljahr stehen etwa fünf Urlaubswochen bei Vollzeit angestellten Eltern gegenüber.

Foto: Daniel Scharinger / picturedesk

Der erste Akt des Ferienwahnsinns des neuen Schuljahres ist geschafft. Die Herbstferien sind vorbei, zwei Monate nach den Sommerferien, die sich für viele Eltern endlos anfühlen. Neun Wochen – wobei das nicht die ganze Wahrheit ist. Der erste und zweite Schultag ist beileibe keiner mit normalem Stundenplan, ebenso die letzten Tage vor den großen Ferien. An diesen Prä- und Postferienschultagen als Eltern einen normalen Arbeitstag hinlegen? Das spielt's nicht.

Und nun gibt es seit dem Schuljahr 2020/2021 auch "gemeinsame Herbstferien". Ein Argument dafür lautete: Kinder aus einer Familie, aber an unterschiedlichen Schulen, hatten bisher öfter verschiedene schulautonome Tage. Diese freien Tage sind in die Herbstferien gewandert. Doch dieses eine Problem zu lösen ist ungefähr so, wie wenn man aus einem großen Haufen schmutzigen Geschirrs gerade einmal zwei Kaffeehäferl abwäscht – und dem großen Rest desinteressiert den Rücken zukehrt.

Lücken bleiben

Man bietet Herbstferien mit fünf freien Tagen als Ausgleich für vier schulautonome Tage an Pflichtschulen und fünf an weiterführenden Schulen an. Das nannte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) 2019 ernsthaft eine Förderung der Vereinbarkeit von Schule, Beruf und Familie. Dabei stehen nach wie vor gut zwölf Wochen Ferien in einem Schuljahr etwa fünf Urlaubswochen bei Vollzeit angestellten Eltern gegenüber. Da bleiben selbst dann Lücken, wenn sich die Eltern ihre Urlaube aufteilen und sie jeweils einzeln mit den Kindern verbringen. Da ist also nicht viel mit "gemeinsam".

Foto: Caritas

Und auch Selbstständige können nur sehr selten annähernd an die Ferienmenge ihrer Kinder anschließen. Für Alleinerziehende ist das alles noch um vieles schwieriger. Und so wurschteln sich Eltern irgendwie durch. Großeltern, meist Omas, werden eingespannt, Eltern, meist Mütter, gehen in Teilzeit und holen ihre Kinder rechtzeitig von Verwandten, Babysittern oder Ferienbetreuungen ab. Diese gibt es übrigens meist nur in Städten, und kostengünstige Angebote sind oft innerhalb von Minuten ausgebucht.

Unser Bildungssystem mit seinen Ferienzeiten ist völlig aus der Zeit gefallen. Man geht damit davon aus, dass ein Elternteil weitgehend von Lohnarbeit freigespielt ist. Doch für diesen Elternteil, wieder meistens die Frau, bedeutet das ökonomische Abhängigkeit und drohende Altersarmut. Doch das gilt – wie auch die Kinderbetreuung in Ferienzeiten – offenbar noch immer als ihr Privatproblem. (Beate Hausbichler, 3.11.2021)