Trotz Impftermins wieder heimgeschickt werden, weil man für den Booster ein paar Tage zu früh dran sei: Diese Erfahrung machten am Mittwoch einige verärgerte Wienerinnen und Wiener.

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"Überall hört man, man soll sich impfen lassen, und dann wird man heimgeschickt", ärgert sich eine 51-jährige Wienerin am Mittwoch im Gespräch mit dem STANDARD. Die Frau, die vor fünfeinhalb Monaten ihre zweite mRNA-Impfung erhalten hatte, wollte mit dem dritten Stich angesichts der rapide steigenden Zahlen nicht warten und machte sich bei dem Impfservice der Stadt Wien online einen Termin aus. Den bekam sie auch.

Mit dem Impfticket der Stadt Wien, also auch mit QR-Code, ging sie in ihrem Wohnbezirk in der Leopoldstadt am Mittwoch zur Impfstelle des Magistrats, die dort vom Samariterbund bespielt wird. Dort wurde sie, noch bevor sie mit einem Arzt sprechen konnte, nach ihrem Impfpass gefragt und wieder heimgeschickt. Der Grund: Es seien noch keine sechs Monate seit ihrem Zweitstich vergangen.

Was die Frau besonders ärgerte: "Während der 15 Minuten, die ich dort dann mit einem Vorgesetzten diskutiert habe, erging es noch fünf anderen Leuten so. Auch sie sind heimgeschickt worden."

Keine Verknüpfung der Daten

Auf STANDARD-Nachfrage im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), warum man Termine vergebe, die dann vor Ort verweigert würden, ist man nicht erfreut über die Situation. Es gebe aus Datenschutzgründen keine Verknüpfung der Impfpässe und der Vergabe der Impftermine, deshalb empfehle man, den Auffrischungsrechner zu verwenden.

"Prinzipiell entscheidet aber immer der Arzt oder die Ärztin, ob die Person geimpft wird oder nicht. Sie haften." Deswegen gebe es auch die Ärztegespräche vor den Impfungen bei allen Impfzentren der Stadt. Gebe der Arzt sein Okay, könne man aber auch vor den sechs Monaten geimpft werden. An sich habe das Büro Hacker die Empfehlung gegeben, "keine Leute wegzuschicken".

Die betroffene Impfwillige aus dem 2. Bezirk kam aber gar nicht so weit, dass sie einen Arzt sprechen konnte. Sie und die anderen wurden schon davor auf dem Gang weggeschickt. Sie sei dann von einem führenden Mitarbeiter gefragt worden, ob sie nicht lesen könne, und fast schon "scheinbar stolz" habe er gesagt: "Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen ich heute schon weggeschickt habe." Die Wienerin ist sichtlich irritiert: "Kein Wort des Bedauerns, stattdessen wurde einem sehr abwertend und unfreundlich der Eindruck vermittelt, dass man ein Idiot sei oder sich etwas erschwindeln wolle."

Andrang überschaubar

Die Frau wird sich sicher trotzdem impfen lassen – betreut sie doch ihre im selben Haus wie sie wohnende 81-jährige Mutter, doch: "Ich fürchte, von den anderen Weggeschickten kommen nicht alle wieder, dabei war der Andrang heute bewältigbar."

Der Sprecher des Gesundheitsstadtrats empfiehlt, wenn man sich früher als vom Nationalen Impfgremium empfohlen boostern lassen wolle, auf der Seite der Ärztekammer die Liste der Hausärztinnen und -ärzte in Wien durchzusehen, die impfen, und dort bei einer Ordination anzurufen.

Menschen, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, können überhaupt ab 28 Tagen nach ihrer Impfung eine Auffrischung erhalten. Aber auch im Austria Center geht man großzügiger mit den Fristen um. In die Impfstelle in der Karmelitergasse werden wohl einige nicht wieder zurückkehren. (Colette M. Schmidt, 3.11.2021)