Anrainer befürchten, dass die oft chaotischen Zustände an der Ein- und Ausstiegsstelle in der rechten Altstadt (wie hier auf einem 2016 aufgenommenen Foto) bald wieder Alltag werden.

Foto: Thomas Neuhold

Corona hat ein paar Monate für Ruhe gesorgt. Jetzt brummt der Salzburger Tourismusmotor wieder, und sogleich wird eines der größten verkehrspolitischen Ärgernisse im Innenstadtbereich wieder eröffnet: Mit Beginn der Adventzeit nehme der monatelang stillgelegte Reisebusterminal in der rechten Altstadt wieder seinen Betrieb auf, heißt es auf Anfrage des STANDARD im Büro von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP).

Abgespeckte Version

Allerdings verspricht ein Sprecher Preuners eine abgespeckte Version der Touristenausstiegsstelle in der Paris-Lodron-Straße. In Hinkunft seien nur mehr zwei Ausstiegsleisten geöffnet, die Busse bekämen von der Stadtbehörde 20-Minuten-Slots zugewiesen. "Macht also sechs Busse in der Stunde", rechnet man im Büro Preuner vor. Zudem dürfe der Innenstadt-Busterminal nur mehr angefahren werden, wenn die Passagiere eine Buchungsbestätigung in einem Hotel vorweisen können.

Tagestouristen müssten weiter am Terminal Salzburg Süd im Stadtteil Nonntal aussteigen. Warum nicht alle Busse an den am Rand der Innenstadt gelegenen Busbahnhof im Nonntal umgeleitet werden? Das sei für die Hotelgäste in der rechten Altstadt nicht zumutbar, die Erreichbarkeit wäre nicht gegeben. Politisch würde neben der ÖVP auch die SPÖ die Wiederbelebung des Terminals unterstützten.

Klientelpolitik der ÖVP

Die Anrainer, die seit Jahren vergeblich gegen das Buschaos in der nach Erzbischof Paris Lodron benannten Straße kämpfen und eine Begrünung der im Sommer heißen und staubigen Durchzugsstraße fordern, schenken den Worten aus dem Bürgermeisterbüro wenig Glauben. Sie befürchten, dass der Busterminal bald wieder zur alten Größe mit hunderten Anfahrten täglich anschwillt. Immerhin kurvten in vorpandemischen Zeiten mehr als 40.000 Reisebusse pro Jahr durch die Stadt Salzburg.

"Die Wiederaufnahme nach der Pandemie ist eine abstruse Idee aus dem vorigen Jahrhundert. Die Paris-Lodron-Straße ist eine der zentralen innerstädtischen Durchzugsstraßen, die keine Grünflächen und keinen Baumbewuchs außer fünf mickrigen Topfpflanzen hat", fasst Anrainersprecher Thomas Randisek die Lage zusammen.

Aus der Zeit gefallen

Unterstützung bekommen die Anrainer nur von der grünen Bürgerliste und der KPÖ. "Ein Reisebusterminal inmitten der Altstadt ist völlig aus der Zeit gefallen. Der für den Tourismus und somit für die Reisebuslogistik zuständige Bürgermeister Preuner hätte die Zeit der Pandemie nützen können, um über Alternativen nachzudenken. Das hat er nicht getan. Jetzt vor Weihnachten über Zuruf der Hoteliers den Terminal wieder aufzumachen, ist reine Klientelpolitik der ÖVP", heißt es vonseiten der Bürgerliste.

Ähnlich auch KPÖ-Gemeinderat Kay-Michael Dankl: "Anstatt Touristenbusse durch die ganze Stadt zu schleifen, gehören mit Öffis gut angebundene Busterminals an den Stadtrand", sagt Dankl.

Dass der Innenstadtterminal – wie von Anrainern, Grünen und KPÖ gefordert – geschlossen und ein Terminal am Stadtrand errichtet werde, sei derzeit kein Thema, sagt man im Büro Preuner dazu knapp. Es gebe dazu keine Pläne. (Thomas Neuhold, 4.11.2021)