Durchatmen heißt es jetzt vor allem für die zahlreichen Gegner des Projekts: Der geplante Klimastollen wird in seiner ursprünglichen Form nicht realisiert.

Firma Putz

Linz – Ein heikles Projekt in Ebensee ist jetzt vom Tisch: Der Plan einer ortsansässigen Unternehmerfamilie, einen in den Kriegsjahren 1944/45 von Insassen des KZ Ebensee in den Berg getriebenen Stollen im Ortsteil Rindbach zum "Klimastollen" umzufunktionieren, wird in seiner ursprünglichen Form nicht realisiert werden. Ein bereits bei der Bezirkshauptmannschaft Gmunden eingebrachter Antrag auf eine Betriebsanlagengenehmigung wurde von dem Initiator Anton Putz und dessen Sohn überraschend zurückgezogen – und ein neuerlicher Antrag bis dato nicht eingebracht.

Offene Detailfragen

Auch die Gemeinde Ebensee erhielt über einen Anwalt die Nachricht der Familie Putz, dass man das besagte Stollenprojekt in seiner ursprünglich geplanten Variante "nicht mehr verfolge".

Es habe im Juli eine entsprechende gewerberechtliche Verhandlung am Gemeindeamt gegeben, erläutert die Ebenseer Bürgermeisterin Sabine Promberger (SP). "Diese wurde aber unterbrochen, da wir als Gemeinde noch detaillierte Angaben zu dem geplanten Projekt haben wollten", so die Gemeindechefin. Die angeforderten Details blieb man schuldig, vielmehr folgte überraschend der totale Rückzug. Vonseiten der Familie Putz wollte man auf Anfrage "keine Stellungnahme" zu den Planänderungen abgeben.

"Historisches Zeugnis"

Das 382 Meter lange Stollensystem war ursprünglich von den Nazis als Pumpenstollen zur Wasserversorgung der Stollenanlage A (Hatschek-Steinbruch) in Ebensee vorgesehen. Für Wolfgang Quatember, Leiter des Zeitgeschichte-Museums Ebensee, ist das besagte Stollensystem "eines der letzten historischen Zeugnisse der Häftlingszwangsarbeit in Österreich".

Im KZ Ebensee als Außenlager des KZ Mauthausen sind zwischen 1943 und 1945 rund 8500 Menschen zu Tode gekommen. Die Häftlinge mussten Stollenanlagen mit einer Fläche von mehr als 40.000 Qua dratmetern in den Berg treiben. Es sollte ein Stollennetz errichtet werden, das für die vor Luftangriffen sichere Unterbringung der vom Heereswaffenamt betriebenen Raketenversuchsanstalt im norddeutschen Peenemünde vorgesehen war.

Massive Proteste

Im Frühjahr 2019 erwarb dann Anton Putz den Berg samt Stollen. Und präsentierte seine Pläne für ein Projekt für Patienten mit Atemwegserkrankungen. Was aber letztlich lokal, national und international zu massiven Protesten führte.

Trotz aller Bedenken blieb die Unternehmerfamilie damals bei ihrem Vorhaben. Und die Planung war schon durchaus weit fortgeschritten. Selbst einer vom Mauthausen-Komitee geforderten, begleitenden historischen Aufarbeitung stand man durchaus offen gegenüber.

Der architektonische Vorentwurf stammte von der Linzer Künstlerin und Architektin Isa Stein und trug den Titel "Atmen". In dem modern gestalteten Eingangsbereich sollte die "Historie des Ortes" an die Wände projiziert werden. Gesamt war ein anregendes "Spiel mit Erde, Luft, Wasser" angedacht. Konkret: "gehen, den Ort eratmen, sich wahrnehmen, hören". (Markus Rohrhofer, 3. 11. 2021)