Zwischenzeitlich erreichte Hildmann auf Telegram mehr als 100.000 Menschen.

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Die Liste der Vorwürfe gegen den ehemaligen Vegankoch und Verschwörungserzähler Attila Hildmann ist lang – und so schwerwiegend, dass deutsche Behörden seit Monaten wegen Volksverhetzung mit Haftbefehl nach ihm suchen.

Er zählt zu den radikalsten Akteuren der Szene, erreichte mit seinen zum Teil antisemitischen Botschaften auf Telegram zeitweise mehr als 100.000 Menschen. Juden wollten "die deutsche Rasse auslöschen" und Ähnliches postete er regelmäßig. Inzwischen ist er in die Türkei geflohen, in das Heimatland seiner Eltern.

Was den 40-jährigen Attila Klaus Peter Hildmann ursprünglich dazu brachte, sich zur Galionsfigur der Corona-Leugner-Bewegung hochzuarbeiten, war lange unklar. Noch heute präsentiert er sich als erfolgreicher Geschäftsmann.

Geldprobleme und ein IT-Administrator

In Wirklichkeit kämpfte Hildmann schon im Jänner 2020 mit Steuerschulden in der Höhe von 112.450,90 Euro. Zwei Monate später, als im März in Deutschland der erste Lockdown verhängt wurde, waren es bereits 200.000 Euro.

All das weiß man ausgerechnet von einem einst engen Vertrauten und Wegbegleiter, seinem IT-Administrator Kai Enderes. Zwei Terabyte Daten gab dieser dem Hackerkollektiv Anonymous Germany. Von dort gelangten die Dokumente an den SPIEGEL, die ARD und das NDR-Format "Strg_F".

Sie zeichnen ein klares Bild: Schon 2019 geriet Hildmann in Konflikt mit den Gesetzeshütern. Wegen Beleidigung und Widerstands gegen Polizeibeamte, die ihm einen Strafzettel ausstellen wollten, wurde er zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Als Grund für sein Verhalten nannte er "finanzielle Probleme mit seinen Lokalen".

Als die Ermittler sich immer mehr für ihn interessierten, trat er mit dem rechten Szeneanwalt Wolfram Narath in Kontakt, tauschte sich mit ihm darüber aus, dass man das deutsche Blut rein halten müsse. Um seine Zahlungsfähigkeit zu garantieren, überschrieb er dem Juristen seinen Porsche 911 GT3.

Maulwurf in der Staatsanwaltschaft

Über den Ermittlungsstand der gegen ihn ermittelnden Staatsanwaltschaft weiß Hildmann dank einer unbekannten Kontaktperson seit einem Jahr Bescheid. Auch vom Haftbefehl von Februar dieses Jahres wusste er im Vorhinein, die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen einen Maulwurf.

Lange dachte Enderes, sagt dieser, Hildmann sei "ein Guter". Dann fand er immer mehr Hitler-Bilder auf dessen Handy. Sein erklärtes Ziel? Attila Hildmann hinter Gitter bringen. (Mickey Manakas, 4.11.2021)