In Wien werden bereits zu viele Wohnungen gebaut – die Preise sind bisher aber nicht gesunken.

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Zu einer Abkühlung des Immobilienmarkts hat Corona nicht geführt – im Gegenteil. Das belegen Daten der Bauträgerdatenbank Exploreal zu Wien und Niederösterreich, die am Mittwoch mit dem Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer präsentiert wurden.

Durchschnittspreis: 399.000 Euro

Demnach sind die Preise für Wohnungen direkt vom Bauträger in Wien seit Anfang des Jahres noch einmal um fast zehn Prozent gestiegen. Mehr für sein Geld bekommt man nicht: Die durchschnittliche Wohnungsgröße ist fast gleich geblieben. Konkret sind in Wien für eine Wohnung im Schnitt 399.000 Euro nötig. In Niederösterreich sind es knapp 280.000 Euro – was immerhin ein Minus von vier Prozent bedeutet. Dafür ist aber auch die durchschnittliche Fläche der Wohnungen geschrumpft.

Apropos: Der Trend zu kleinen Wohnungen setzt sich fort. Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen nahmen in Wien seit der letzten Erhebung 2020 um sieben Prozent zu und machen mittlerweile 60 Prozent der Wohneinheiten in einem durchschnittlichen Projekt aus. Und noch etwas geht aus den Zahlen hervor: 2022 werden mehr Wohneinheiten fertig werden als je zuvor – in Wien geht man bei Exploreal von 19.700 Einheiten aus, in Niederösterreich von 7.400.

Abbrüche erschwert

Dass schon jetzt mehr Wohnungen gebaut als gebraucht werden, streitet man in der Branche nicht ab. Warum die Preise dennoch nicht sinken? Michael Pisecky vom Fachverband führt die Preise auf "extrem steigende" Grundstückskosten zurück, weil die Liegenschaften knapp sind. Das liege zum einen an der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" in Wien, die bei großen Grundstücken seit einigen Jahren eine Zwei-Drittel-Bebauung mit gefördertem Wohnbau vorschreibt. Somit seien Grundstücke weniger wert und würden daher derzeit seltener verkauft. "Und bereits gewidmete Grundstücke steigen noch zusätzlich im Preis", sagt Pisecky.

Auch die Tatsache, dass mit einer Gesetzesänderung 2018 Abbrüche alter Häuser erschwert wurden, führe zu einer Verknappung, weil dadurch Wohnraumschaffung verhindert werde. Und dann gibt es da noch die hohen Baukosten und Engpässe bei bestimmten Rohstoffen. Pisecky geht daher davon aus, dass die Bauleistung in zwei bis drei Jahren zurückgehen wird. Damit werde die derzeitige Überproduktion wieder ausgeglichen. (zof, 4.11.2021)