Seit Donnerstag gibt es Warnstreiks.

Foto: APA / Franz Neumayr

Wien – Am Tag zwei der Metallerproteste richtete die Industriellenvereinigung (IV) einen Appell an die Gewerkschaft und die Lohnverhandler in der Metallindustrie, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir brauchen Vernunft und Augenmaß", sagte IV-General Christoph Neumayer. Die Angebote der Arbeitgeber seien mit einem Plus von 2,75 Prozent alles in allem gut, denn die rahmenrechtlichen Verbesserungen "kosten ja auch etwas", sagte der IV-General mit Verweis auf die angebotenen Erhöhungen der Zulagen für Nacht- und Schichtdienste.

Zusammen ergebe dies eine Erhöhung um 3,2 Prozent. Damit seien Protestaktionen oder gar Warnstreiks keinesfalls zu rechtfertigen. "Also runter vom Gas, die Angebote sind gut", sagte Neumayer bei Vorlage der aktuellen Konjunkturumfrage der österreichischen Industrie.

Robust, aber mit Störfaktoren

Die Industriekonjunktur ist laut IV-Chefökonom Christian Helmenstein grundsätzlich robust, allerdings erheblichen Störfaktoren ausgesetzt, die der vom Export abhängigen österreichischen Volkswirtschaft erheblich zusetzen könnten: Reisebeschränkungen (China und Japan fallen im Tourismus mutmaßlich noch länger aus), die Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen seien nicht zur Gänze in den Verkaufspreisen unterzubringen – und der Fachkräftemangel, der sich zu einer echten Wachstumsbremse auswachsen könnte.

Im dritten Quartal merke man davon – abgesehen von den Lieferproblemen – noch nichts, die Erholung werde sich aus derzeitiger Sicht über 2022 hinaus fortsetzen. An Schwung verlieren werde man allerdings schon. Die 391 befragten Industrieunternehmen sehen bei der Dynamik der Erholung den Plafonds bereits erreicht. Eine Fortsetzung des Aufschwungs in moderatem Tempo stehe aber außer Zweifel – abgesehen von nicht prognostizierbaren exogenen Schocks. Zwei von fünf Unternehmen wollten weiterhin Beschäftigung aufbauen – sofern es die dafür notwendigen Fachkräfte gebe. Hier spüre man die Reisebeschränkungen, weil Fachkräfte aus dem EU-Binnenmarkt ausblieben, etwa im Tourismus, sagte Helmenstein.

Energieabgabenbremse

Was die steigenden Energiepreise betrifft, fordert die energieintensive Industrie vorübergehende Staatshilfen, zumindest in Form von Stundungen der Vorauszahlungen, etwa der Energieabgabe, die pro Jahr fast 900 Millionen Euro ausmachen. Vorauszahlungen gefährdeten die Liquidität und Investitionstätigkeit. "Damit die Energiepreise nicht zu einer Aufschwungbremse werden", mahnte Neumayer. (ung, 4.11.2021)