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HPV-Impfung in einer indonesischen Schule.

Foto: AP/Achmad Ibrahim

London/Wien – Die Impfung gegen Infektionen mit Human-Papilloma-Viren (HPV) – am besten noch im Kindesalter – kann den Gebärmutterhalskrebs besiegen. Im "Lancet" ist am Donnerstag eine Studie erschienen, die erstmals für England eine Schutzrate von 87 Prozent für den bivalenten Impfstoff gegen die zwei gefährlichsten Varianten der Viren (HPV 16 und HPV 18) nachweist.

"Obwohl schon frühere Studien den Nutzen der HPV-Impfung in der Verhinderung von HPV-Infektionen gezeigt haben, waren die Belege für eine Schutzwirkung gegen Gebärmutterhalskrebs bisher begrenzt", sagte Studienautor Peter Sasieni vom King's College in London. Aus Modellrechnungen hätte man einen ersten Effekt durch die Mädchen und jungen Frauen (ab zwölf Jahre) in England seit 2008 angebotene Impfung für 2019 erwartet. Die Studie sei jetzt der direkte Nachweis dafür.

In der Studie wurden die Krebsregisterdaten in England zwischen 2006 und 2019 ausgewertet und insgesamt sieben Personengruppen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren gebildet. Drei Gruppen bestanden aus den mit dem bivalenten HPV-Impfstoff gegen die Virusstämme 16 und 18 immunisierten Frauen. HPV 16 und HPV 18 sind jene Varianten, welche für die Entstehung eines Zervixkarzinoms Jahre nach der Infektion am gefährlichsten sind und verursachen 70 bis 80 Prozent der Fälle.

Impfung vor der Pubertät

Da bis zum Entstehen der Erkrankung einige Jahre vergehen und die Impfung am besten noch vor der Pubertät wirkt, war die beobachtete Schutzrate je nach Altersgruppe unterschiedlich: Sie betrug im Vergleich zu nicht immunisierten Frauen 87 Prozent bei jenen, die als Zwölf- bis 13-Jährige die Impfung erhalten hatten. Bei denjenigen, welche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren immunisiert wurden, lag die Schutzrate bei 62 Prozent. Im Alter zwischen 16 und 18 Jahren geimpfte Frauen zeigten noch immer eine um 34 Prozent geringere Häufigkeit an Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen.

Insgesamt, so die Autoren, hätte die HPV-Impfung in England bis Juni 2019 bereits 450 Zervixkarzinom-Erkrankungen verhindert. Das gleiche galt für 17.200 Fälle an diagnostizierten Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen, welche einen gynäkologischen Eingriff notwendig machen und die Fruchtbarkeit gefährden können.

Gerade bei den Zervixkarzinom-Vorstufen (CIN3-Befund) zeigte sich die Schutzrate besonders: Die Häufigkeit war unter den geimpften Frauen um 97 Prozent geringer als in ungeimpften Vergleichsgruppen. In Österreich kommt es pro Jahr zu rund 5.000 solcher Eingriffe wegen Zervixkarzinom-Vorstadien.

Seit 2014 auch in Österreich

Mittlerweile gibt es HPV-Impfprogramme schon in rund hundert Staaten der Erde. In Österreich wurde mit dem kostenlosen Angebot für Schulkinder beiderlei Geschlechts erst 2014 – also Jahre später als in Großbritannien – begonnen. Zahlreiche Experten – so auch jene der Österreichischen Krebshilfe – hatten sich zuvor jahrelang vergeblich für ein solches Programm eingesetzt.

2018 wurden in Österreich laut Statistik Austria 440 Zervixkarzinom-Erkrankungen registriert. 133 Frauen erlagen einem solchen Karzinom, obwohl auch bei Ungeimpften eine Diagnose gefährlicher Gewebeveränderungen bereits mit dem Vorstadium durch regelmäßige Abstrichuntersuchungen möglich wäre. Deshalb setzen auch immer mehr Staaten auf die Impfung. Bei Männern schützt die Impfung gegen verschiedene Krebserkrankungen, die durch HPV hervorgerufen werden, zum Beispiel auch gegen HNO-Karzinome. Die nunmehr verwendeten breiter wirksamen Vakzine verhindern auch Genitalwarzen. (APA, 4.11.2021)