Für eine Tourismusnation wie Österreich sind die hohen Infektionszahlen und die deshalb diskutierten Reisewarnungen keine guten Aussichten.

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Im Sommer sei ihr Betrieb "mit einem hellblauen Auge davongekommen", jetzt gebe es Angst und Bedenken und das nicht nur bei ihr, sondern auch bei Branchenkollegen. "Es ist eine Situation, die sich momentan dramatisch zuspitzt", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher. Die frühere Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich führt das Vier-Sterne-Hotel Brückenwirt in St. Johann im Pongau. "Wir sind in der buchungsanfragenstärksten Zeit, jeder zweite Satz ist sowieso, wie die Stornobedingungen sind. Wir wollen die Buchungen haben, unabhängig, was im Winter passiert, und sind entsprechend kulant." Die Sorgen der Salzburger Hotelière sind begründet.

Angesichts der hohen Corona-Zahlen wird in Deutschland wieder über eine Reisewarnung für Österreich diskutiert. Eine Entscheidung könnte am Freitag fallen, hieß es in einem der beteiligten Ministerien. "Die Zahlen würden es hergeben", erklärt man gegenüber dem STANDARD. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 154,5 in Österreich bei 481,2. Deutschland stuft Länder mit einer hohen Inzidenz seit 1. August in zwei Kategorien ein. Es gibt keine "einfachen Risikogebiete" mehr, nunmehr ist entweder von "Hochrisikogebieten" oder "Virusvariantengebieten" die Rede. Würde Österreich zum "Hochrisikogebiet", müssten sich Reisende aus Österreich, die nicht geimpft oder genesen sind, in Deutschland in Quarantäne begeben und könnten sich erst am fünften Tag freitesten.

Trübe Aussichten

Für eine Tourismus- und Exportnation wie Österreich keine guten Aussichten. Reisewarnungen und die vierte Corona-Welle im Speziellen gehören zu den Wachstumsbremsen, die beim Wirtschaftswachstum einige Prozentpunkte kosten könnten.

Nocker-Schwarzenbacher hat noch andere Sorgen. Sie moniert, dass es noch so viele Baustellen gebe, obwohl der Beginn der Wintersaison näherrückt. "Wir haben keine Regelung, wie es weiterlaufen soll, wenn wir Covid-Fälle im Haus haben. Ich weiß nicht, ob ich die betroffenen Personen heimschicken muss, Zimmer bereitstellen soll oder ob ich nicht sowieso mit einem Fuß im Kriminal stehe. Und was mache ich dann mit jenen Gästen, die nachkommen", fragt sich die Hotelière und meint: "Wir machen in Österreich derzeit fast alles falsch, was man falsch machen kann – touristisch betrachtet." Man hätte bereits im September oder Oktober versuchen müssen, den Anstieg der Neuinfektionen zu verlangsamen. So sei die Gefahr groß, dass die Branche im Winter wieder unter die Räder kommt.

Ähnlich besorgt zeigt sich Hans Schenner. Sein Sporthotel in St. Anton am Arlberg ist für Weihnachten zwar gut gebucht, die Unwägbarkeit sei aber die weitere Entwicklung der Neuinfektionen. "Es wird nur dann funktionieren, wenn man mit der 2G-Regel operiert", sagt Schenner. 3G sei deutlich schwieriger zu kontrollieren. Für internationale Gäste, die nach Tirol kommen, sollte das kein Problem sein, weil 2G auch im Flugzeug gelten werde. Bei Tagesgästen freilich werde es Ausfälle geben bei 2G. (Birgit Baumann, Günther Strobl, 4.11.2021)